634. Van Gold dre Rosen.

[493] Dar steit en Lindbom in jenem Dal,

Is bawen breit und nedden schmal.

Van Gold dre Rosen.:,:


Darup sitter Fruw Nachtigal;

Is bawen breit und nedden schmal.

Van Gold dre Rosen.:,:


»Gott gröte di, Fruw Nachtigal hübsch und fien,

Wiltu des Leveken Bade nicht sien?«

Van Gold dre Rosen.:,:


»Des Leveken Bade kan icker nicht sien,

Ik sien der so ein klein Waldvögelin.«

Van Gold dre Rosen.:,:


»Bist du der so ein klein Waldvögelin,

Wann eer kannst du des Leveken Bade denn sien?«

Van Gold dre Rosen.:,:


Dat flog sik hen, dat flog sik her,

Dat flog vor ein Goldschmiedes Dör.

Van Gold dre Rosen.:,:


Do de Goldringelin was bereit,

Grot Arbeit was daraf geleit.

Van Gold dre Rosen.:,:


Se streken dat Vagelin wol über den Kop,

Dat flog to Hamborg damit in de Stat.

Van Gold dre Rosen.:,:


Dat flog sik hen, dat flog sik her,

Dat flog vor ein Borgermeisters Dör.

Van Gold dre Rosen.:,:


»Gott gröte juw, Borgermeister hübsche und fien!

Wor hebbe gi juw jüngsten Dochterlin?«

Van Gold dre Rosen.:,:


»Se setter in einer Kammerkin,

Van Gold stickt se der ein Hötelin.«

Van Gold dre Rosen.:,:


Dat Vagel nu was ser behend,

Dat flog tom kleinen Fensterwend.

Van Gold dre Rosen.:,:


»Gott gröte juw, bruns Mädelin hübsche und fien,

Dien Levste schickt di ein Goldringelin.«

Van Gold dre Rosen.:,:


»Schickt mi mien Levste ein Goldringelin,

Wilkamen schal mi der Bade sien.«

Van Gold dre Rosen.:,:


Wat gaf se em henwedder?

Einen Hoot mit goldne Fedder.

Van Gold dre Rosen.:,:


De Fedder hadde einen vergüldeten Twieg:

Ein schöner junger Herr kriegt wol ein Wief;

Van Gold dre Rosen.:,:


De Hoot hadde einen vergüldeten Rand;

Ein schönes Jungfreuchen kriegt wol einen Man.

Van Gold dre Rosen.:,:


De dieses Ledeken hat erdacht,

De heft it de Levde to Eren gemacht,

Van Gold schenkt se em davor dre Rosen.


Peter Mohr zur Verfassung Dithm. S. 194 teilte zuerst dieses Lied aus der Abschrift des Hans Detlefs mit, die er besaß, die außerdem manches enthielt, was in der Originalhandschrift fehlt. Der Sprache nach war sie noch aus dem 17. Jahrh. In der Originalhandschrift ist unmittelbar nach den Liedern Fol. 27 b. unbeschrieben. – Uhland I, 47 teilt auch das hochdeutsche Seitenstück zu unserm Liede mit.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 493.
Lizenz:
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Sagen, Märchen und Lieder
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