113. Die streitige Eiche.

[94] Zwischen den Dörfern Fjersted und Höm liegt die Heidefläche Sönderskau, die vor Zeiten mit Wald bewachsen war. Eine große Eiche stand mitten drin, gerade auf der Feldscheide der beiden Dörfer, so daß ein Streit entstand, welchem von beiden sie gehörte. Man vereinigte sich endlich, daß jedes Dorf seine vier stärksten Männer stellen sollte, um die Eiche zu fällen. Die vier aus Fjersted standen auf der östlichen Seite, die aus Höm auf der westlichen, und man fing zu gleicher Zeit auf beiden Seiten mit dem Fällen an; als endlich die Eiche nach Osten hin fiel, war der Streit, wie vorher bestimmt war, für Fjersted entschieden. Zur Erinnerung ward aus dem Holze ein Tisch verfertigt, den die Eltern gerne noch ihren Kindern zeigen und dabei erzählen, wie starke Männer ihre Vorfahren gewesen seien und welche Ehre sie ihrem Dorfe gebracht hätten.


Dr. Reimers auf Gramm.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 94.
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