239. Die Belagerung des Tannenbergs.

[166] Die von Baumbach, welche auf dem Schlosse Tannenberg bei Nentershausen wohnten, waren einst wegen zweier fuldischen Dörfer mit dem Abte von Fulda in Streit gerathen und hatten mit Hülfe der Erfurter fuldisches Gebiet verheert. Da erschien der Abt im Bunde mit dem Landgrafen Hermann von Hessen im Jahre 1375 vor Tannenberg, die Baumbachs zu züchtigen. Ihre Stellung nahmen sie auf den über dem Schlosse liegenden Höhen. Wo der Fuldaer (Buchener) Lager war, heißt es noch jetzt der Buchenstein, und wo die Hessen gelagert, Hesseler (Hessenstein). An letzterem Orte sind noch Erdaufwürfe sichtbar, »auf der Allzunau« genannt. Denn die Alten von Baumbach glaubten nicht, daß der Landgraf des Abts wegen auch ihr Feind geworden sei. Als die Hessen aber ihre Schanzen aufwarfen und einer der alten Ritter dies aus dem Fenster gewahrte, rief er erschrocken: »Ach Gott, der Feind ist uns all zu nau!« Diese Schanze ist jetzt mit Holz bewachsen; als 1750 hier eine Eiche gefällt wurde, fand man in deren Stamme einen Pfeil, den man zur Aufbewahrung nach Cassel sendete.

Landau Ritterb. 117.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CLXVI166-CLXVII167.
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