223. Kaiser Friedrich und der Schelm von Bergen.

[151] Wie die Schelme von Bergen zu ihrem Adel gekommen, erzählen noch andere Sagen. Friedrich der Rothbart war einmal auf der Schweinshatze und wurde von einer wildgemachten Bestie gewaltig in die Enge getrieben. Von seinem Gefolge getrennt, doch ein guter Jäger, ließ er die Sau anlaufen und versetzte ihr einen tödtlichen Stoß. Als er sich hierauf, froh der überstandenen Gefahr, erhob und den Schweiß von der Stirn wischte, sah er hinter sich einen Mann stehen: »Wer bist Du und warum halfst Du mir nicht, da Du meine Noth sahest?« zürnte der Kaiser ihn an. »Gnädigster Kaiser,« erwiederte der Mann, »ich bin der Schelm von Bergen und hab' derweil auch nicht müßig gestanden.« Damit deutete er auf eine zweite Sau, die am Boden lag und sich in ihrem Blute wälzte, und die dem Kaiser, als er die erste abfing, unfehlbar in den Rücken gefallen wäre, hätte nicht der Schelm ihr den Weg verlegt. Da dankte der Barbarossa gerührt[151] dem biedern Mann, ließ sich von ihm zu seinem Gefolge begleiten und schlug ihn zum Ritter.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CLI151-CLII152.
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