270. Die unverträglichen Pastoren.

[182] In Eutin waren einmal zwei Prediger, die sich gar nicht vertragen konnten und ihr Lebelang miteinander in Streit lagen. Als nun beide gestorben und begraben waren, hat man sie oft in der Nacht in langen weißen Gewändern sich aus ihren Gräbern erheben sehen, und dann fingen sie an sich aufs wütendste zu prügeln. Ein furchtbares Getöse und Gepolter entstand, die Hunde heulten im ganzen Orte und es war ein Rumoren, daß alles aus dem Schlafe kam. Um ein Uhr ging jeder wieder in sein Grab; sie haben das aber viele Nächte hindurch fortgesetzt.


[182] Mündlich. – Nach Herrn Schullehrer Kirchmanns Mitteilung verhält sich die Sache so: Im Jahre 1787 ward vom Consistorio die Verlegung des Kirchhofs in Eutin vor die Tore der Stadt beschlossen. Das erregte allgemein in der Gemeinde Widerspruch. In einem Dorfe behielt man die Leichen sechs Monate zurück und ließ sie unbeerdigt stehen. Endlich aber mußte man sich fügen. Als aber zwei Konsistorialmitglieder, der Präsident Lotzow und Superintendent Wolf, bald darnach starben und auf dem neuen Begräbnisplatz begraben wurden, sagte man, daß sie sich jede Nacht prügelten, weil keiner die Schuld tragen und jeder sie auf den andern bringen wollte, daß der Kirchhof umgelegt worden.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 182-183.
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