32. Der Gehülfenberg.

[26] Eine Stunde von Wanfried liegt der Gehülfenberg; auf diesen Berg befahl der heilige Bonifacius eine Kapelle zu bauen. Unter dem Bauen kam nun oft ein Mann gegangen, der fragte, was es denn geben sollte? Die Zimmerleute antworteten immer: »Ei, eine Scheuer soll's geben«. Da ging er wieder seiner Wege. Zuletzt aber wurde die Kirche immer mehr fertig, der Altar aufgebaut und das Kreuz glücklich aufgesteckt. Wie nun der böse Feind wiederkam und das Alles sehen mußte, ergrimmte er und fuhr aus oben durch den Giebel, und das Loch, das er da gemacht, ist noch bis den heutigen Tag zu sehen und kann nimmer zugebaut werden. Auch ist er inwendig in den Berg gefahren und suchte die Kirche zu zertrümmern, es war aber eitel und vergebens. Das Loch, worin er verschwand, nennt man das Stuffensloch (wie den ganzen Berg auch Stuffensberg) und es soll zu Zeiten daraus dampfen und Nebel aufsteigen. Von dieser Kapelle wird weiter erzählt, sie sei einer Heiligen geweiht; rühre ein Kranker deren Gewand an, so genese er zur Stunde. Diese Heilige aber wäre vordem eine wunderschöne Prinzessin gewesen, in die sich ihr eigner Vater verliebt. In ihrer Noth hätte sie zu Gott im Himmel um Beistand gebetet, da wäre ihr plötzlich ein Bart gewachsen und ihre irdische Schönheit zu Ende gegangen.

Br. Grimm d.S. Nr. 181. – Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. XXVI26-XXVII27.
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