264. Bonifazius rettet Fritzlar.

[188] Als im siebenjährigen Kriege die Franzosen in Fritzlar lagen, erschien einst der Feind vor den Mauern und beschoß die Stadt mit solcher Heftigkeit, daß die Bürger schier verzweifelten und in laute Klagen ausbrachen. Plötzlich verbreitete sich wie eine Himmelsbotschaft die Kunde, Bonifazius sei wiedergekommen, seine Stadt aus ihrer Bedrängniß zu retten. Alle strömten dem Hadamarer Thore zu und sahen dort mit eigenen Augen den verehrten Heiligen, wie er, auf der Mauer stehend, mit einem weißen Tuche die Kugeln der Feinde auffing, die davon auf die Abschießenden zurückprallten. Und eine große Bangigkeit ergriff die feindlichen Krieger, als sie viele der Ihrigen fallen sahen, ohne daß von Fritzlar her auch nur eine Muskete abgeschossen wurde; die Befehlshaber mußten den Sturm aufgeben und zogen mit ihren Schaaren unverrichteter Dinge ab. Alsbald war auch Bonifazius wieder von der Mauer verschwunden.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CLXXXVIII188-CLXXXIX189.
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