3. Einsamkeit

[33] Der Mai ist auf dem Wege,

Der Mai ist vor der Thür:

Im Garten, auf der Wiesen,

Ihr Blümlein kommt herfür!


Da hab' ich den Stab genommen,

Da hab' ich das Bündel geschnürt,

Zieh' weiter und immer weiter,

Wohin die Straße mich führt.


Und über mir ziehen die Vögel,

Sie ziehen in lustigem Reihn,

Sie zwitschern und trillern und flöten,

Als ging's in den Himmel hinein.
[33]

Der Wandrer geht alleine,

Geht schweigend seinen Gang;

Das Bündel will ihn drücken,

Der Weg wird ihm zu lang.


Ja, wenn wir allzusammen

So zögen in's Land hinein!

Und wenn auch das nicht wäre,

Könnt' Eine nur mit mir sein!

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 33-34.
Lizenz:
Kategorien: