103. Der Scharfrichter in Sonderburg.

[89] In Sonderburg gab's einmal einen sehr geschickten Scharfrichter, der immer die armen Sünder nur so vor sich hinstellte und dann ihre Köpfe herunter hatte, ehe sie's merkten; »denn«, sagte er, »ich bin kein Barbier nicht: darum braucht ihr nicht zu sitzen.« Einmal bei einem scharfen Frostwetter schwang er auch sein Schwert so geschickt, daß der Kopf auf dem Rumpfe stehen blieb und sogleich wieder festfror. Der arme Sünder freute sich nicht wenig, so davon gekommen zu sein und ging mit seinen Freunden gleich ins nächste Wirtshaus. Aber in der warmen Stube fühlte er bald, wie es ihm am Halse und in der Nase wunderlich ward, als wenn er niesen sollte. Und als er nun zugriff, behielt er den Kopf in der Hand und stürzte tot nieder.


Durch Herrn Hansen auf Sylt.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 89.
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