620. Dree to Bett.

[482] Da weer mal innen Dörp en ole rike Fru, de harr vęl Geld un Guut, un se weer dabi in Beroop, dat se allens wuß un dat ęr nicks verhalen bliwen kunn. So klook weer se. Nu weren da awers dree junge Lüd int Dörp, de wullen dat nich vör vull glöben. Do maken se dat unner sik af, dat se den neegsten Abend bi ęr luren wullen, un wullen sik dat mal mit ęr versöken. De ole Fru de harr sik nu angewennt, s'abends, wenn se bi't Spinnen dat eerste Maal hohjaan (gähnte), so sä se: »Dat weer Een to Bett«; un hohjaan se denn tom tweten Maal, so sä se: »Dat weren Twee to Bett«; dat drütte Maal awer sett se dat Spinnrad bi de Siet un sä: »Dat weren Dree, nu kaam ik«, un güng to Bett.

Abends do kemen nu de dree jungen Lüd un de eerste güng ant Finster un keek in, do seet de Olsche achtern Awen (Ofen), de Lamp stunn oppen Disch, un se spunn. Do fung se an to hohjaanen un sä: »Oha! dat weer Een.« De, de vœrt Finster stunn, meen, se harr em meent un wuß, wat se all dree wullen. Do leep he, wat he kunn, dat he foort keem, un vertell de annern, wo em bat gaan weer. Nu güng de twete hen un keek int Finster, do seet de Olsche noch bi ęr Spinnrad un spunn. Do hohjaan se tom tweten Maal un sä: »Oha! dat weren Twee!« Do verschrook sik de ant Finster ok un maak, dat he weg keem. De Drütte sä: »Jü sünd man all beid dumme Jungens, laat mi man ins (einmal) hen.« As he nu ant Finster keem, do hohjaan de Olsche tom drütten Maal un sä: »Dat weren Dree«, un stött dat Spinnrad vun sik, stunn op un sä: »Nu kaam ik!« Do kunn sik ok de Drütte nich länger holen un leep vœr Angst weg un hen to de annern, de ole Fru awer güng to Bett; un vun de Tied an weer dar keen Minsch int hele Dörp, de nich sä, dat de ole Fru allens wuß un dat se en ganzen Kloken weer.


Aus Dithmarschen, durch Herrn Schullehrer Knees aus dem Lande Oldenburg und durch Storm aus Husum. – Das Stück wird gewöhnlich so erzählt, daß drei Räuber die Frau bestehlen wollen, aber durch ihre Worte verscheucht werden. Gerade so Thiele, Danm. Folkes. I, 371.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 482.
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