16. Das wilde Heer.

[13] Bei Kirchhain in den Erlen soll es nicht richtig sein und Niemand wagt sich bei Nacht an diesen Ort. Verspäteten Wanderern, die durch die Büsche kamen, soll zuweilen ein schwarzer Ziegenbock aufgehockt haben. Andere hörten Tumult und wildes Geschrei, Hundegebell, Peitschenknallen, Rufen und Fluchen, als ob das wilde Heer durch die Erlen zöge.

Auch an Marburg soll vor länger als funfzig Jahren zwei Mal das wilde Heer vorübergezogen sein.

Ein Mann kam eines Abends von Rotenburg am Haierode vorüber und hörte Hallorufen in der Luft, Hundegebell und Gerassel. Meinend, es wären Jäger, die in der Dunkelheit an ihm vorübersausten, rief er ihnen zu: »Gut Glück und Halbpart!« In dem Augenblicke fiel etwas Schweres auf seine Schultern herab,[13] das er vergebens abzuschütteln versuchte; er mußte es nach Hause tragen und als er's bei Licht betrachtete, war's ein Stück Aas vom Schindanger.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. XIII13-XIV14.
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