143. Erlösung durch Niesen.

[89] Vor langen Jahren hörten bei Volkmarsen die Leute spät am Abend, wenn sie noch durch die Felder oder Gärten gingen, ein Niesen in der Nähe und sahen doch Niemand, drum gingen sie schweigend in furchtsamer Eile ihres Weges. Einmal kam ein Fuhrmann die Straße gezogen und hörte das Niesen. »Prosit!« rief er in die Nacht hinein. Gleich darauf fühlte er seine Hand ergriffen und gedrückt, und es flüsterte ihm eine Stimme zu: »Ich danke dir, daß du mich erlös't hast, denn ich war seit meinem Tode verdammt, die Felder zu durchstreifen, bis mir Einer[89] das Wort zurufen würde, das du eben ausgesprochen hast.« Seitdem ist das Niesen nicht wieder gehört worden.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. LXXXIX89-XC90.
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