325. Himmelfahrtsfeier.

[244] Durch ganz Hessen verbreitet ist die Sitte, am Himmelfahrtstage hohe Berge zu besteigen, heilkräftige Kräuter zu suchen, zu singen und zu tanzen. An der Diemel zieht das Landvolk auf die Hünenburg, Eberschütz gegenüber, wo ein Lied aus dem Gesangbuche gesungen wird. Weiter südlich ist der Weidelsberg zwischen Naumburg und Wolfhagen an diesem Tage der Sammelplatz für die Bewohner der Umgegend. Von der Werra ziehen ganze Schaaren dem höchsten und merkwürdigsten der hessischen Berge, dem Weißner zu und mehrere Tausende finden sich oft auf dem fast ebenso hohen, benachbarten Hirschberge zusammen, während an der untern Edder der Heiligenberg bei Felsberg und der blumenreiche Maderstein bei Gudensberg die Umwohner anlocken. Zur hohen Landsburg im Ziegenhainschen wandern die Schwälmer; südlich vom Knüll versammelt der Bechtelsberg bei Ottrau, der hessische Blocksberg, die Landleute der Nachbarschaft auf seinem hohen Gipfel; andere suchen den nahen Herzberg auf und die[244] Bewohner des Haunegrundes den die Trümmer der Burg Hauneck tragenden Stoppelsberg.

Bemerkenswerth ist, daß fast alle diese Berge Mittelpunkte lebendiger Volkssagen sind.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CCXLIV244-CCXLV245.
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