135. Die Jungfrau zu Bischhausen.

[85] Bei Bischhausen fließt ein kleiner Bach vorüber, an welchem zuweilen des Nachts eine weiße Jungfrau gesehen wird. Bald ist sie emsig mit Waschen beschäftigt, bald geht sie auf und ab und rauft sich verzweifelt das Haar. Es soll einmal ein junges Mädchen, das seinen allzustrengen Eltern entlaufen war, nach Bischhausen gekommen sein und auf dem Boyneburgschen s.g. Junkernhofe Aufnahme, aber auch sehr strenge Behandlung gefunden haben. Obgleich von guter Herkunft mußte das Mädchen täglich zum Bache gehn und Windeln und Kleider für die vielen Kinder im Junkernhofe[85] waschen. Es soll später auch keines natürlichen Todes gestorben sein, und man will seitdem die weiße Jungfrau am Bache gesehen haben.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. LXXXV85-LXXXVI86.
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