157. Die Schatzgräber.

[101] Im Jahr 1518 wohnte zu Cassel ein Bürger, so ein Schneider war, Namens Fritz Schwabe; der pflegte des Jahrs etliche Mal nach Helmarshausen zu gehen, dem Abt und den Mönchen zu arbeiten. Nun war im Kloster ein Mönch, Herr Johann Claute genannt, mehr ein Weltmensch denn ein Geistlicher, der mit Schwarzkünsten wie auch Schatzgraben umging. Zu diesem sprach Fritz Schwabe, er wisse zu Cassel einen Keller, darin sollte ein schöner Schatz begraben sein. Der Mönch zeucht mit dem Schneider gen Cassel; der Schneider erlangt von dem, deß der Keller war, daß sie den Schatz suchen dürften. Nun machte der Mönch einen Kreis und las aus einem Buche, was zu den Dingen gehörte. Bald aber kam ein großer schwarzer Ziegenbock, lief die unterste Kellerthür auf; die Lichter gingen aus; steckte dem Mönch eine Tonne an den Hals und handelte mit ihnen, daß sie kaum mit dem Leben davon kamen.

Hess. Zeitrechn. z.J. 1731.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CI101-CII102.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen
Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen