31. Der Teufel am Spieltisch.

[26] Als die Papiermühle bei Kirchhain noch eine Mahlmühle war, kam eines Abends ein unbekannter Mann und brachte einen Sack voll Frucht, den er gemahlen haben wollte. In der Mühle waren just ein paar lustige, leichtfertige Gesellen, welche den Fremdling einluden, mit ihnen Karten zu spielen, bis seine Frucht gemahlen sei. Der Fremde war das zufrieden und sie setzten sich zu Tisch und fingen an zu spielen; aber das Glück war auf Seite des Unbekannten. In der Hitze des Spieles fiel einem der Andern eine Karte unter den Tisch; er bückte sich danach und sah plötzlich mit Schrecken einen Kuhfuß mit gespaltenem Hufe unter dem Rocke des Fremden hervorragen. »Herr Jesus!« rief er in seiner Angst. Alsbald fuhr der Teufel vom Tische auf und war im Nu durch das offene Fenster verschwunden, einen erstickenden Schwefeldunst in der Stube zurücklassend.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. XXVI26.
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