140. Die Fee.

[88] Als vor Jahren unfern Breuna, im Amte Volkmarsen, am Steinberge ein junger Bauer pflügte, erschien demselben zur Mittagszeit eine Jungfrau, welche an ihrem Gürtel ein Gebund Schlüssel trug, und forderte ihn auf, mit ihr zu gehen, nur fünf Schritte unter die Erde, da würde sie aufschließen und ihn glücklich machen; sie aber würde dadurch von ihrem Banne befreit werden. Aber der Bauer weigerte sich und vergeblich war ihr Flehen, vergeblich die Versicherung, daß es ihm nicht schaden werde, sogar an seiner Seligkeit nicht; der Bauer blieb unerbittlich. Nachdem die Jungfrau eine Viertelstunde lang alle Ueberredungskünste aufgeboten hatte, um ihn zum Mitgehen zu bewegen, that sie plötzlich einen hellen Schrei und verschwand. Es soll eine Fee (Fai) gewesen sein.

Landau in der Zeitschr. für hess. Gesch. etc., I. 352

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. LXXXVIII88.
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