355. Mittel gegen Zahnweh.

[262] Der Leidende geht gesenkten Hauptes Abends, nach Sonnenuntergang, nach dem Schindanger, stillschweigend, ohne Jemand zu grüßen, oder den Gruß eines Vorübergehenden zu erwiedern. Dort angekommen sucht er ein Knöchelchen, steckt es in die Tasche und geht wieder stillschweigend nach Hause. Am andern Morgen geht er, vor Sonnenaufgang, nach dem Anger zurück, sticht mit dem gestern gefundenen Knochen, er mag so schmutzig sein, wie er will, um den schmerzenden Zahn herum, bis das Zahnfleisch zu bluten anfängt, gräbt dann den Knochen in die Erde und sagt: so wie ich dich hier vergrabe, so sei auch mein Zahnweh begraben; im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen! – Der Zahnschmerz wird sogleich für immer vergehn.

Mündlich.[262]

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CCLXII262-CCLXIII263.
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