136. Die Quelle zu Marienstede.

[109] In Marenstäd' (Marienstede in Lauenburg) dor stünde vor vęle hundert Jahren en Kapelle un in de Kapelle stünd en Bild van de Mutter Maria. De harr dat lütt Jesuskind upn Arm un dicht bi de Kapelle flöt en Water. Wenn dat en krank Minsch drünk oder sik dorin bade, so würde he so gesund, wat förn Krankheit he ok hebben mügg. Dat würde nu bald bekannt un vęle Lüde, de Krankheiden an sik harrn, kemen na Marenstäd' un deden ęhr Gebęt för dat Marienbild un wenn se dat daan harrn un dat Water drünken, würden se gesund.

Nu lęwe dontomaal en halwe Stunde van Marenstäd' en Eddelmann. Dat weer en gottlosen leegen Keerl, de söp un spęl den ganßen Dag un harr sinen gröttsten Spaaß daran, wenn he de armen Lüde, de na Marenstäd' güngen, kunn förn Narren hebben. Up sinen Hof harr he'n Vaagt, dat weer ęben son Keerl wie sien Herr. Enmaal würde em sien Pęrd krank un keen Dokter kunn wat helpen. Dor dach he, du sast dormit na Marenstäd' trecken un dat Pęrd ut dat Water börmen (tränken).

Nu harr disse Vaagt en olen frommen Vader, de harr em all oft vermaant; awer de gottlose Jung' lach em ümmer wat ut un säde, he weer so lang' ane Gott fardig worden, dat he dach, he würde ok noch wol länger ane em fardig. As nu de ole Vader höre, wat sien Jung' doon wull, dor güng he to em un bäde em, he sull't doch nich doon, Gott würde em dat nich so hengaan laten. Öwer de Sœhn säde, he hüll sien Pęrd noch för vęl bęter, as all de olen Krœpel, de Dag för Dag na de Marenstäder Kapell tröcken. As de Ole em so mit goden nich holen kunn, dor wull he Gewalt bruken un stell sik för dat Pęrd un faat'n Toom an un wull em dörchut nich wider laten. Dor neem de Vaagt sien Swęp un slög sinen olen Vader domit annen Kopp. Da hülde de Ole sien Hand in de Höcht na'n Himmel un säde: »Dat di Gott strafen[109] mügg, du Unminsch!« Öwer de gottlose Jung lach doröwer un günge mit sien Pęrd na Marenstäd' un börmde et ut dat Water. Van der Tied an harr dat Water sine Kräfte verloren und weer nich bęter, as all dat anner.

Mit den Vaagt öwer neemt en bös Ende. He harr van de Tied an kenen gesunden, vergnögten Dag meer un störfe bald dorup. Dat weer up'n Namiddag as se em ingröwen un jeder Minsch säde, den wart't bawen noch leeg gaan. As den annern Morgen de Köster tidig up'n Kirchhof keem, do seh he up den Vaagt sien Graff wat Witts liggen, un as he dichter heran güng, weer dat en Minschenhand, de sülvige womit de Vaagt sinen Vader slaan harr. Se gröwen de Hand wedder int Graff, öwer se kunn nich darin bliwen un müß ümmer wedder herut. Dor bröchen se se in de Kirche un leggen se dor in en Lock in de Kirchenmuur; un alle Johr wenn de Pastor de Verornung vörlęsen müß, denn faat he de Hand an un wise se de Kinner un sę dorbi: »Disse Hand hett sik gegen den Vader uphawen un hett keen Ruh in de Eerde bit up dissen Dag.«


Durch Herrn Rektor Vieth in Ratzeburg. – Die Sage von der Hand, die Vater und Mutter schlug, und immer wieder aus dem Grabe wuchs, dann in die Kirche kam, wird auch bei Oldenburg erzählt. Vgl. Nr. 247. Grimm, Kinder- und Hausmärchen Nr. 117. Thiele I, 193.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 109-110.
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