217. Grenzzug.

[147] Zwischen Immenhausen und Burguffeln liegt eine Mühle gerade auf der Grenze der Feldmark. In früheren Zeiten war es üblich, daß die Ortsobrigkeit mit den Feldhütern, Förstern und vielen Einwohnern von Zeit zu Zeit die Grenze beging, damit durch Verjährung nichts verloren würde. Wenn der Zug nun an jener Mühle anlangte, so mußte der Müller die ganze Gesellschaft bewirthen; wollte er das nicht, so mußte er sich gefallen lassen, daß sie ihm die Wände einschlugen und geraden Wegs mitten durch sein Haus zogen, denn die Grenze lief durch die Küche über den Herd hinaus.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CXLVII147.
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