238. Erbauung von Zierenberg.

[166] Die Stadt Zierenberg ist von den Einwohnern der Dörfer Rorbach, Leutzewarthen und Hilleboltzen erbaut worden. Nachher kamen noch andere, Hedewissen, Horkenhausen etc. hinzu. Die Rorbacher sowohl als die Leutzewarther bilden noch heute geschlossene Brüderschaften, welche, jede besonders, ihr jährliches Fest feiern. »Die Rorbacher (oder Leutzewarther) haben heute ihr Trinken« heißt es gewöhnlich. Die Honoratioren der Stadt werden dazu eingeladen und nehmen auch Theil daran.

Die Sage erzählt, daß die Rorbacher, Leutzewarther und Hilleboltzer dem Landgrafen Heinrich bei der Belagerung der beiden Gudenburgen große Dienste geleistet und dafür verschiedene Gerechtsame von demselben erhalten hätten. Er erlaubte einem Jeden einmal im Jahre bei einer festlichen Gelegenheit sich einen Hasen zu fangen. Später, als die Jagd verpachtet wurde, mußte der Pächter jedem Bürger jährlich auf Verlangen an einem kirchlichen oder Familien-Festtage einen Hasen liefern. Auch schenkte der Landgraf ihnen nachmals den Bärenberg und die beiden Gudenberge. Bei Erbauung der Stadt und der Kirche wurden die Steine der zerstörten Burgen geholt und mit verwendet. Daher kommt es, daß außer den Umwallungen von den letzteren keine Spur mehr zu sehen ist.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CLXVI166.
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