Martin Luther

Wider das Bapstum zu Rom vom Teuffel gestifft

Der aller Hellischt Vater Sanct Paulus Tertius, als were er ein Bischoff der Römischen kirchen, hat zwey breve an Carolum Quintum unsern Herrn Keiser geschrieben, darinnen er sich fast zornig stellet, murret und rhümet seiner Vorfarn Exempel nach, Es gebüre nicht einem Keiser noch jmand ein Concilium anzusetzen, auch nicht ein National, sondern allein dem Bapst, der allein dem Bapst, der allein macht habe zusetzen, ordiniren, schaffen, alles was in der Kirchen zu gleuben und zuleben ist. Hat auch eine Bulla (mit urlaub zu reden) auslassen gehen, nu fast zum fünfften mal, Und sol nu abermal zu Trennt das Concilium werden, doch so fern, das niemand dahin kome, on allein seine grundsuppe, Epicurer, und was jm leidlich ist. Hierauff ist mich lust ankomen zu antworten, mit Gottes gnad und hülffe, Amen.


Erstlich, Bit ich dich umb Gottes willen, wer du bist, ein Christ, ja auch wer du noch natürliche vernunfft hast, Sag mir doch, ob du es verstehen oder begreiffen mügest, Was das für ein Concilium sey, oder obs ein Concilium sein könne, wo der grewliche Grewel zu Rom, der sich Bapst nennet, solchen vorbehalt, macht und recht hat, alles was im Concilio beschlossen wird, zu reissen, zu endern und zu nichtigen, wie seiner Decret viel und fast alle brüllen. Dünckt dich nicht, Mein lieber Bruder in Christo, oder mein lieber, nach natürlicher vernunfft, freund, das solch Concilium müsse nichts denn ein gauckelspiel sein, dem Bapst in der Fastnacht zur kurtzweil zubereit?[206]

Denn was ists not, solch gros unkost und mühe auffs Concilium zu wenden, wenn zu vorhin der Bapst beschlossen hat, was im Concilio gemacht oder gethan wird, das solle jm unterworffen und nichts sein, Es gefalle jm denn recht wol, und wil gewalt haben alles zu verdammen? Solche unkost zu vermeiden, were es ja besser also zusagen: Aller Hellischter vater, Weil es gleich viel ist, was vor, oder im, oder nach dem Concilio beschlossen ist, oder wird, So wöllen wir eben so mehr (on alle Concilia) Ewer Hellischeit gleuben und anbeten, Sagt uns nur zuvor, was wir thun sollen, Domine [Rand: Mark. 10, 17] quid uis me facere? So wöllen wir von ewer Hellischeit singen den frölichen gesang: Virgo ante partum, in partu, post partum, auff das jr seid die reine jungfraw Maria, die nichts gesündigt hat, noch hinfurt sündigen kan. Wo nicht, so sagt uns doch umb Gottes willen, wo zu die Concilia not oder nütze sind, da ewer hellischeit so grosse macht uber hat, das sie nichts sollen sein, wo es ewer Hellischeit nicht gefelt, Oder beweiset doch uns armen unterthenigen bon Christian, Woher ewer hellischeit solche gewalt hat. Wo sind siegel und brieve, die euch solchs geben von ewerm Oberherrn? Wo ist schrifft, die uns solchs zwinge zu gleuben? wil ewer hellischeit dieselbigen uns nicht zeigen? Wolan, so wöllen wir sie selbs vleissiglich suchen, und mit Gottes hülf gewislich finden gar in kurtzē hernach.

In des sehen und hören wir, wie der Bapst so ein meisterlicher Geuckeler ist. Denn gleich wie ein Geuckler den albern leuten ins maul gülden gauckelt, Aber wenn sie es auf thun, so haben sie pferds dreck drinnen, So thut auch dieser schendlicher Lecker Paulus Tertius, schreibt nu schier zum fünfften mal aus ein Concilium, das, wer die wort höret, mus dencken, Es sey sein ernst, Aber ehe wir uns umbsehen, so hat er uns pferds dreck ins maul gegeuckelt, Denn er will ein solch Concilium geben, dar uber er möge seine macht uben, und mit füssen tretten alles was drinnen gesetzt wird. Für solch Concilium danck jm der leidige Teuffel, und kom auch nicht hinein denn der leidige Teuffel, dazu seine mutter, seine schwester und seine hurnkinder, Bapst, Cardinel und was mehr der Hellischen grundsuppen zu Rom ist.

Es gehet nu in das vier und zwentzigst Jar, das zu Worms der erst Reichstag unter diesem Keiser Carolo gehalten ward, Daselbs ich auch persönlich für dem Keiser und gantzen Reich stund. In demselben Reichstage ward[207] von allen Stenden des Reichs begert, das etliche grosse, unleidliche beschwerung (welche dazumal genennet, vnd hernach zu Nürnberg auf dem Reichstage dem Bapst Hadriano angezeigt, und in den Druck bracht wurden, der auch noch fur handen) vom Bapst und Geistlichen abgethan würden, oder sie wolten sie selbs abthun. Daneben ward begert, Keis. Mai. wolte bey dem Bapst erbeiten, umb ein gemein, frey, Christlich Concilium in Deudschen landen anzusetzen, und zu halten, oder ein National Concilium machen, welches der liebe Keiser bis her mit vleis gethan, aber bei den Bepsten nichts mügen erhalten, Daher diese 24 Jar im geschrey blieben sind diese drey wort: Frey, Christlich Concilium, in Deudschen landen.

Diese drey wort: Frey, Christlich, Deudsch, sind dem Bapst und Römischem hofe nichts denn eitel gifft, tod, teuffel, und die helle, Er kan sie nicht leiden, weder sehen noch hören, Da wird kein anders aus, das ist gewis, Er liesse sich ehe zu reissen, und würde ehe Türckisch oder Teufflisch oder wer jm sunst helffen kündte. Des ist dis die ursach: Anno 1415. Jar ist in Deudschen Landen ein Concilium zu Costnitz gehalten, darinnen Johannes Hus und Hieronimus gemartert sind, und wurden drey Bepste abgesetzt, und der vierd Martinus V. erwelet. Aber das ergeste und grewlichst, dafur dem Bapst so scheuslich grawet, war dis stück, da beschlossen und gesetzt, das ein Concilium uber den Bapst sey, und nicht der Bapst uber das Concilium, Und Concilium hette macht, den Bapst zu richten, urteilen, straffen, setzen und absetzen, Nicht widerumb der Bapst, das Concilium zu richten, urteiln oder endern. Ah, an, usch, das stücklin schmertzt sie, der stefft stickt tieff in jrē hertzen, der stein wil jnen das hertz abdrücken, Da haben sie sich ein mal gebrand, Sie komen nicht wider, sie liessen ehe die gantze welt im blut baden und ersauffen, Wie denn der Bapst Eugenius that, und richtet ein grossen mord und blutvergiessen an bey Strasburg durch den Delphin aus Franckreich, auff das er das Concilium zu Basel zu risse, welchs nach des Concilij zu Costnitz exempel und ordnung angefangen und schon einen Bapst erwelet hatte Amedeum den Herzogen zu Soffoy, Felix V. genant, Aber solte friede werden, muste derselbe Bapst abtreten, und das Concilium[208] fallen, denn sie können und wöllen des spiels, so sie zu Costnitz erlidden, nicht mehr gewarten.

Nu hatte das Concilium zu Costnitz, welchs unheilig gnug gewest ist, doch zu seinem fürnemen grosse und unmeidliche not und dringende ursachen, solchs zu setzen und zu schliessen, das ein Concilium müste uber den Bapst sein, und nicht der Bapst uber das Concilium, Denn es waren drey Bepste, der keiner dem andern weichen wolte, und geschach gros unordnung, und ward ein wüst wesen in der gantzen Römischen kirchen, da ein Bapst den andern verbannet, Einer dem andern die stifft und pfründen nam, Denn ein jglicher wolte der einige Bapst uber alles alleine sein, daraus kundte nichts guts folgen. Solcher wust weret bis in 39 jaren, das alle welt schrey und bat umb ein Concilion, dardurch widerumb ein einiger Bapst würde. Denn man hielts dafür zu der zeit, die Christenheit köndte on einen Bapst nicht sein. Da theten zusamen die fünff Nation, Deudschland, Welschland, Franckreich, Engelland, Spanien, und holffen, das zu Costnitz ein Concilium ward, welchs Keis. Siegmund mit groser mühe zusamen bracht.

Solte nu das Concilium die Bepste absetzen, musten sie zuvor eins werden, und schliessen, das ein Concilium uber den Bapst were und jn abzusetzen macht und recht hette, Weil sich im Bepstlichen recht nicht leidet, das ein Unterman den Oberman solt absetzen. Darumb zwang sie die grosse not, weil man muste zum wenigsten zween Bepste absetzen, wo der dritte ja bleiben solte, das sie zuvor musten schliessen, Sie hetten gewalt und recht, die Bepste abzusetzen. Also ists dazumal beschlossen, das der Bapst sey unter dem Concilium, und nicht uber das Concilium, unangesehen, das der Bapst so viel hundert jar zuvor sich heiser, und schier zu tod gebrullet und geschrien hat durch alle Decreten und Decretalen, Er sey uber alle Concilia, uber alle welt, auch vber die Engel im Himel, Item sey Gottes Stathalter auff Erden und ein jrdischer Gott, Und der grewel unzelich mehr, die schrecklich sind einem Christlichen hertzen und ohren zu hören.

Hierauff geschachs, das der eine Bapst, Gregorius genant, williglich abtrat und sein Bapstum dem Concilio ubergab, Doch der hoffnung, das Concilium würde seine willige demut ansehen und wider zum Bapst erwelen, da das nicht geschach, starb er fur rewe und leide. Der ander Bapst, Johannes genant, lies sich auch bereden uberaus schwerlich, das er gen Costnitz kam ins Concilium, eben der selbigen und viel grösser hoffnung, Er würde[209] allein Bapst bleiben, weil er zu Rom im Stuel gesessen war. Der dritte, Benedictus, bleib halstarrig in seinem sinn, und ward rechtlich und mit gewalt nach des Concilij Gesetz und Statut abgesetzt. Das ist das grewliche stücke, welches die Bepste bis her so hefftiglich verdreusst, und nicht mehr wollen noch können in Deudschland bey den bestien ein Concilium leiden. Sie sorgen, es möchte das Exempel des Costnitzer Concilij wider sie gebraucht werden, vnd möchte villeicht Paulus Tertius zu Trident als ein Bapst einreiten, Aber widerumb als ein armer tropff aus reiten, Darumb ist jm hieran gelegen, und haben sich bedacht, Sie wollen zu Rom bleiben, on Concilia und uber Concilia, und solte die welt untergehen.

Denn die Historien sagen von dem einen Bapst Johanne, da er sich in Deudschland begeben hatte, Da fur man zu und examniert sein leben und regiment, Vorhin thurste niemand wider jn, als einen Bapst, mucken, Und fand sich, das bey 40 Artickel uber jn beweiset worden alle des todes wirdig. Da entran er heimlich und wolt wider gen Rom, Aber Keiser Siegmund ergreiff jn unterwegen, und ward dem Pfaltzgraven befolhen. Als man jm nu die Artickel für hielt, antwortet er auff einen jglichen also: »Ah, ich hab viel ein ergers gethan.« Es verwunderte solche antwort die Gesandten, Weil unter andern Artickeln stund, Er hette seinen Vater erwürget, Er hette Zeuberey, Simoney, und viel schendlicher laster getrieben. Wie kündte er doch ergers gethan haben? Gab er diese antwort: Das ergeste were, das er gethan hette, Er hette sich lassen bereden, von Rom uber das welsche Gebirge in Deudschland zu komen. Hie mit meinet er, wo er zu Rom blieben were und das Bapstum behalten, wolte er wol solcher anklage frey und der aller heiligest Vater Bapst blieben sein, wenn er noch tausent mal mehr ubels gethan hette.

Hieraus sind die Bepste klug worden und hütten sich auffs höhest, das sie ja nicht solche grosse thorheit und Sünde begehen und uber das gebirge sich in Deudschland begeben, wie der selbige bapst Johannes gethan hat. Und wer wil sie des verdencken? sie thuns für grosser liebe und sorge für die arme Christenheit, das sie das Bapstum so lieb haben und ungerne verlassen, denn das bapstum ist das Heubt der gantze Christenheit und Herr der gantzen welt, dazu ein jrdische Gottheit, die Christus Stathalter auff Erden macht, das er alle Seelen lere und selig mache. Das ander verstehestu wol, Wenn du nur denckest: ja, Teufel und hellisch fewr!

Dem nach sihe mir nu an die Schrifft dieses Leckerlins, Pauli Tertij, da er zum Keiser schreibt: »Wiltu ein Concilium haben? Wir wollens geben.[210] Wiltu es in Germania haben? Sihe, wir wollens wagen und auch thun. Doch also, das es sey ein frey und Christlich Concilium, Und in welchem den Ketzern kein stat gegeben werde, als die kein teil mit der Kirchen haben können. Auch das du Arma iubeas deponi, das ist, gute sicherung und frieden schaffest. Solt auch wissen, das dir nicht zustehet, zu urteiln, welche zum Concilio zu ordnen sind. Sondern es gebürt unser Oberkeit.« Da hastu nu, was der Bapst und die heilige Bubenschule zu Rom für eine sprache hat, und wie er die drey wort »Frey, Christlich, Deudsch« uns leret zuverstehen, Nemlich, das er wolle ein Concilium geben, welchs er gewis sey, das es nimermehr könne gehalten werden, Denn er weis und fület wol, das jm und seiner verzweivelten Bubenschule viel erger gehen wurde im Concilio, weder es zu Costnitz dem Bapst Johanni gangen ist.

Die Fürsten und Stende des Reichs haben durch den Keiser diese 24 jar lassen erbeiten umb ein Frey, Christlich, Deudsch Concilium einfeltiger meinung, nach gemeinem verstand solcher wort, on alle Sophistrey, Nemlich »frey« heisst in deudscher sprache, und ›liberum‹ in der Latinischer sprache, das im Concilio die Zungen und Ohren frey sein sollen, das ein jederman, sonderlich die verordent werden zu reden, hören und handeln aller seits, frey mügen sagen, klagen, und antworten, was zur sachen dienet, die Kirchen zu bessern, ergernis und misbreuch auszureuten. – So habens gemeint und meinens noch die Deudschen und Stende des Reichs, in sonderheit aber und für allen dingen, das Gottes wort oder die heilige schrifft frey und unverbunden (wie es doch sein mus) jren gang und recht habe, Nach welcher man alles richten und urteiln solle. Derhalben auch gute Theologen da sein müssen, die der Schrifft verstand und erfarung haben. Das heisst frey, da das Concilium frey, und die Schrifft, das ist, der heilige Geist frey sind.

Aber die Römische Bubenschule und der Schulen Meister verkeret und felschet das Wort also, Das »Frey« sol so viel heissen, das er und seine Bubenschule frey seien, Nichts wider sie geredt, geendert noch fürgenomen werde, Sondern alles und alles, wie sie jtzt leben und wesen, bestetigt werde. Das also nicht das Concilium wider den Bapst, Sonder der Bapst wider das[211] Concilium frey sey. Das ist die alte geyge des Bapsts, in allen seinen drecketen und drecketaln, Nemlich: Er sol Herr und richter sein uber das Concilium, und nicht das Concilium uber den Bapst, Damit der Bapst macht habe zu verdammen, zu reissen, und zu nichtigen, ob etwas vom Concilio wider jn beschlossen würde, Ja, ehe sie etwas fürnemen zu schliessen, zuvor seine gnade fragen müsten, obs jm so gefallen wolle, auff das ein Concilium nichts anders sey, denn ein Jaherr, der im Rat oben an, zu nehest bey dem Handfas an der Thür, sitze, und zuhöre, was die gnadejuncker' uber dem hohen tische gebieten. Das heisst der Bapst ein frey Concilium.

Das ist die sprache des Stuels zu Rom, wenn er ein frey Concilium gibt, das du jn furt auch Römisch verstehen könnest: wenn sie »frey« sagen, das es gefangen heisse bey uns Deudschen, Wenn sie »weis« sagen, das du schwartz verstehen müssest, Wenn sie »Christliche Kirche« sagen, das du die grundsuppe aller Buben zu Rom verstehest, Wenn sie den Keiser einen Son der Kirchen nennen, das es also viel sey, als der verfluchtest Man auff Erden, welchen sie wolten, das er in der Helle were, und sie hetten das Reich, Wenn sie Deudschland die löbliche Nation nennen, das es heisse: die bestien und Barbari, die nicht werd sind des Bapsts myst zu fressen, wie der Wal Campanus (als man sagt) thet, da er in Deudschland gewesen, (nicht mit seinem schaden) und an die grentze des Welschen landes wider heim kam, den rücken gegen Deudschland keret, bückt sich und decket den hindern auff, und sprach: ›Aspice nudatas, Barbara terra, nates!‹ Sihe da, du Bestia, kücke mir in den Sra.

Also das wörtlin »Christlich« meinen die Fürsten und Stende des Reichs einfeltiges, auffrichtiges gemüts ein Concilium, da man von Christlichen sachen und durch Christliche Leute nach der Schrifft handeln solt, Denn sie gar wol gewust, was der Bapst im geistlichen Recht von gürteln, Röcken, Schuhen, Kaseln, Platten, Kirchweihen, Fladen weihen, von Pfründen, Prelaturn, Pallien, Digniteten und des Narrenwercks unzelich, gehandelt hatte. Sondern, weil jtzt auff der Ban weren erregt grosse wichtige sachen vnd disputation,[212] vom Ablas, Fegfewr, Messen, Abgötterey, Glauben und guten wercken und dergleichen, das man solche sachen Christlich nach der heiligen Schrifft, nicht Bepstlich möcht verrichten, und dem armen einfeltigen Man helffen, das er auch wuste, wo er were und endlich mit seiner Seelen bleiben solt. Ja, das heisst auff Deudsch, Latinisch, Griechisch, und in allen sprachen »Christlich Concilium«. Solchs roch der Bapst mit seiner hellischen grundsuppe seer wol und hatte den schnuppen nicht. Aber er nam Niese wurtzel und macht jm den Schnuppen, verkeret dis Wort »Christlich« also:

Christlich heisse nichts mehr denn Bepstlich und was seine hellischeit sampt seiner Bubenschule (ah vergebe mirs Gott, ich hette schier gesagt: sampt seiner heiligen Kirchen) zu Rom urteilet und schleusst, Was aber da wider fürgenomen würde, solle unchristlich und Ketzerisch sein, Nemlich, wo das Concilium wolte schliessen, man solte beider gestalt des Sacraments frey lassen gehen, wie es die Ketzer wollen haben, das sol durchs Concilium aus befelh seines ober herrn des Bapsts verdampt sein, Und die, so solchs für hetten im Concilio zu erregen, sollen als Ketzer nicht zu gelassen werden, wie der Hellische Vater dem Keiser schreibt: Die Ketzer sollen nicht raum im Concilio noch teil mit der heiligen Kirchen haben. Und ob die Ketzer dem Keiser wolten fürhalten: Solchen Artickel hette Gott der Vater durch seinen lieben Son selbs eingesetzt, und aller welt befolhen, man solle den Son hören, Luce iij: ›Hunc audite‹, Und der heilige Geist hette es hernach also erhalten in [Rand: Luk. 3, 22] der gantzen Christenheit, bis in 1400 jaren, da der Bapst solchs verbot, und noch der mehrer teil der Christenheit, so unter dem Bapst nicht ist, solchen Artickel hellt, und halten wird bis an der welt ende, Solchs alles unangesehen und ungeacht, sol der Keiser alle Ketzer, so solchs mit Gott dem Vater, Son, heiligem Geist und der Christenheit in aller welt halten, verbrennen, tödten oder veriagen, auch die in Indien, Persien, vnd in gantzem Orient. Aus der ursachen: Gott der Vater, Son, heiliger Geist sampt seiner heiligen Kirchen sind Ketzer und unchristen, Allein der Bapst und seine Römische Bubenschule sind Christen. Nu ists ja viel besser, das Gott der Vater, Son und heiliger Geist sampt seiner heiligen Kirchen im Concilio als die schendlichsten Ketzer verdampt werden, denn das der Hellische Vater Bapst und seine Hermaphroditen sollen Unchristen heissen.

Solcher unchristlichen, ketzerischen Artickel sind noch viel mehr, die Gott der Vater, Son und heiliger Geist in seiner heiligen Kirchen leret und helt,[213] als: das kein Fegfeur sey, da der Hellische Vater zu Rom ein Jarmarckt aus ertichtet hat, und unzelich gelt und gut damit geraubt. Item, das Ablas ein lauter bescheisserey sey, damit der Hellische Vater alle welt generret und umbs gelt betrogen hat. Item, das die Messe ein Opffer sey, für die Lebendigen und Todten. Item, das der Ehestand frey sey, und des dinges viel mehr, da jtzt Bepstliche heiligkeit auff stehet. Ich wil schweigen Simoney und Geitz, pfründen marck, Pedasterey, und was mehr der heilige Stuel zu Rom in seinem aller heiligsten leben treibt und grosse lust drinnen hat. Welchs alles der heilige Geist, der unchristliche Ketzer, mit seiner Kirchen auffs höhest verdampt und nicht hören nennen mag.

Hieraus folget, das Gott, sonderlich der heilige Geist, der doch gerhümet wird, das durch jn die Concilia versamlet werden, und alles durch jn drinnen gehandelt und beschlossen wird, ins Concilium zu Trent nicht komen kan, noch in kein Bepstlich Concilium, und mus wol heraussen bleiben, Ursach: die heilige Jungfraw, Sanct Paula Tertius, schreibt dem Keiser Karolo: Es sollen die Ketzer nicht raum noch stat in seinem Heiligen, Freien, Christlichen Concilio haben. Nu ist jtzt angezeigt, das Gott der heilige Geist ein grewlicher Ertzketzer sey, mit Gott dem Vater und Son, darumb das er zu wider der Bepstlichen und Römischen heiligkeit hat in seiner Kirchen gestifftet und eingesetzt, auch noch heutiges tages in aller welt hellt und leret sein gantz heiliges Sacrament beider gestalt, und verdampt die jenigen, so solches nach der weise nicht halten noch brauchen. Welchs alles zu gegen und wider ist dem hellischen Stuel zu Rom, der solchs manichfeltiglich durch seine Bullen als ketzerey verdampt hat, denn, wie seine Schutzschreiber sagen, ist er auch uber die heilige Schrifft und uber Gottes wort ein gewaltiger Herr und richter worden, der da endern mag, was Gott ordent und gebeut.

Nu were noch wol rat und hülff furhanden, das der heilige Geist, der arme ertzketzer, möchte zu gnaden komen und in das heilig, frey, christlich Concilium gelassen werden, wenn er nicht zu halstarrig were, sich demütigen und für der heiligen jungfrawen S. Paula tertius fraw Bepstin auff die knie fallen und die füsse küssen wolte, seine ketzerey alda bekennen, berewen und wideruffen, Er kriegete gewislich wol ein ablas Bullen, on gelt und umb sonst, beide für sich und seine heilige Kirchen. Aber der heilige Paulus, auch [Rand: Apg. 17, 6] ein grosser Ketzer (der alle welt jrre macht Act. 17, wie die Jüden zu Thessalonich [Rand: Röm. 11, 29] uber jn schrien) Ro. xj. spricht: Gottes Gaben und beruffung mügen jn[214] nicht gerewen, das ist, er endert sie umb niemands willen. Der selbe Ketzer Paulus macht den heiligen Geist auch jrre, das er unbusfertig bleiben mus, und kan seiner Sünde und Ketzerei keine gnade noch ablas finden. Darumb mus er schlecht ausser dem heiligen, Freien, Christlichen Concilio der heiligen Frau Bepstin Paula Tertius bleiben. Und mag sich dieweil tücken und bergen in seiner eigen ketzerischen Kirchen, das jn Paula Tertius nicht ergreiffe, Er muste sonst gewislich als ein Ertzketzer mit fewr zu asschen verbrand werden. Sanct Paula, die heilige Jungfraw Bapst, wird wol einen bessern und schönern und viel Christlichern, Freiern, heiligern Geist finden in seinem Heiligen, Freien, Christlichen Concilio.

Mocht jemand hie dencken, Ich büssete hiemit die lust, mit so spöttischen, verdrieslichen, stachlichen worten an dem Bapst: O HErr Gott, Den Bapst zu spotten, bin ich ummeslich zu geringe. Er hat nu wol uber sechshundert jare die welt gespottet, und jrem verderben an Leib und Seel, gut und ehre, in die faust gelacht, Höret auch nicht auff, kan auch nicht auffhören, wie S. Petrus ij. Pet. ij jn nennet Akatapauston amartias, Incessabilem, [Rand: 2. Petr. 2, 14] inquietum incorrigibiliter, peccatorem. Kein Mensch kans gleuben, welch ein grewel das Bapstum ist. Ein Christ, der mus auch nicht geringes geistes sein, der es sol erkennen. Gott selbs mus jn spotten in dem Hellischen fewr, und unser HErr Christus, wie S. Paulus ij. Thessalo. ij sagt, mus jn tödten [Rand: 2. Thess. 2, 8] mit dem odem seines Mundes und durch seine herrliche Zukunfft zerstören. Ich spotte allein darumb mit meinem schwachen spotten, das die, so jtzt leben und nach uns komen, wissen sollen, was ich vom Bapst, dem verfluchten Antichrist gehalten habe, Und wer ein Christ sein wil, sich für solchem grewel lasse vermanen.

Das dritte Wort »Deudsch« oder »in Deudschen landen« drehet und martert er also: Keiser Carolus solle schaffen, das kein woffen zu fürchten sey, das ist, Es solle friede, und kein krieg zu fürchten sein, Iubeas arma deponi. Nu weis der Römische schalck seer wol, das Keiser Karol sampt seinem Bruder König Ferdinando und allen deudschen Fürsten so mechtig wol ist, das er nicht allein zu Trent in einer stad, Sondern auch in gantz Germania frieden halten kan, Und aus Deudschland keine fahr da sein kan. Wol weis (sage ich) der schalck Paula solchs, und er tichtet jm fehrligkeit, die nirgent ist, auff das ja das Concilium nicht könne gehalten werden. Zugleich gibt er damit Keiser Karolo und Deudschen Fürsten die schuld, das kein Concilium könne gehalten werden, Und feile an jm nicht, Sondern am Keiser und Stenden des Reichs, die nicht frieden noch sicherung schaffen, weil sie nicht das Schwert oder Rüstung ablegen, welchs doch keines fur handen ist, noch sein kan.[215]

Mit diesen worten bekennet er sein, das er kein Concilium wolle in ewigkeit halten in Deudschenlanden. Denn wenn wil die zeit komen, da ein Bapst nicht könne tichten und fürgeben, es were fehrlich, die Rustung nicht abgethan? Denn ob der Keiser gleich jn auff der Landstraffen zu beiden seiten mit hundert tausent Man liesse geleiten, So spreche er doch: Ja, wer wil den selben vertrawen? Thuts aber der Keiser nicht, so ist aber da die klage, es sey fehrlich und nicht sicher, das, wie es der Keiser macht, so kan er doch den Bapst nicht sichern, und bleibt die Rüstung oder Arma ein ewige hinderung des Concilij, welche der Keiser, und wenn hundert Keiser weren, nicht kündten weg nemen. Denn es stehet alles in des Hellischen Vaters willen und macht, Was da solle heissen Rüstung abthun oder Rustung halten, was frey und unfrey, Christlich und unchristlich sey.

Auch bringt solch wort viel andere mehr ausflucht, die nicht zu zelen sind, Aber der Hellische Vater teglich durch seinen Geist wol zu ertichten weis. Etliche wil ich rüren: er kan wol zur zeit etlich Man und Ros fertigen, die ein geschrey machen, Es sey ein volck furhanden und gantz unsicher worden. Item, der Türck ist nu zweymal sein schanddeckel gewest. Item, er kan wol kranck werden. Ah wer wil doch sorgen für den Teufel, wie er ursach und ausflucht finde? Diese aber ist jm die aller feineste, das er Franckreich alle zeit wider den Keiser hetze, wie er diese zwentzig jar mit höhestem vleis gethan, sonderlich, wenn das Concilium hat sollen angehen. Da kan er denn rhümen: Ah HErr Gott, wie gern wolten wir ein Concilium halten, Aber weil unser liebe zween Söne, Keiser und Franckreich, uneins sind, können wir nicht dazu komen! Wie er jtzt auch thut, da er in seiner Bulla von grossen freuden singet, Das die zwey Heubter vertragen sind. Und setzt das Concilium an zu Trent. Aber ah HErr Gott, wie leid ists dem Hellischen Vater, das Franckreich nicht hellt den vertrag, und wird die uneinigkeit grösser, denn vorhin.

Hieraus verstehet man nu die Wort des Hellischen Vaters zu Rom, das ›Arma iubeas deponi‹ so viel sey gesagt: Du, Keiser Karole, solt schaffen, das friede sey, Nicht allein, das du dein schwert ablegest, Sondern auch schaffest, das Franckreich ablege, welchs er nicht thun kan noch sol. Denn wir wöllen, das Franckreich dir für und für unruge mache. Darumb soll es also zu gehen, ehe wir ein Concilium halten wollen, das du, Karole, solt jmer Fewr lesschen, und Franckreich sol jmer anstecken. Und wo Franckreich faul hierin sein wolt, So wollen wir selber zu blasen und auffblasen, das du jmer zu lesschen habest,[216] und zu letzt des lesschens müde werdest. Also wollen wir dich lernen, wie du solt mit deinen Deudschen sewen ein Concilium begeren von dem Römischen stuel, und wollen doch jmer fort rhümen: ›Iube arma deponi, Iube arma deponi.‹ Wenn du friede schaffest, so wollen wir ein Concilium halten, das wird und sol geschehen, wenn wir auffhören arma zu movieren, welchs sol nimermehr geschehen.

Hie sihestu, welch ein spitzbübisch antwort dem Keiser und Stenden des Reichs gegeben wird auff jre bitte, die sie nu 24 jar lang gethan haben umb ein Frey Christlich Concilium in deudschen landen. Denn weil sich die Römischen spitzbuben dahin begeben und, wie sie allezeit sich bevliessen haben die sprachen zu verwirren, das der Spitzbube zu Rom rotwelsch antwortet, wo der Keiser und des reichs stende schlecht deudsch oder Latinisch reden, So werden sie der sprachen nimer mehr eines, schweige das ein Concilium werden könne. Heisst das nicht fein dem Keiser und Stenden des reichs auff dem maul getrumpelt und gespottet wie der Narren, des die Spitzbuben in die faust lachen, Schenden dazu und lestern, eben mit den selben worten, den Keiser, als habe er ein unfrey, unchristlich, unsicher Concilium gesucht, Sondern sie sind die heiligsten Leute, die ein frey, Christlich, sicher Concilium begeren. Also mus nu der frome Keiser und die Stende des Reichs den namen bey den Spitzbuben zu Rom haben, das sie ein genötigt, gefangen, gezwungen, unchristlich, ketzerisch, fehrlich, sorglich Concilium gesucht haben und noch suchen. So sol man einem Keiser und dem Reich die Zungen und hörner schaben! Bittet nu mehr umb ein Concilium bey dem heiligsten Vater!

Es meinen etlich, diese Spitzbüberey habe der Cardinal zu Meintz zu gericht. Aber ich halts nicht, Es were seiner kunst viel zu geringe Exempel, Er solts wol besser machen, als mich dünckt, Item, er ist der rechte meister, auch uber die zu Rom. So sind die zu Rome solcher Spitzbüberey und schalckheit nu uber 400 jar wol geübt und durchtrieben, wie man sehen kan in des Bapsts Decretalen, und in allen Historien der Keiser. Denn sihe doch, wie die armen Juristen geplagt sind, das sie die Römische spitzbüberey mit glosen zusamen flicken, reimen, schlichten, ehe sie jr eine geringe gestalt machen können, Gleich, als wenn ein Kürsner solt einen bosen Peltz flicken, da weder haut noch har gut ist, dazu bespeichelt und beeitert und grewlich beschmeisset.

Wolan, Es gehe hin, so lang es kan, der Keiser und das Reich müssen solchs spitzbubenstück verbeissen, es ist nicht der erste Keiser, mit dem[217] der verzweivelt Spitzbube zu Rom so spielet. Sie habens keinem versehen sint der zeit sie zur macht komen sind. Maximilianus klagt nicht mehr, denn das jm kein Bapst je hette glauben gehalten. Dieser Keiser Karolus acht ich, solts ja am Clement 7., Leone x. vnd jtzt am Paulo iij. zimlich erfaren haben. Summa, sie sind Keisers Phocas Creatur und Erben, der hat zu erst das Bapstum zu Rom gestifftet, dem folgen sie trewlich nach. Der selb Phocas, als ein Keisermörder zu Constantinopel, schlug seinen Herrn Keiser Moritz mit Weib und Kind tod.

Also thun die Bepste auch. Haben sie nicht selber können die Deudschen Keiser todschlahen, wie Clemens iiij. das edle Blut Conradinum, den letzten Hertzogen zu Schwaben und erblichen König zu Neapel, lies mit dem Schwert öffentlich richten, Haben sie nicht mit verretherey und aller Teuflischer bosheit die Keiser umbbringen können, So ists doch ja jr volliger wille, und jnen alle zeit leid gewest, das jr blutdürstiger, mördischer, boshafftiger wille gefeilet und verhindert ist worden. Es sind, wie gesagt, des Keisers Phocas, jres stiffters und Keisermörders, nachkomen, verzweivelte, durchtrieben Ertzspitzbuben, Mörder, Verrheter, Lügener, und die rechte grundsuppe aller bösesten Menschen auff Erden, wie sie selber zu Rom sagen, Schmücken sich darnach mit dem Namen Christi, S. Petri, und der Kirchen, so sie doch vol sind aller ergesten Teufel in der Helle, vol, vol, und so vol, das sie nichts denn eitel Teufel ausspeien, schmeissen und schneutzen können. Solchs wirstu sagen, das es die warheit sey, wenn du die Historien liesest, wie sie mit den Keisern sind umbgangen.

Wolan, wie ich gesagt, Keiser Karol und das Reich müssen des Spitzbuben zu Rom Paula Tertij rotwelsch verbeissen, Schadet auch uns noch nicht seer, Aber dem Stuel zu Rom dienet es dennoch dazu, das sie sich selbs hinden und fornen auffdecken, und lassen uns in jren hindern sehen, das wir sie kennen mügen. Denn bis her haben wir müssen gleuben, der Bapst were das Heubt der Kirchen, der aller heiligst, der heiland aller Christenheit, Nu sehen wir, das er mit seinen Römischen Cardineln nichts anders ist, denn ein verzweivelter Spitzbube, Gottes und Menschen feind, der Christenheit verstörer, und des Satans leibhafftige wonung, der durch jn nur schaden thun, beide der Kirchen und Policey, wie ein Beerwolff, und spottet und lachet in die faust, wo er höret, das Gott oder Menschen solchs wehe thut, davon hernach.[218]

Ich mus hie eine Historien mit unter bringen, daraus man mercken mag, was von den heiligen Spitzbuben und Mördern des Römischen Stuels zu halten. Anno Domini (ist mir recht) 1510 war ich zu Rom, da höret ich diese geschicht sagen: Es ligt ein Flecken, mit Namen Roncilion, etwa sieben Deudscher meilen herwerts von Rom, Daselbs ist gewesen zur zeit Pauli ij. (welcher für 70 jaren regiert hat) ein Amptman des Bapsts, der sahe das lesterlich Teufelisch wesen des Bapsts und seiner grundsuppen zu Rom, Und gab dem Bapst nicht sein jerlich gebür vom Ampt. Der Bapst lies jn laden, er kam nicht, Und was der Bapst gebot, das verachtet er. Endlich thet jn der Bapst in den Ban, da fraget er nichts nach. Darnach lies jn der Bapst mit glocken beleuten, und mit Liechten, von der Kantzeln ausgelesscht, werffen und verdamnen, wie die gewonheit ist, Daran keret er sich nichts. Zu letzt, weil nu solch verstockter ungehorsam gegen dem Bapst in seinem geistlichen recht Ketzrey heissen mus, lies er den Amptman auff ein Papir malen, mit vielen Teufeln uber dem kopff und zu beiden seiten, und für gericht bringen, verklagen und als einen ketzer zum fewr verurteilen, Und flugs drauff mit dem Papir zum fewr zu und verbrand. Der Amptman lies auch auff ein Papir malen den Bapst mitten unter den Cardinelen, und oben drüber und umb sie her alles voller teufel, lies gericht sitzen und den Bapst mit den Cardinelen verklagen, als die ergesten buben, so auff erden leben, und theten unmesslichen schaden armen leuten, Und wenn jr oberster stürbe, so setzten sie mit vleis an des selben stat den aller ergesten, so sie unter sich finden können, weren wol des hellischen fewrs werd, und wurden des viel zeugen dargestellet. Da fur Richter, Amptman mit klegern zu und sprachen, Man sol sie verbrennen, und flux in tausent teufel namen mit dem Bapst und Cardinelen zum fewr zu und verbrand, Bis jn der Bapst mit gewalt vertreib.

Diese geschicht ist villeicht lecherlich, Aber gleich wol zeigt sie ein schrecklich unglück an, das der Bapst mit seinem grewlichen, teufelischen wesen zu Rom trefflich schedlich ergernis gibt, und die Leute, so solchs sehen, sich dran stossen und gantz Epicurisch werden, gleich wie sie auch selbs sind. Denn auch fast alle, die von Rom wider komen, bringen mit sich ein Bepstlich gewissen, das ist, einen Epicurischen glauben. Denn das ist gewis, das der Bapst und Cardinal, sampt seiner Bubenschulen gar nichts gleuben, lachens dazu, wenn sie vom glauben hören sagen. Und ich selbs zu Rom[219] höret auff den gassen frey reden: Ist eine Helle, so stehet Rom drauff. Das ist: nach den Teufeln selbs ist kein erger Volck denn der Bapst mit den seinen. Darumb ists nicht wunder, das sie sich fürchten für dem freien Concilio und das Liecht schewen. Aber sie haben einen grund, darauff sie fussen, der ist: Sie meinen, jr Stand, Ampt und lere sey recht, Darumb, ob gleich die Personen böse sind, könne man doch den Stand und die Lere nicht urteilen noch verdamnen. Also faren sie fort und thun nach allem mutwillen, als gewis, das mit jrem stande kein not haben kan, davon wir hernach weiter sagen wöllen.

Und wens gleich were, das sie in einem Concilio reformirt würden, als nicht sein kan, Und der Bapst sampt seinen Cardinalen solchs mit blut verschrieben zu halten, so were es doch verlorne kost und erbeit, Sie würden doch hernach erger denn zuvor, wie nach dem Costnitzer Concilio geschehen ist. Denn weil sie des glaubens sind, das kein Gott, keine Helle, kein Leben nach diesem Leben sey, sondern leben und sterben wie eine Kue, Saw und ander [Rand: 2. Petri 2, 12] vieh, ij. Petri ij, So ists jnen gar lecherlich, das sie solten Siegel und Brieve oder eine reformation halten. Darumb were das beste, Keiser und Stende des Reichs liessen die lesterlichen, schendlichsten Spitzbuben und die verfluchte grundsuppe des Teufels zu Rom jmer faren zum Teufel zu, Da ist doch keine hoffnung, einiges gutes zu erlangen, Man mus anders hie zu thun, mit Concilien ist nichts ausgericht, wie wir sehen. Denn die unsinnigen narren wollen wehnen, uns sey so bange und jach nach jrem Concilio, und als kündten wir oder die Christenheit on jr Concilio oder Stand nichts thun, Meinen also, man müsse jnen jmer nach lauffen, das sie uns wol ewiglich zu nerren und effen hetten. Aber das ist unser meinung nicht, Und ich wil jnen dafür ein ander Liedlin singen mit Gottes gnaden, Wollen sie nicht Concilium halten, mügen sie es unsert halben wol lassen, Wir bedürffen für uns keines. Und wenn sie zornig sind, mügen in die bruch thun und an den hals hencken, das were ein thesem apffel und pacem für solche zarte heiligen. Gott helt sie nicht werd, das sie sich selbs solten bessern oder was guts thun, [Rand: Röm. 1, 28] sie sind dahin gegeben in verkereten sinn, Roma. ij. Da findestu den Calender, [Rand: 2. Petri 2, 12] Bepstlicher, Römischer tugent, auch ij. Petri ij. Da las es bey bleiben.

Weiter stehet ins Bapsts Paulichen Brieve an Keiser Karol: »Und du solt wissen, das dirs nicht gebürt, zu welen, welche im Concilio sein sollen, Sondern es gebürt unser Jurisdiction.« Far schon, liebs Paulichen, lieber[220] Esel, lecke nicht, Ah liebs Bapst Eselchen, lecke nicht, Aller liebstes Eselin, thus nicht! Denn das Eiss ist dis jar seer glat gefroren, weil der wind still ist gewest, du möchtest fallen und ein bein brechen. Wo dir denn im fallen ein fortz entfüre, so würde doch alle welt dein lachen und sagen: Ey pfu Teufel, wie hat sich der Bapstesel beschiessen, das were als denn ein gros limen Crese maiestatis wider den heiligen Stuel zu Rom, welche kein Ablas Brieve noch Plenitudo potestatis vergeben kündte. O das were ein fehrlich ding! Darumb bedenckt zuvor ewer selbs grosse fehrlickeit, Hellischer Vater!

Lieber, warumb solt der Keiser nicht macht haben, zu nennen, doch zum wenigsten etliche, die im Concilio sein solten, so doch zu den vier höhesten Concilien, Nicenum, Constantinopolitanum, Ephesinum, Chalcedoneum, nicht die Bepste (wie wol noch kein Bapst zu der zeit gewest) noch Bischove, Sondern allein die Keiser, als Constantinus, Theodosius, Junger Theodosius, Martianus haben die Bischove versamlet, beruffen und genennet zum Concilio, sind auch selbs mit drinnen gewest. ›Ja wir habens hernach also gesetzt in unsern Decretalen, das allein der Bapst solle Concilia beruffen und personen nennen.‹ Lieber, ists aber war? Wer hats euch befolhen, also zu setzen? ›Schweig, du Ketzer, was zu unserm mund aus gehet, das sol man halten!‹ Ich höres. Welchen mund meinstu? da die förtze aus faren? (das magstu selbs halten!) oder da der gute Korso einfleust? (da scheis ein hund ein!). ›Ey du schendlicher Luther, soltu mit dem Bapst so reden?‹ Ey pfui wider, jr lesterliche verzweivelten buben und groben Esel, solt jr denn auch mit einem Keiser und Reich also reden? Ja solt jr solche hohe vier Concilia mit den vier Christlichen, grössesten Keisern so lestern und schenden umb ewer fortze und drecketal willen? Wes lasst jr euch denn düncken, das jr besser seid, denn grosse, grobe, ungelerte Esel und Narren, die nicht wissen noch wissen wöllen, was Concilia, Bisschoff, Kirchen, Keiser, ja was Gott und sein Wort sey? Du bist doch ein grober Esel, du Bapst Esel, und bleibst ein Esel!

Jtem, uber die vier hohe Concilia sind viel andere gewest, hin und wider, in Griechen land, Asia, Syria, Egypto, Affrica, welche den Bisschoff zu Rom nicht zuvor haben drumb gegrüsset, sind gleich wol rechte Christliche Concilia gewest, Sonderlich da S. Cyprianus und Augustinus inne gewest sind,[221] Auch Karolus Magnus zu Rom, zu Franckfort und in Franckreich, und sein son Ludwig zu Ah, und ander mehr Keiser Concilia gehalten haben. Lieber, solten solche seine Bisschove und Keiser darumb haben unrecht gethan und verdampt sein, das der fartz Esel zu Rom (was kan er sonst mehr?) aus seinem eigen tollen kopff setzt und aus seinem garstigen bauch fartzet, Es gebür dem Keiser nicht, an zu setzen ein Concilium, noch personen dazu zu ordenen, oder nennen. O wie ist dem groben esel so wol! Er ringet nach einem, der jm einen stecken auff den sack leget, das jm die lenden sich beugen müsten!

Das ists auch, da er in dem andern Brieve an Keiser Carol ein Theologus [Rand: 1. Sam. 2, 29 ff.] (mit urlaub) wil sein, und füret das Exempel Eli j. Reg. ij daher, wie der gestraffet sey, das er seine Söne nicht vermanet habe umb jre Sünde, Also sey er auch gezwungen, den Keiser, als seinen erstgebornen Son, zuermanen, damit er auch nicht gestrafft werde, Denn es zubesorgen, es möcht grosse unruge und uneinigkeit entstehen in der Kirchen aus dem grossen ubel, das Keiser Carol zu Speier gethan hat etc. Da redet abermal der verzweivelte Spitzbube und bösewicht Paulus mit seinen Hermaphroditen sein rotwelsch, gerade, als wüste kein Mensch, was jr hellisch, teuflisch wesen zu Rom sey, und wie er selbs, der unsettige, grundlose geitzwanst Paulus, sampt seinem Son, mit der Kirchen güter umbgehet. Nein, sein Son thut nichts, sündigt nichts, das der Vater Paulus zu straffen hette, da sind des Römischen stuels Cardinel und gesind, Hermaphroditen, a parte ante viri, a parte post mulieres, gantz rein, dürffen keiner vermanung, Und wie der Poet Mantuanus vom Römischen Hofe schreibt:


Petriq domus polluta fluente

Marcescit luxu. Nulla hic arcana revelo,

Non ignota loquor, liceat vulgata referre,[222]

Sic urbes populiq ferunt, ea fama per omnem

Iam vetus Europam mores extirpat honestos,

Sanctus ager Scurris, venerabilis ara Cynedis

Servit, honorandæ divum Ganymedibus ædes.

Quid miramur opes recidivaq surgere tecta?

Thuris odorati globulos & cynnama vendit

Mollis arabs, Tyrij vestes, venalia nobis

Templa, sacerdotes, altaria, sacra, coronæ,

Ignes, thura, preces, cœlum est uenale Deusq.


Sed hæc vetera, nũc honesti mores sunt.


Uns in Deudschenlanden schilt man Ketzer, das wir die Kirchen, Klöster, Messen, und die Römischen und lesterlichen abgötterey verwüsten. Aber sihe mir da zu, wie sie selbs, die solch abgötterey für rechten Gottesdienst leren, zu Rom damit umbgehen. Sihe die Kirchen an S. Hagnetis, da zuvor 150 Nonnen inne gewest, S. Pancratij, S. Sebastiani, S. Pauli, und alle reiche Klöster und Kirchen, wie sie stehen, inwendig und auswendig Rom, Das haben alles der Bapst und Cardinel verschlungen, Komen nu zu uns heraus, greiffen unser Stifft und Klöster auch an, mit Pallijs, Annaten, und viel ander reuberey und schinderey. In diesen allen und vielen grewelen, umb welcher willen Gott Sodom und Gomorren, auch sonst in allen Landen viel Stedte mit fewr versenckt, mit wasser erseufft, mit Erdbeben umbkeret, Hie, sage ich, hat die heilige Jungfraw S. Paula Bepstin kein gewissen, kein sorge, kein furcht Gottes, das sie möchten wie Korah von der Erden verschlunden [Rand: 4. Mose 16, 32] werden, Auch das sie selbs so viel Messen, Vigilien, Horas Canonicas und teglichen Gottesdienst, den sie so hefftig von uns foddern, und drüber zu ketzern, zu nicht machen, und sie fast alle viel erger denn Sodoma sind, und leben, das schendlicher nicht sein kan, Da hat S. Paulus tertius nichts zuvermanen.

Aber das Keiser Karol zu Speier gethan hat, da wil Himel und Erden einfallen, da sorget Bapst Paulus für seinen Son Carolum, das nicht gros unglück uber jn gehe. Was hat er denn gethan zu Speier, der liebe Son Karolus? Ey er wolt nicht ein blutvergiessen in Deudschen landen anrichten, da der Teufel der Bapst und Cardinal mit lust inne baden möchten, und damit jre hellische grundsuppe geschützt würde, Sondern hat das Wormisch Edict suspendirt, daher aller unfriede in Deudschland komen war, Und hat dasselb darumb gethan, das man eintrechtiglich dem Türcken widerstand[223] thun künd, wie ein fromer Christlicher Keiser thun sol, sein Vaterland zu versehen mit gutem friede und schutz. Solchs heisst der Spitzbube zu Rom ubel gethan. O grosse sünde! Ja was heissen die Buben wol gethan, on was sie zu Rom thun? darüber die Sonnen hinfurt zu scheinen müde ist, und das [Rand: 1. Mose 13, 6] land (wie sie selbs sagen) nicht mehr tragen kan. Denn so hab ichs zu Rom selbs gehört sagen: Es ist ummüglich, das so solt lenger stehen, Es mus brechen.

Das ander stück, das Keiser Karolus gethan hat zu Speir, O thar ichs auch sagen? horresco referens, mir grawet dafür. Lieber, betet ein Vater unser für mich, das ich nicht wie Eli gestrafft werde, O liebe Sonne, erschrick nicht, und werde nicht schwartz für meiner rede, das ich von solcher grossen sünde sage! Das ist die sünde: Keiser Karl hette gern friede und einigkeit in der Religion, gleich wie er im Reich gern frieden sehe, weil er aber nu xxiiij jar lang umb sonst bey dem Bapst umb ein gemein Christlich Concilium geerbeitet, und nichts erlangen mügen, denn das jm der Bapst auff dem maul getrumpelt und als seinen narren geeffet hat, ist er zu gefaren, dem löblichen exempel nach Constantini, Theodosij, Junger Theodosij, Martiani, Caroli magni, Ludovici primi, und viel anderer Keiser mehr, und wollen ein National Concilium ansetzen, ob er wol recht und macht hat ein gemeines anzusetzen, der Spitzbube zu Rom speie was er wölle in seinen Drecketalen. O vergebe mirs Gott, ists anders zu vergeben, das ich von solcher grausamen Sünde habe reden thüren. O das Keiser Carolus nicht heraus an die Sonne gienge, Die Sonne möcht für solchem grossen Sünder vom Himel fallen, und müsten wir sein entgelten, und alle ewiglich im finstern sitzen. O das die heilige Veter, Bapst und Cardinel mit jrem hauffen, jre gute werck und verdienst wolten für vns setzen, als da sind jr Epicurischer glaube, Sodomey, Simoney, Spötterey, lesterung Gottes und seiner Christen und allen jrer [Rand: 2. Kor. 4, 4] Gottesdienst. Villeicht möcht sich jr Gott, davon S. Paulus sagt: Deus huius seculi, uber uns erbarmen.

Wiltu schier gleuben, das der Römische stuel, Bapst und Cardinal, mit allen Teufeln besessen sind, und jr spitzbübisch Rotwelsch kein grund, ende, noch mas haben kan? Wiltu schier gleuben, das solche Bösewichter eitel Epicurer, Gottes und aller Menschen feinde sein müssen? Hie sihestu ja, das der Bapst lieber wolt gantzt Deudschland in seinem eigen Blut ersoffen sehen, denn das friede drinnen were, Und lieber wolt, das alle welt mit jm ins ewige hellische feur füre, denn das eine Seele solt zum rechten glauben bracht werden. Das nu solch grewlicher, erschrecklicher wille des Bapsts durch Keiser Karol nicht volbracht, sondern gehindert ist, das kan jm der Bapst[224] nicht vergeben, Sondern drewet jm mit Eli Exempel. Hie hastu nu eine glose uber das c. Si Papa dis. 40: »Wenn ein Bapst sein selbs und brüderlicher seligkeit vergessen erfunden wird, untuchtig und las in seinen wercken, und das beste zu leren schweigend, welchs jm und allen deste schedlicher ist (quasi talia sieri possint in fide!), und gleichwol unzeliche Seelen mit grossen hauffen mit sich zum Teufel in die helle fürete, die sampt jm grosse pein ewiglich leiden müsten, Solche Sünde unterstehet sich kein lebendig Mensch zu straffen, Denn er ist aller richter, und von niemand zu richten, er werde denn im Glauben jrrig erfunden (Post annum Platonis!), Sondern die gantze Christenheit bittet beste hefftiger für seinen Stand, So viel mehr sie merckt, das jr seligkeit nehest Gott an seiner wolfart gelegen ist.«

Solch Decret, sihet jderman, das es mus von allen Teufeln, so allenthalben sind, mit einhelligem odem in den Bapst und Römischen Stuel geblasen sein, Und ich, da ich vor xxvj jaren solches las, dacht ich bey dem lieben Gott, Es weren vergebliche Wort, wie die Donatio Constantini, und ummüglich, das ein Bapst solte so verböset sein, das er sich solchs Decrets annemen oder drauff bawen wolte, Aber da Sylvester und andere mehr wider mich schrieben und wider mich solchs füreten, must ichs wol gleuben, Wie du hie auch sihest im Brieve Pauli iij., Das er auch der meinung ist, und alle welt gern wolt mit sich zur Hellen füren. Wer nu nicht gleuben wil, das das Bapstum des Teufels eigenthum, und sein eigen regiment sey, der mag mit jm hin faren. Wir hören unsers HErrn Wort, Matthei vij: [Rand: Matth. 7, 15] Hütet euch für falschen Propheten, j. Corinth. j: Spiritualis omnia iudicat. [Rand: 1. Kor. 2, 15] Davon hernach weiter. Wir wollen und sollen des Bapsts richter sein, und sol uns niemand weren.

Aber lasst uns auch sehen, wie sich der Esel in der Schrifft verdrehet, da er Eli und seine Söne ein füret. Der Text j. Reg. ij sagt also: Die [Rand: Sam. 2, 12. 17. 22] Söne Eli waren böse Buben und hatten drey stück auff sich. Das erste, Sie kandten oder achten des HERRN nicht. Das ander, Sie kandten[225] auch nicht das Priesterlich recht an das Volck. Das dritte, Sie trieben unkeuscheit mit den geistlichen Weibern, die Gotte dieneten am Tabernackel, das waren Widwen, die nach jrer Menner tod sich begaben zum dienst des Stiffts, [Rand: Luk. 2, 37] wie Luce iij von der heiligen Hanna stehet, das sie nimer vom Tempel kam, fastet und betet etc.

Das erste stück, den HERRN nicht kennen noch achten, heisst, nicht gleuben an Gott, da seine Verheissung oder Wort verachtet, und im unglauben roh und ruchlos gelebt wird, on alle Gottes furcht. Das ander, Das sie jr Priesterlich Ampt nicht achten, das ist, wie sie opffern und das Volck leren solten, Sondern, wie im Text stehet, machten sie es mit dem Opffer wie sie wolten, und müste recht sein, was sie wider das Gesetz sündigten, das auch das Volck sich hoch dran ergerte. Das dritte, Das sie unverschampt Ehebruch trieben, mit begebenen Widwen, Denn sie hatten selbs Weiber, und thetten das an heiliger Stet, bey dem Stifft für Gottes angesicht, der sich daselbs gegenwertiglich zu wonen verheissen hatte. Solcher Sünden machte sich Eli teilhafftig, damit das er sie nicht straffet, Er redet wol drumb umb der Leute willen, aber doch nicht mit ernst, denn er setzet sie nicht ab vom Ampt, wolt sie nicht zu schanden machen, lies sie so bleiben in jrem wesen. Das ists, [Rand: 1. Sam. 2, 29] da Gott saget: Eli habe seine Söne mehr geehret denn Gott, Denn er hatte seiner Söne ehre, das sie ja im Ampt blieben, lieber denn Gottes Wort und gehorsam.

Dis Exempel hat eine feine gestalt, und reimet sich gewaltiglich, wo es Keiser Karl umbkerete, und hielt es dem Bapst für die Nasen, so würde er mit seinem eigen Schwert auff seine Platten geschmissen, Nemlich also: Horestus Bapst Paule, du hast erstlich keinen glauben, und achtest Gott nicht sampt deinen Sönen, Cardinelen und Römischen hofe gesinde, Denn jr seid Epicurische Sew, des gleichen alle Bepste deine Vorfaren, Denn so man die Bepstlichen Decretalen von forn an bis hinden aus lieset, so findet man nicht einen buchstaben, der da lere, was glaube sey, oder wie man Christlich gleuben sol, Kan auch kein glaube in ein Bepstlich oder Cardinalisch hertz fallen, das ist gewis. Zum andern, so weissestu mit alle deinem Römischen Hofe und vorfaren nicht, was ein Priesterlich Ampt sey, wie man das Volck mit Gottes Wort und Gebot unterweisen oder Gott loben sol, Denn davon findet man nichts in allen Decretalen, das man eine Predigt thun künde, Sondern es ist alles Menschen lere und eigen dünckel, welchs ist eitel abgötterey. Zum dritten, So treibstu und deine Kinder schendliche unzucht, Denn die Cardinel und deines Hofes puseron und Hermaphroditen[226] füren ein solch grewlich wesen, das Himel und erden dafür beben und zittern. Solchs sihestu und hörests und weissests wol, noch schweigestu still dazu, straffest und besserst nichts, sondern lachest dazu und hast lust drinnen, Roma. j. Darumb wird dirs nicht so gut werden, als dem Eli, Sondern [Rand: Röm. 1, 32] must zu deinen vorfaren in abgrund der Hellen. Ja solcher weise keme dis Exempel zu rechter gestalt dem Bapst auff den kopff, Und funde sich da bey, das der Bapst und seine Cardinale grobe ungelerte Esel sind in der Schrifft.

All kompt er, der Hermaphroditen Bischoff und Puseronen Bapst, das ist, des Teufels Apostel, und zeucht dis Exempel wider Keiser Karolen, und gleich wie er und seine vorfaren Spitzbübisch sind in jrem Rotwelsch, Also wil er auch Gott zum Spitzbuben machen in der heiligen Schrifft, Er gibt für, Keiser Karol sey ein grosser Sünder, das er das Wormisch Edict suspendirt umb friedens willen, und wolle ein National Concilium ansetzen, Macht Sünde und verdamnis aus solchen löblichen, hohen, fürstlichen, Keiserlichen tügenden. Denn das ist unter andern abgöttischen greweln des Bapsts dieser auch einer, das er Sünde und verdamnis macht, da Gott keine haben wil, wie man sihet, durchs gantz Decretal hin durch. Ursach ist die, Denn er ist, wie die Juristen sagen, Ein jrdischer Gott, Darumb mus er zur sünden und verdamnis machen, das der Himelische Gott für tugend und unschuld hellt, wie S. Paulus sagt ij. Thess. ij: Mensch der Sünden und Kind des verdamnis. [Rand: 2. Thess. 2] Mensch der Sünden heisst hie Ebreisch, der nicht allein in seinem leben ein Sünde ist, sondern stifftet durch falsche lere Sünde, das an dere müssen mit jm Sündigen, Wie Jerobam der König Israel sündigt, oder, wie die Schrifft sagt, Israel sündigen macht, durch seine abgötterey. [Rand: 1. Röm. 14, 16]

Also wil hie auch der Sodomiten Bapst, aller Sünden Stiffter und Meister, Sünde und verdamnis auff Keiser Karol treiben, So er doch wol weis, das sein Spitzbübische Zunge hierin schendlich leuget, Und solche verdampte Bösewichter wollen alle Welt bereden, das sie der Kirchen Heupt, Mutter aller Kirchen, und Meister des Glaubens seien, So man sie doch an jren wercken in aller Welt erkennet, wenn wir gleich stein und klötz weren, das sie verlorne, verzweivelte teufels Kinder, dazu tolle, grobe Esel in der Schrifft sind. Es möcht jemand wol gern fluchen, das sie der Blitz und Donner erschlüge, Hellisch fewr verbrente, Pestilentz, Frantzosen, S. Nelten, S. Antoni, Aussatz, Carbunckel und alle Plage hetten, Aber das sind eitel fuchsschwentze, und Gott ist lengest zuvor komen und hat sie mit viel grösser plage gestrafft, wie denn Gottes verechter und lesterer sollen gestrafft werden,[227] [Rand: Röm. 1, 26 f.] Roma .j, Nemlich, das sie bey gesunder vernunfft so öffentlich rasend und tolle sind worden, das sie nicht wissen, ob sie Man oder Weib sind, oder bleiben wollen, sich nicht schemen doch für dem weiblichen Geschlecht, da jre Mutter, Schwester, Mumen, unter sind, die solchs von jnen hören und sehen müssen, mit grossem schmertzen. Ey pfui euch, Bepste, Cardinel, und was jr seid im Römischen Hofe, das jr euch nicht fürchtet für dem pflaster, darauff jr reitet, das euch verschlingen möchte.

Die Keiserlichen rechten sagen viel de Furiosis, von unsinnigen, tollen Leuten, wie man sie halten sol. Wie viel grosser not were hie, das man Bapst und Cardinal, und den gantzen Römischen Stuel in stöcke, keten, kerker legte, die nicht gemeiner weise rasend worden sind, sondern so tieff grewlich toben, das sie jtzt Menner, jtzt Weiber sein wollen, und des keine gewisse zeit wissen, wenn sie die laun ankomen wird. Gleichwol sollen wir Christen gleuben, das solche rasende und wütende Römische Hermaphroditen den heiligen Geist haben und der Christenheit öberste Heubter, Meister und Lerer sein mögen. Aber ich mus hie auff hören oder sparen, was ich mehr wider die Brieve und Bulla zu schreiben habe, denn mein kopff ist schwach, und füle mich also, das ichs villeicht nicht möchte hinaus füren, und doch noch nicht bin komen dahin, das ich mir für genomen habe in diesem Büchlin zu schreiben, Welchs ich wil zuvor ausrichten, ehe mir die kreffte gar entgehen. Denn drey stück hab ich mir fürgenomen. Eins, obs war sey, das der Bapst zu Rom sey das Heubt der Christenheit, uber Concilia, Keiser, Engel und alles etc. wie er sich rhümet. Das ander, obs war sey, das jn niemand könne urteilen, richten, absetzen, wie er brüllet. Das dritte, obs war sey, das er habe das Römische Reich von den Griechen auff uns Deudschen bracht, wie er uber alle mas davon stoltziert und pocht. Bleibt mir etwas uber von krefften, will ich wider an seine Bullen und Brieve mich machen und versuchen, ob ich dem grossen, groben Esel seine lange, ungekemmete ohren kemmen müge.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 54, Weimar 1888 ff., S. 206-228.
Erstdruck: Wittenberg (Hans Lufft) 1545.
Lizenz:

Buchempfehlung

Musset, Alfred de

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon