222. Der Förster und die Schelme.

[150] Auch Friedrich, der leutselige gütige Kaiser, hatte seine Feinde in Deutschland, und mächtige Feinde, die einst, als er über den Speßhart nach Würzburg reisen wollte, einen Anschlag auf sein Leben verabredeten. Als der Kaiser zu Gelnhausen auf seiner Pfalz anlangte, ließen sich drei Männer bei ihm anmelden und dringend um Audienz bitten. Friedrich ließ sie vor sich bringen und sie entdeckten ihm, daß ihnen durch Zufall von einem Mordanschlage gegen ihn Kunde geworden sei, und baten ihn, als treue Unterthanen, nicht weiter zu reisen. Da sandte der Kaiser seinen Wagen aus und setzte eine vermummte Gestalt hinein auf seinen Platz, und als der Wagen durch den dunklen schattigen Wald dahinfuhr, stürzten die Bösewichter aus ihrem Hinterhalt darüber her und freuten sich schon des gelungenen Bubenstücks. Aber die[150] Getreuen des Kaisers waren von ferne nachgefolgt, umzingelten mit einem Mal die freche Rotte und brachten sie gefangen zu Gelnhausen ein.

Der Kaiser ließ die drei Männer wieder vor sich kommen, dankte ihnen erfreut für ihre Anhänglichkeit und Treue und schlug sie in Gegenwart seines ganzen Hofstaates zu Rittern. – Die Drei waren aber: der Gelnhäuser Förster, der sich nun »von Forstmeister zu Gelnhausen« nannte, der »Schelm (d.i. Nachrichter) von Bergen«, der diesen Namen beibehielt, und sein Genosse, der sich fortan »von Schleifras« schrieb und zur Erinnerung an sein bisheriges blutiges Handwerk Schinderbeil und Schleife zu seinem Wappen wählte.

Schneiders Buchonia III, 183.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CL150-CLI151.
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