326. Das Kugelhoppenfest.

[245] Ein altes Herkommen hat es noch bis jetzt zu Marköbel (im Hanauischen) zur Gewohnheit gemacht, daß der Gemeindebäcker am Himmelfahrtstage eine Menge s.g. Pallisaden oder Kugelhoppen backt oder vielmehr backen muß, weil Jeder, welcher sonst das ganze Jahr hindurch keine kauft, es wider Pflicht und Gewissen halten würde, an gedachtem Tage sich nicht damit zu versehen. Dieses Pallisaden- und Kugelhoppenfest wird dadurch noch feierlicher, daß des Nachmittags nach geendigtem Gottesdienste die Jugend beiderlei Geschlechts aus Marköbel und den umliegenden Dörfern sich auf einer gewissen Weide versammelt, wo sie sich im Ringen und Laufen übt und dabei Wetten anstellet, die aber in Pallisaden und Kugelhoppen bezahlt werden müssen. Diese Gewohnheit ist vor zwei Jahren abgeschafft und nunmehr werden die Pallisaden durch eine Lotterie ausgespielt.

Han. Mag. 1770, S. 430.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CCXLV245.
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