526. Die tanzenden Elbinnen.

[358] Im Kirchspiel Osterlügum bei Hauerslund, nicht ganz weit von Apenrade, liegt ein Hügel der Hanbierre, der Hahnenberg. Nahe dabei ist ein Erlenbruch. Einmal lag da ein junger Mensch und schlief so lange, daß er erst spät in der Nacht aufwachte; da hörte er die lieblichste Musik rund um sich, und da er vor sich sah, ward er zwei Mädchen gewahr, die hüpften und tanzten und fragten ihn oft, um ihn zum Sprechen zu bringen; aber er wußte wohl, daß Gefahr dabei wäre und schwieg. Da hört er ganz deutlich, wie sie sangen:


Aa hör, do Ungersven! aa vil do int

Mœ os i Jauten tael,

Saa skal, inden Kok gael, di sölslavn Knyw

Ret lig dint Hiaert i Dvael.1


Da ward ihm angst, als er das hörte, und eben wollte er sprechen, als der Hahn krähte, und die Frauen verschwanden. Seit der Zeit hat der Hügel seinen Namen erhalten.

Solche Wesen aber nennt man im Dänischen Ellequinder.


Thiele II, 214. – Schröder, Topographie von Schleswig: Bei Gonsacker, Amt Hadersleben, hört man aus dem Skrovhoi oft die lieblichste Musik hervortönen. Ebenso aus einem Steinhügel bei Kronsgaard, Kirchspiel Gelting in Angeln, und an andern Orten.

Fußnoten

1 O hör, du Bursche, o willst du nicht mit uns heut Abend sprechen, so soll, bevor der Hahn kräht, dein silberbeschlagenes Messer recht dein Herz in Ruhe bringen.


Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 358.
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