40. An den Kronprinzen von Baiern

[85] (König Ludwig.)


Nicht Krösus reicher Schatz noch stolzer Pharaonen

Gewalt und Vorrecht darf den Genius umfangen,

Daß niedrig fessle er an sie fest sein Verlangen;

Gewohnt zu schwingen sich in höh're Regionen,

Wählt er zum Ziel nur dort die lichteste der Kronen,

Die einst Asträa (wie Zeus hehre Töchter sangen,

Als sie im Wettkampf mit den Pieriden rangen)

Geflochten, glänzende Verdienste zu belohnen.

Dich hat, erhab'ner Prinz, ein selig Loos getroffen,

Die Götter liehen dir des Glückes reichste Habe,

Dir steht, wie einst der Thron, der Helikon jetzt offen;

Herrsch' froh indessen hier, mit hoher Musen Gabe,

Und schütz', darf Schöneres der Sterbliche wol hoffen?

Die Künste dreifach einst mit deinem Herrscherstabe!

Quelle:
Friedrich Müller (Maler Müller): Gedichte. Jena 1873, S. 85.
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