XII.

1ES lieff das volck zu vnd kamen etliche viel tausent zusamen / also / das sie sich vnternander tratten. Da fieng er an vnd saget zu seinen Jüngern / zum ersten / Hütet euch fur dem Sawerteig der Phariseer /welchs ist die heucheley. 2Es ist aber nichts verborgen / das nicht offenbar werde / noch heimlich / das man nicht wissen werde. 3Darumb was jr im finsternis saget / das wird man im Liecht hören / Was jr redet ins ohr / in den Kamern / das wird man auff den Dechern predigen. Mat. 16; Mar. 8; Matt. 10; Mar. 4.


4JCH sage euch aber meinen Freunden / Fürchtet euch nicht fur denen die den Leib tödten / vnd darnach nichts mehr thun können. 5Jch wil euch aber zeigen / fur welchem jr euch fürchten solt / Fürchtet euch fur Dem / der nach dem er getödtet hat / auch macht hat zu werffen in die Helle / Ja / Jch sage euch / fur dem fürchtet euch. 6Verkeufft man nicht fünff Sperlinge vmb zween pfennige? Noch ist fur Gott der selbigen nicht eines vergessen. 7Auch sind die Hare auff ewrem Heubt alle gezelet. Darumb fürchtet euch nicht / Denn jr seid besser / denn viel Sperlinge. 8Jch sage euch aber / Wer mich bekennet fur den Menschen / Den wird auch des menschen Son bekennen fur den Engeln Gottes. 9Wer mich aber verleugnet fur den Menschen / Des wird verleugnet werden fur den Engeln Gottes. 10Vnd wer da redet ein wort wider des menschen Son / dem sol es vergeben werden. Wer aber lestert den heiligen Geist / Dem sol es nicht vergeben werden. Matt. 10; Mat. 12; Mar. 3.


11WEnn sie euch aber füren werden in jre Schulen / vnd fur die Oberkeit vnd fur die Gewaltigen / So sorget nicht / wie oder was jr antworten / oder was jr sagen solt / 12Denn der heilige Geist wird euch zu derselbigen stunde leren / was jr sagen solt. Mat. 10; Mar. 13.


13ES sprach aber einer aus dem Volck zu jm /Meister / sage meinem Bruder / das er mit mir das Erbe teile. 14Er aber sprach zu jm / Mensch / wer hat mich zum Richter oder Erbschichter vber euch gesetzt? 15Vnd sprach zu jnen / Sehet zu / vnd hütet euch fur dem Geitz / Denn niemand lebet dauon / das er viel Güter hat.


16VND er saget jnen ein Gleichnis / vnd sprach /Es war ein reicher Mensch / des Feld hatte wol getragen / 17Vnd er gedachte bey jm selbs / vnd sprach /Was sol ich thun? Jch habe nicht da ich meine Früchte hin samle. 18Vnd sprach / Das wil ich thun / Jch wil meine Schewnen abbrechen / vnd grössere bawen / vnd wil drein samlen / alles was mir gewachsen ist / vnd meine Güter. 19Vnd wil sagen zu meiner Seelen / Liebe seele / du hast einen grossen Vorrat auff viel jar / Habe nu ruge / iss / trinck / vnd habe guten mut. 20Aber Gott sprach zu jm / [287a] Du narr / Diese nacht wird man deine Seele von dir foddern / Vnd wes wirds sein / das du bereitet hast? 21Also gehet es / wer jm Schetze samlet / vnd ist nicht Reich in Gott. Eccl. 11.


22ER sprach aber zu seinen Jüngern / Darumb sage ich euch / Sorget nicht fur ewer Leben / was jr essen sollet / Auch nicht fur ewern Leib / was jr anthun sollet. 23Das Leben ist mehr denn die Speise /vnd der Leib mehr / denn die Kleidung. 24Nemet war der Raben / die seen nicht / sie erndten auch nicht /sie haben auch keinen Keller noch Schewnen / vnd Gott neeret sie doch. Wie viel aber seid jr besser denn die Vögel? Mat. 6.

25WElcher ist vnter euch / ob er schon darumb sorget / der da künde eine Elle lang seiner grösse zusetzen? 26So jr denn das geringste nicht vermöget /Warumb sorget jr fur das ander? 27Nemet war der Lilien auff dem felde / wie sie wachsen / Sie erbeiten nicht / so spinnen sie nicht. Jch sage euch aber / das auch Salomon / in aller seiner Herrligkeit nicht ist bekleidet gewesen / als der eines.

28SO denn das Gras / das heute auff dem felde stehet / vnd morgen in den ofen geworffen wird / Gott also kleidet / Wie viel mehr wird er euch kleiden / jr Kleingleubigen? 29Darumb auch jr / fraget nicht darnach / was jr essen / oder was jr trincken solt / Vnd faret nicht hoch her / 30Nach solchem allen trachten die Heiden in der welt. Aber ewer Vater weis wol /das jr des bedürffet. 31Doch trachtet nach dem reich Gottes so wird euch das alles zufallen.

32FVrchte dich nicht du kleine Herd / Denn es ist ewrs Vaters wolgefallen / euch das Reich zu geben. 33Verkeuffet1 was jr habt / vnd gebt Almosen. Machet euch Seckel / die nicht veralten / einen Schatz der nimer abnimpt im Himel / Da kein Dieb zu kompt /vnd den keine Motten fressen. 34Denn wo ewer Schatz ist / da wird auch ewr Hertz sein.


35LAsset ewre Lenden vmbgürtet sein / vnd ewre Liechter brennen / 36Vnd seid gleich den Menschen /die auff jren Herrn warten / wenn er auffbrechen wird von der Hochzeit / Auff das / wenn er kompt / vnd anklopffet / sie jm bald auffthun. 37Selig sind die Knechte / die der Herr / so er kompt / wachend findet / Warlich / Jch sage euch / er wird sich auffschürtzen / vnd wird sie zu tisch setzen / vnd fur jnen gehen / vnd jnen dienen. 38Vnd so er kompt in der andern wache / vnd in der dritten wache / vnd wirds also finden / Selig sind diese Knechte. 39Das solt jr aber wissen / Wenn ein Hausherr wüste / zu welcher stunde der Dieb keme / so wachet er / vnd lies nicht in sein Haus brechen. 40Darumb seid jr auch bereit /Denn des menschen Son wird komen zu der stunde /da jr nicht meinet. Mat. 24.


41PEtrus aber sprach zu jm / HErr / sagestu dis Gleichnis zu vns / oder auch zu allen? 42Der HErr aber sprach / Wie ein gros ding ists vmb einen trewen vnd klugen Haushalter / welchen sein Herr setzet vber sein Gesinde / das er jnen zu rechter zeit jr Gebür gebe? 43Selig ist der Knecht / welchen sein Herr findet also thun / wenn er kompt / 44Warlich / Jch sage euch / er wird jn vber alle seine Güter setzen. 45So aber derselbige Knecht in seinem hertzen sagen wird /Mein Herr verzeucht zu komen / Vnd fehet an zuschlahen Knechte vnd Megde / auch zu essen vnd zu trincken / vnd sich vol zu sauffen / 46So wird desselben Knechtes Herr komen an dem tage / da er sichs nicht versihet / vnd zu der stunde / die er nicht weis /Vnd wird jn zuscheittern / vnd wird jm seinen Lohn geben / mit den Vngleubigen. Mat. 24.

47DEr Knecht aber / der seines Herrn willen weis /vnd hat sich nicht bereitet / auch nicht nach seinem willen gethan / Der wird viel streiche leiden müssen. 48Der es aber nicht weis / hat doch gethan / das der streiche werd ist / wird wenig streiche leiden. Denn welchem viel gegeben ist / bey dem wird man viel suchen / Vnd / welchem viel befolhen ist / von dem wird man viel foddern. [287b]

49JCH bin komen / das ich ein Fewer2 anzünde auff Erden / Was wolt ich lieber / denn es brennete schon? 50Aber ich mus mich zuuor teuffen lassen /mit einer Tauffe / Vnd wie ist mir so bange / bis sie volendet werde? 51Meinet jr / das ich her komen bin Friede zu bringen auff Erden? Jch sage nein / sondern zwitracht. 52Denn von nu an / werden fünff in einem Hause vneins sein / drey wider zwey / vnd zwey wider drey. 53Es wird sein der Vater wider den Son / vnd der Son wider den Vater / die Mutter wider die Tochter / vnd die Tochter wider die Mutter / die Schwiger wider die Schnur / vnd die Schnur wider die Schwiger. Matt. 10.


54ER sprach aber zu dem Volck / Wenn jr eine wolcken sehet auffgehen vom Abend / so sprecht jr bald / Es kompt ein Regen / vnd es geschicht also. 55Vnd wenn jr sehet den Sudwind wehen / so sprecht jr / Es wird heis werden / vnd es geschicht also. 56Jr Heuchler / Die gestalt der Erden vnd des Himels künd jr prüfen / Wie prüfet jr aber diese zeit nicht? 57Warumb richtet jr aber nicht an euch selber / was recht ist3. Matt. 16.


58SO du aber mit deinem Widersacher fur den Fürsten gehest / so thu vleis auff dem wege / das du sein los werdest / Auff das er nicht etwa dich fur den Richter ziehe / vnd der Richter vberantworte dich dem Stockmeister / vnd der Stockmeister werffe dich ins Gefengnis. 59Jch sage dir / Du wirst von dannen nicht her aus komen / bis du den aller letzten Scherff bezalest. Mat. 5.


1 Verkeuffen / verlassen / absagen / hassen / nicht besitzen / nicht schetze samlen / nichts haben etc. Jst alles gesaget auff die meinung / das mans nicht vber Gott vnd sein wort lieben noch suchen sol / Sondern wie S. Paulus sagt. 1. Cor. 7 Tanquam non habentes.

2 Er redet nach dem Sprichwort / Jch wil ein Fewr anzünden / das ist / Jch wil einen vnfried anrichten / durchs Euangelium etc. Vnd wolt es were schon geschehen. Aber ich mus zuuor mein Leben daran sezten / Vnd mich verlanget darnach.

3 Künd jr sehen / wie es an den Creaturn gehet / Warumb sehet jr nicht auch / wo es euch feilet.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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