329. Pfingstfest in Steinau.

[248] In einem Thale, eine Viertelstunde von der Stadt Steinau im Hanauischen, quillt neben der »Pfingstwiese« der »Pfingstborn«, zu welchem an jedem ersten Pfingsttage die Kinder der Stadt, von den Eltern begleitet, zu einem fröhlichen Feste hinausziehen. Dort wird gejubelt, getanzt, gesungen und gelacht bis die Nacht hereinbricht. Der Eigenthümer der »Pfingstwiese« muß sich gefallen lassen, daß ihm sein Gras vertreten wird. Vor Pfingsten verfertigen die Häfner in Steinau eine große Menge kleiner irdener Krüge, welche »Pfingstinseln« genannt werden und den Kindern als Trinkgefäße dienen.

Dem Wasser des »Pfingstborns« schrieb man besondere Heilkraft zu. Ebenso sammelte man am ersten Pfingsttage den Maithau auf der Pfingstwiese, trank denselben und wusch sich damit, weil man auch diesem heilende Wirkung zuschrieb.[248]

Der Sage nach ließ ein Engel die Quelle entstehen, als die Steinauer Juden die Brunnen vergiftet hatten, damit Alle, welche von dem vergifteten Wasser genossen, hier Genesung fänden.

Mündlich. – Hanau'sches Magazin, 1780 S. 27.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CCXLVIII248-CCXLIX249.
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