188. Todesanzeige.

[122] In einer adlichen Familie in Hessen gehet die Sage, daß sich jedesmal kurz vor dem Tode eines Familiengliedes ein unbekanntes Kind zeige und ohne zu reden wieder verschwinde. Zu Anfang dieses Jahrhunderts waren zwei Brüder aus diesem Geschlechte noch Kinder; einstmals spielten sie mit einander, als ein drittes fremdes Kind sich zu ihnen gesellte. Sie redeten es an, erhielten aber keine Antwort, und als ihnen bange wurde und sie die Mutter riefen, sah diese nichts, denn das Kind war wieder verschwunden. Einige Zeit darauf starb einer der beiden Brüder.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CXXII122.
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