275. Agnes von Bürgel.

[197] Et het emol vörr langer Tied hie bie uns in Wulfagen ene Edelfrugge gelewet, de heet Angenese von Bürgelen un war ne fromme Frugge. Wann de Tüg trügete, sau schmet set nur in de Luft, dann blewet hanken ohne Seil. Als de Edelfrugge awer emol biene Galgen verröwer kam, versünnigete se sik an dem armen[197] Manne, de doane bummelte, dann se sägete: »dem es au sin Heil wedderfahren!« Do upp bleff ere Tüg nit mei in der Luft hanken, bis se mit vellem Beten un Bitten bie unsen Herrgott wedder tau Gnaden kam. Awer wann se nu ere Tüg in de Luft schmet, blefft nit mei sau hoch hanken wie freuher.

Düsse Frugge het au unsen Kerchthaurn gebugget bis an den leßten Uemmegank, wo ere Bild stet, do es se gestorben. De Thaurn de es freuher au völl höcher gewesen wie jetzunner, do schlaug emol de Blitz nin, un do upp han sen körter gemaket.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CXCVII197-CXCVIII198.
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