8. Haus und Hof

»Siehe, wie fein und lieblich ist es,

Daß Brüder einträchtig bei einander wohnen!«

Ps. 133,1.


Dieses Wort des Israelitenkönigs David hat nun fast drei Tausend Jahre überdauert, ist mit der Bibel in fast alle Sprachen der Erde übersetzt worden, der Weise sowohl wie auch der geistig Träge und Unbeholfene erkennen die hohe Wahrheit an, welche in ihm enthalten ist, und dennoch schwebt der Genius der Eintracht noch zwischen den Wolken und darf sich nur zuweilen herniederlassen auf ein bescheidenes und abgelegenes Plätzchen, um für kurze Zeit ausruhen zu können vom ermattenden Flügelschlage. In der Natur sowohl wie im Menschenleben ist ein unausgesetztes Gegeneinanderwirken der Kräfte und Gaben zu bemerken; aus dem Verschwinden und Vergehen des Einen zieht das Entstehen und Emporwachsen des Anderen seine Nahrung, um später selbst einer neuen Entwickelungsform zu weichen, und während die Geister sich aneinander reiben, unterliegt auch der Stoff einem ewigen Wechsel zwischen Leben und Sterben. Es ist wirklich, als sei das irdische Dasein nur durch ein kämpfendes Aufeinanderwirken der verschiedenen körperlichen und geistigen Kräfte ermöglicht, als biete das unausgesetzte Ringen der Naturgewalten nur ein Vorbild der Friedlosigkeit, welche sich durch alle menschlichen Verhältnisse zieht, und fast scheint es, als sei eine Ausgleichung der Gegensätze, eine Ruhe nur im Tode zu finden.

Und doch möchte das Herz gern an eine Zeit glauben, in welcher das Schwert zur Sichel wird und die Weissagung der himmlischen Heerschaaren: »Friede auf Erden« in Erfüllung geht. Die Religion der Liebe, das Christenthum, hat trotz ihres neunzehnhundertjährigen Bestehens der Welt noch den ersehnten Frieden nicht gebracht; ihre eigenen Anhänger standen und stehen sich noch heut in zahlreichen Heerlagern feindselig gegenüber, und ihre Geschichte ist fast von Episode zu Episode mit blutigem Stifte geschrieben. Und hegen selbst die Muhamedaner den schönen Glauben, daß Isa Ben Marryam, Jesus, der Sohn Mariens, vom Himmel herabsteigen und sich auf die Moschee der Ommijaden zu Damaskus niederlassen werde, um das große und ewige Reich des Friedens zu gründen, so muß selbst der Nichtmuselmann die Erfolglosigkeit dieser islamitischen Hoffnung bedauern.

Nur eine Macht giebt es, welche, über allen Parteien stehend, nach Milderung und Versöhnung strebt, sich allen religiösen und politischen Zerwürfnissen von Tag zu Tage immer mehr überlegen zeigt und den Menschenfreund veranlaßt, den Gedanken eines Völker-, eines Erdenfriedens festzuhalten: die Humanität. Aus ihr, der Grundbedingung aller menschlichen Wohlfahrt, müssen die geistigen und auch die geistlichen Lebenssäfte emporsteigen in die Aeste und Zweige der Gesellschaft, wenn die erwünschten Früchte reifen sollen, welche man in Liebe erntet und in Sicherheit genießt, »ein Jeglicher unter seinem Dache.«

Das mag wohl sanguinisch gesprochen sein, aber das, was uns die Wirklichkeit nicht bieten will, dürfen wir wenigstens träumen, und ein Traum, welcher uns, wenn auch nur für eine kurze Stunde, liebe Gaben spendet, ist er denn so gar Nichts gegenüber einem Wachen unter unerfüllten Wünschen? Und ist es etwa nicht möglich, daß der Einzelne mit Erfolg wenigstens für seinen Frieden sorgen und sein Leben mit Eintracht schmücken kann? In den Räumen des großen Prachtbaues, dessen Flur die Erde den schönsten ihrer Gaben schmückt und dessen Kuppel das Firmament mit Millionen von Sternen beleuchtet, klirren die Waffen und wogt der Kampf bald hin, bald her. Die politischen Bauten, in denen die Nationen und Völkerschaften sich von einander absondern, sie sind errichtet wie jene Wohnungen der Juden zur Zeit der Richter und Makkabäer, mit dem Schwerte in der Faust, beherbergen den Zwist im eigenen Innern und bedürfen zu ihrem Fortbestehen einer steten Vertheidigung. Aber die Wohnung, welche der Mensch für sich und die Seinen erbaut, um die Lieben am Feuer des häuslichen Herdes zu versammeln, sie kann eine Stätte des Friedens und der Einigkeit sein, wenn es der gegenseitigen Zuneigung gelingt, die Geister der Zwietracht fern zu halten.

Es liegt ja in dem Zwecke und Wesen des Hauses, seine Bewohner nach Außen hin vor schädlichen Einflüssen sicher zu stellen und das Glück der Familie in Schutz zu nehmen. Es soll Alles fernhalten, was die innere und äußere Entwickelung seiner Bewohner benachtheiligen könnte, und den Blumen des Herzens die zu ihrer Entfaltung nöthige Abgeschiedenheit und Ruhe gewähren. Die Stürme des Lebens sollen über seine Firste dahinbrausen und an seinen Mauern abprallen, die Verderben bringenden Elemente Abwehr finden und nur die goldenen Strahlen der Sonne und die Leben gebenden Fluthen der Atmosphäre Zutritt erlangen.

Der Schutz gegen schädliche Natureinflüsse war der erste Zweck, welchen der Mensch verfolgte, als er zum Baue einer Wohnung schritt. Diese bestand zunächst aus einer Hütte, welche er sich von den Zweigen der Bäume errichtete, oder wohl aus einer Höhle, in deren Räumen er sich ein Lager bereitete; doch besaß die Erstere nicht die wünschenswerthe Dauerhaftigkeit, und auch die Letztere zeigte Uebelstände, welche ihn veranlaßten, um ein besseres Obdach besorgt zu sein. Er löste den Rasen von der Erde und trug sich Steine herbei, welche ihm ein festes und dauerhaftes Material boten. Die vier Wände erhoben sich bald, auf Stangen ruhte das aus Geäst oder langen Blättern hergestellte Dach, und – das erste architectonische Meisterwerk war vollendet.

Schon 1. Mos. 4,12 wird von Kain erzählt: »Und er baute eine Stadt, die nannte er nach seines Sohnes Namen Hanoch.« Und Vers 20 heißt es: »Und Ada gebar Jabel; von dem[334] sind hergekommen, die in Hütten wohnen und Vieh zogen.« Wenn wir auch unter der Stadt Hanoch nicht eine Zusammenstellung von Straßen und Häusern zu verstehen haben, wie wir sie uns jetzt bei dem Begriffe »Stadt« vorstellen, so soll durch die erstere Stelle doch wohl eine Gruppirung mehrerer Wohnungen zur Erreichung gemeinschaftlicher Zwecke angedeutet werden, und unter den Hütten, in denen die wohnten welche Vieh zogen, sind kaum etwas Anderes als Zelte zu verstehen. Der Besitzer von Heerden war Nomade und konnte nur solche Wohnstätten gebrauchen, die sich leicht abbrechen und an jedem beliebigen Orte wieder aufrichten ließen.

Natürlich hat die Baukunst mit der Entwickelung der menschlichen Verhältnisse immer gleichen Schritt gehalten und von ihren primitiven Anfängen bis zu ihrer gegenwärtigen Ausbildung eine wechselvolle und gestaltungsreiche Bahn durchlaufen. Von dem Baume, unter dessen herabhängenden Zweigen sich Adam und Eva verkrochen oder den Moos- und Schilflagerstätten der ersten Menschen bis zu den Palästen und Hotels der Gegenwart mußte ein weiter und ruhmvoller Weg zurückgelegt werden, von dem wir eine deutliche Vorstellung erhalten, wenn wir noch die jetzigen Wohnungen der auf verschiedenen Stufen sich befindenden Völkerschaften mit, einander vergleichen. Noch heut' giebt es ja Troglodyten welche sich in Felsenhöhlen verkriechen, noch heut' hängt der Indianer des nordöstlichen Südamerika's gleich dem Affen zwischen den Zweigen der Bäume, noch heut' zieht der Mongole mit seinen schmutzigen Filzzelten durch die Steppen Hinterasiens, noch heut' giebt es in China und Hinterindien Abertausende, welche ein gebrechliches Floß oder einen alten morschen Kahn ihre einzige Heimath nennen, und gar manche unserer glänzenden Städte kann in ihren dunkleren Straßen noch Baracken aufweisen, die dazu erhalten zu sein scheinen, die überwundenen Annehmlichkeiten früherer Jahrhunderte zu illustriren.

Die Art und Weise der Wohnung, welche sich der Mensch errichtet, hängt nicht allein von seiner Ansicht und seinem Geschmacke, sondern auch von vielen außer ihm liegenden Verhältnissen ab, unter denen das Klima die erste Stelle einnimmt. In der strengen Kälte des Nordens ist Abwehr der winterlichen Rauhheit und Erzeugung einer wohlthuenden Wärme die Hauptsache, während in der Gluth des Südens die festeste Constitution ohne eine erquickende Kühle zu Grunde gehen muß. In regenreichen Hochländern baut man anders als in Gegenden, denen es an den befruchtenden feuchten Niederschlägen mangelt, im Gebirge anders als in der sumpfigen Niederung, und auf sicherem Grunde wieder anders als auf einem Boden, der, wie der mittelamerikanische, oft von Erdbeben heimgesucht wird.

Je mehr menschliche Wohnungen zusammenrücken, desto inniger werden auch die gegenseitigen Beziehungen, und es ist dann allerdings für das Wohl des Einen oder der ganzen Gesammtheit nicht gleichgültig, wie der Andere baut und sich einrichtet. Dann muß die Gesetzgebung gewisse Bedingungen vorschreiben, nach denen ein Jeder sich zu richten hat, und es ist Aufgabe der Baupolizei, darauf zu sehen, daß weder das Gesammtinteresse noch die Verhältnisse des Einzelnen durch irgend einen Umstand geschädigt werden.

Innerhalb des durch diese Vorschriften umschlossenen Raumes nun kann allerdings Jedermann seinem eigenen Geschmacke Rechnung tragen, und daher kommt es, daß, wie wir später deutlich sehen werden, der Character der Bewohner sich mit einer gewissen Sicherheit aus dem Character der Wohnung schließen läßt.[335]

Schreiber dieses fand in der Nähe eines Dorfes ein zweistöckiges Häuschen, unter dessen Dache sich die Inschrift hinzog:


»Ich kehr' mich nicht daran

Und laß die Leute klügeln;

Man kann nicht Jedermann

Das böse Maul verriegeln!«


und es hätte, um auf den Besitzer schließen zu können, dieses allerdings etwas kräftigen Bekenntnisses gar nicht bedurft, denn das Gebäude war von einem hohen Stackete eng umschlossen und so dicht von Bäumen umgeben, daß kaum eine einzige der kleinen Fensterscheiben zwischen den Zweigen hindurch zu lugen vermochte und nur ein mit der Welt verfeindetes Gemüth sich in dieser einsiedlerischen Abgeschlossenheit wohlbefinden konnte.

Da, wo eine dünngesäete Bevölkerung sich über weite Flächen zerstreut, hat gewöhnlich auch das Gespenst des Pauperismus seine dunklen, kalten Schwingen noch nicht über die Häupter der Menschen gebreitet, und ein Jeder, auch der ärmste Tagelöhner, hat sein eigenes Haus, seine eigene Hütte, in welcher er als alleiniger und selbstständiger Herrscher waltet. Da aber, wo, wie in großen Städten oder dicht bevölkerten Industriebezirken der Mangel an Raum sich so bemerklich macht, daß die Häuser sich in langen Reihen eng aneinander legen und mit zahlreichen Stockwerken in die Höhe streben, da ist es nur für die Wenigsten möglich, ein eigenes Heim zu besitzen, und es bilden sich jene Verhältnisse aus, welche wir mit dem Worte »Wohnungsmiethe« bezeichnen und zusammenfassen. Der Reichthum oder die Spekulation bemächtigen sich des Bodenbesitzes, »Zinshäuser« und »Kasernen« entstehen, der Miethcontract treibt sein beängstigendes Wesen und auf einer Wanderung vom Souterrain bis zum Mansardenstübchen, vom Straßenbalkon bis zum feuchten Kämmerchen des Hinterhauses erlangt man einen Ueberblick der verschiedensten socialen Verhältnisse in derselben Weise, wie z.B. die Besteigung des Chimborasso gestattet, einen Einblick in die Vegetationsformen der verschiedenen Zonen zu nehmen.

Und doch berühren sich auch hier die Extreme. Je weiter die Menschen auseinander wohnen oder je dichter sie zusammengedrängt werden, desto weniger tritt eine vertrautere Bekanntschaft zwischen ihnen ein. Auf den weitgedehnten Strecken der Haiden und Moore erhebt nur selten eine einsame Wohnstätte ihr schmutziges Dach, der Verkehr ist erschwert, und nur wie eine dunkle Kunde dringen die Ereignisse des Völkerlebens oder die Nachrichten über näher liegende Verhältnisse von Nachbar zu Nachbar. Je bedeutender die Entfernung, desto größer auch die Trennung. – In den himmelanstrebenden Wohngebäuden unserer Metropolen gehen die Hausbewohner fremd und kalt an einander vorüber, kein Gruß ertönt, keine Mittheilung wird ausgewechselt und kaum weiß der Eine den Namen und Stand des Anderen, welcher mit ihm unter gleichem Hausreglement steht. Je enger das Zusammendrängen, desto größer auch die Trennung.

Während in den älteren Zeiten das Haus nur den Zweck hatte, dem Menschen die nöthigen Wohn- und Wirthschaftsräume zu bieten, haben sich bei der vorgeschrittenen Entwickelung der »Erdenbürger« die Bedürfnisse erweitert und jetzt erheben sich unzählige Gebäude, welche früher ganz ungekannten Zwecken dienten.

Wenn der Wanderer vormals seinen Stab auf fremde Erde setzte, so durfte er um eine Ruhestätte und Alles, was zur körperlichen Pflege gehört, keine Sorge tragen, denn in jedem Hause war er willkommen als ein Gast, an dessen Erzählungen und Berichten man sich erfreute und durch sie in Verbindung mit der Außenwelt trat. Er genoß die schönen und geheiligten Rechte der Gastfreundschaft, selbst die Glieder der Familie traten gegen ihn zurück, und wenn er den Fuß weiter setzte, so überhäufte man ihn mit Dank und den Gaben, deren er auf seiner Reise bedurfte. Die »Rechnung« war noch von keinem speculativen Columbus entdeckt worden, und die Schlußstrophe von Uhlands »Apfelbaum«


»Und frag ich nach der Schuldigkeit,

So schüttelt er den Wipfel;

Gesegnet sei er allezeit

Von Wurzel bis zum Gipfel!«


hatte in Beziehung auf die gastlichen Verhältnisse ihre vollste Bedeutung. Noch heut' giebt es abgelegene Gegenden, in denen dem Reisenden das Glück geboten ist, auf der »Vetterstraße« zu wandern und dasjenige Taschenmöbel zu schonen, von welchem Sophokles oder sonst einer der griechischen Classiker sagt:


»Ist dann der liebe Zahltag da,

So sind die Thalers flöten,

Der Beutel kriegt das Podagra

Und stickt in tausend Nöthen

Und ich bin ein geschlagner Mann,

Dem kein Chirurgus helfen kann.

O Jemine, o Jerum!«


Während aber in den erwähnten Zeiten und Gegenden die Zahl der Reisen den nur eine unbedeutende war und ist, befindet sich jetzt und innerhalb derjenigen Länder, die in den allgemeinen Verkehr gezogen sind, die eine Hälfte der Bewohnerschaft unterwegs, während die andere Hälfte entweder sich von einer zurückgelegten Tour ausruht oder schon wieder im Begriffe steht, die Reisetasche zu packen. Die gegenwärtigen Geschäftsverhältnisse erfordern ein tüchtiges Zusammen- und Durcheinanderschütteln der lieben Menschenkinder, und ebenso zahlreiche wie großartige Einrichtungen dienen einzig und allein nur dem Zwecke, dieses Zusammenschütteln zu erleichtern und ihm den größtmöglichen Umfang zu geben. Es kommt bei besonderen Veranlassungen vor, daß einem Orte[342] an einem einzigen Tage zehn, zwanzig und noch mehr Tausende von fremden Wandervögeln durch die Locomotive zugeführt werden, und es ist leicht einzusehen, daß es gar keines so monströsen Verkehres bedarf, um die alte patriarchalische Gastfreundschaft zu einem Dinge der Unmöglichkeit zu machen. Da ist denn nun dafür gesorgt, daß sich hier und da, hüben und drüben, an allen Ecken und Enden, wohin sich nur irgend eine hungrige, durstige oder ermüdete Menschenseele verirren kann, ein einladendes Zweiglein herausstreckt, ein verführerisches Schild mit der frommen Inschrift


»Mein Haus, das steht in Gottes Hand

Und wird ›zum weißen Roß‹ genannt«


schauen läßt oder gar ein stattliches Haus erhebt, welches seinen Namen »Hotel zur goldenen Bratwurst« in großen und glänzenden Lettern weithin blitzen läßt. Hier fluthet nun eine kleine Völkerwanderung vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen ein und aus, ißt, trinkt, liest Zeitungen, Journale und Gazetten, spielt, raucht, schläft, nimmt sich den geistreichen Sinnspruch:


»Die Rose riecht, der Dorn der sticht,

Wer gleich bezahlt, vergißt es nicht,«


welcher über der Thür des Gastzimmers angebracht ist, zu Herzen oder sucht die Bedeutung der egyptischen Hieroglyphe zu enträthseln, die dunkel und drohend von der Wand herunterblickt:


»Hier wird nicht gepumpt!«


O, ihr schönen und wohlfeilen Tage der Vergangenheit, an denen Methusalem mit seinem Esel vor dem ersten besten Zelte oder der ersten besten Hütte Halt machen und seinen Regenschirm zusammenklappen konnte, um ohne Paß und sonstiges Geschreibsel gemüthlich »unterzukriechen!« Ihr seligen Zeiten vom lieben Erzvater Isaak und Jacob, an denen man zu Rebecca trat mit der Bitte: »Neige Deinen Krug und gieb mir zu trinken!« oder Rahel bei dem Kopfe nahm und Kuß auf Kuß auf ihre vollen, mesopotamischen Lippen drückte. Ihr herrlichen Erfahrungen von Josua und Caleb, den beiden Kundschaftern, welche nach Bab Escol kamen, im Lande, da unverdünnte Milch und echter Bienenhonig fleußt, von keinem Droschkenkutscher geprellt, von keinem Kellner betrogen, mit keiner Fremdenbuchsinjurie beleidigt wurden und ohne Angst vor Arretur eine Traube abschnitten, die sie »alle Zween auf einem Stecken« tragen mußten! Wo seid ihr hin? Ach, verschwunden, verschwunden und vergangen auf Nimmerwiederkehr. Jetzt hat man kaum den Kopf durch die Thür gesteckt, so steht ein dicker Wirth vor Einem und fragt in einem Athem: »Wer sein mer denn? Woher kommen mer denn? Wohin wollen mer denn? Was betreiben mer denn? Wie lange bleiben mer denn? Haben mer denn auch Geld?« Oder wo diese Fragen nicht offen ausgesprochen werden, da liegen sie im Blicke, man sieht sich in die Gewalt der Bedienung gegeben, vom Oberjüngling bis herunter zum Knechte des Hauses, und wird durch tausenderlei Ungemüthlichkeiten zu der bedauerlichen Erkenntniß getrieben: »Daheim ist doch Daheim; bei Muttern ist's am Schönsten!«

Ja, die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Menschen sammt ihren Verhältnissen! Die Gegenwart bedarf der Häuser, welche dem wandernden Individuum ihre gastlichen Thore öffnen, und mit einem einfachen »Vergelts Euch Gott« ist es jetzt nicht mehr abgethan. Wer die Bequemlichkeit der Heimath auch in der Fremde nicht missen will, der muß sich auch die vollgeschriebenen und »theuren« Zettel gefallen lassen, an deren unterm Rande oftmals die Bemerkung steht: »Trinkgelder nach Belieben,« oder »Service gleich mit eingeschlossen!« Ein nordisches »Gastgifwaregärdar« oder ein südländisches Karawanserai ist billig zu beziehen, aber – sie sind auch darnach! Der Wirth einer spanischen oder südamerikanischen Venda macht schon einige Ansprüche, obgleich meist nur die vier nackten Wände geboten werden; wer aber das Vergnügen hat, eines jener Monstrehotels zu betreten, welche, wie in den Vereinigten Staaten oder auch einigen unserer europäischen Großstädte, dem Reisenden alles nur Menschenmögliche bieten, der muß auch gefaßt sein, höheren Ansprüchen gerecht zu werden.[343]

Mit unseren letzten Betrachtungen haben wir das Gebiet der »öffentlichen Häuser« betreten. Während das Haus eigentlich und ursprünglich als Schutz- und Sammelstätte für die Familie dienen soll, nimmt es Theil an dem Wachsthume und der Ausbreitung derselben und öffnet seine Thore dem öffentlichen Leben ebenso, wie die Familie sich öffnet, um dem gesellschaftlichen Leben Rechnung zu tragen.

Sobald der häusliche Kreis sich zur Gemeinde erweitert, treten bauliche Bedürfnisse ein, deren Befriedigung im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt liegt und zur Hebung sowohl der materiellen als auch geistigen Wohlfahrt dient. In erster Linie sind hier diejenigen Gebäude zu erwähnen, welche es mit der Bildung des inneren Menschen zu thun haben: Kirche und Schule.

Schon die Völker des Alterthums besaßen ihre Gotteshäuser, Tempel genannt (von dem lateinischen Worte Templum). Anfänglich allerdings hielt man die Gottesdienste in heiligen Hainen oder auf geweihten Plätzen, in und auf denen sich Altäre befanden. Sobald aber die Baukunst über die ersten Anfänge ihrer allmäligen Entwickelung hinaus war, wandte sie sich sofort zur Erbauung von Gebäuden, welche der Pflege religiöser Anschauungen dienten.

Die Tempel in Egypten zeigten einen einfach grandiosen Styl; Alleen von Widder- oder Sphinxkolossen bildeten den Zugang zu ihnen und vor dem Hauptgebäude standen gewöhnlich zwei Obelisken. Die irdischen Tempel sind von hohem Alter, und es reicht ihr Ursprung wohl bis 3000 Jahre vor Christo hinauf. Noch heut lassen ihre Ruinen die Riesenhaftigkeit bewundern, durch welche sie sich auszeichneten. Die Grottentempel bildeten oft ganze unterirdische Städte, und der aus schwarzem Felsen gehauene Elephant auf der Insel Elephanta z.B. enthält in seinem Innern einen Tempel von über 130 Fuß Länge.

Unter den Tempeln Vorderasiens ist der von Salomo zu Jerusalem erbaute am erwähnenswerthesten, an welchem volle sieben Jahre gebaut wurde. Die Bibel giebt eine ausführliche Beschreibung seiner Herrlichkeit. Im Jahre 587 vor Christo durch Nebucadnezar zerstört, wurde er unter Cyrus wieder aufgebaut. Bei der Zerstörung Jerusalems unter Titus wurde er mehr durch die Juden selbst als durch die Römer in Brand gesteckt. An seine Stelle baute im Jahre 644 nach Christi der Kalif Omar eine Moschee.

Die griechischen Tempel lassen sich in dorische, jonische und korinthische unterscheiden. Ihr Umfang war meist nicht groß, da sie bestimmt waren, nur den opfernden Priester mit seiner Begleitung aufzunehmen, und erhielten nur durch die Säulenhallen, in denen sich das Volk versammelte, eine größere Ausdehnung. Ihre Architectur ging später auf die römischen über. Die Germanen verehrten ihre Gottheiten zwar an freien Orten, doch finden sich bei den Deutschen auch Spuren alter Tempel, und in Skandinavien gab es Privatcapellen, welche nur dem häuslichen Gottesdienste gewidmet waren.

Die Tempel der Christen werden Kirchen genannt. Der Grundriß derselben war fast immer ein lateinisches oder griechisches Kreuz, doch jetzt hält man sich nicht mehr so streng an diese Figur. Eine nicht wesentliche aber fast allgemeine Verzierung der Kirchen sind die Kirchenthürme. Anfangs hatten die Christen keine Kirchen, sondern versammelten sich, so lange sie noch nicht von den Juden getrennt waren, in Tempeln und Synagogen, später in Privathäusern, und unter der Verfolgung in Höhlen oder an sonstigen verborgenen Orten. Erst im zweiten Jahrhunderte finden sich die ersten Spuren von Kirchen in unserem Sinne, und von da an mehrte sich ihre Zahl mit der Ausbreitung des Christenthums in der Weise, daß z.B. Rom im dritten Jahrhunderte schon 40 große Kirchen hatte. Jetzt hat fast ein jedes Dorf sein Gotteshaus.

Wollte man berechnen, welch' eine ungeheure Summe die Erbauung aller Tempel und Kirchen der Erde gekostet hat, so würde man auf ein Capital kommen, von welchem die ganze Menschheit auf eine geraume Weile ernährt und verpflegt werden könnte. Die Frage, ob diese ungeheuren Ausgaben mit dem Zwecke, welchen sie verfolgten, im Einklange stehen, muß unbedingt bejaht werden, ob aber dieser Zweck erreicht wurde, ob die auf dem Gebiete der Religion erzielten Erfolge in ein befriedigendes Verhältniß zu den Anstrengungen zu bringen sind, welche unsere Kirchenbauten erforderten, das ist eine schwer zu beantwortende Frage.

Wie viele kleine Ortschaften giebt es, besonders in südlichen Ländern, auf welche der stolze Thurm einer prachtvollen Kirche herabblickt, deren Erbauung viele Tausende gekostet hat, und um das »theure« Gotteshaus gruppiren sich einige Dutzend armseliger Hütten, die kaum den nothwendigen Schutz gegen die Unbilden der Witterung gewähren und deren Bewohner mit Noth und Sorge kämpfen. Die Häuser sind schadhaft, die Gärten verwahrlost, über die fast unwegbare Straße läuft der Abfluß der Düngerstellen und verbreitet seine Wohlgerüche bis in das Innere des kirchlichen Heiligthums. Hier wird der volkswirthschaftlich Gebildete sich denn doch vielleicht eines leisen Kopfschüttelns schuldig machen.

Eine allgemeine Erfahrung ist es, daß neben den Räumen, welche den heiligsten Zwecken gewidmet sind, sich gewöhnlich ein Häuslein erhebt, in dem man Gelegenheit hat, weniger ernsten Absichten nachzustreben. »Wo der liebe Gott ein Haus baut, da setzt der Teufel eine Hütte daneben,« sagt ein altes Sprüchwort, und es soll auch gar nicht geleugnet werden, daß zwischen den Kirchengängern einerseits und den Priestern des Bacchus und Gambrinus andererseits fast stets eine gewisse Anziehungskraft thätig ist.[350]

Diese Anziehungskraft wird trefflich illustrirt durch die Anekdote von jenem Herzoge von Braunschweig, bei dem der Pfarrer eines Dorfes sich beschwerte, daß er so wenig Kirchgänger habe, weil seine Bauern sich lieber in das Wirthshaus setzten, als sich an seiner Predigt erbauten. Der fromme und energische Landesvater beschloß, die Sache zu untersuchen und kam während des Gottesdienstes in das Dorf, ging in das Gasthaus und fand richtig fast alle Bauern um eine lange Tafel beim Biere sitzen. Ein großer Krug, welcher stets neu gefüllt wurde, sobald er den Boden zeigte, ging rundum; Jeder trank und gab ihn dem Nachbar mit der Aufforderung: »Gif's weiter!« Der Herzog setzte sich mit an die Tafel, aber als der Krug zu seinem Nebenmanne kam, drehte dieser ihm den Rücken zu, trank und reichte den Krug wieder zurück mit den Worten: »Prost, gif's wieder so 'num!« Das fuhr dem Herzog in die Nase, er erhob sich, gab sich zu erkennen und hielt nun den durstigen Leuten eine Rede, die sich gewaschen hatte, und deren Schluß ungefähr also lautete, daß sie des Sonntags in die Kirche gehörten, aber nicht in das Wirthshaus. Dabei holte er aus und langte seinem Nachbar zur Linken eine Ohrfeige, daß es schallte, und herrschte ihn dabei an: »Gif's weiter!« Wohl oder übel mußte der gute Mann Gehorsam leisten; die Ohrfeige ging mit dem Rufe: »Gif's weiter!« von Einem zum Anderen um die ganze Tafel herum und als sie an den Nachbar zur Rechten kam, der ihm vorhin den Schluck nicht gegönnt hatte, langte er ihm eine neue Auflage hinter die Ohren mit der Aufforderung: »Prost, gif's wieder so 'num!« Die Maulschelle wanderte also wieder zurück, und leider verschweigt die alte Chronik, wie oft sie noch »so 'rum« und »wieder so 'num« gegangen ist, das wird aber bestätigt, daß die Bauern von jetzt an sehr fleißig in die Kirche gegangen sind.

Wahr ist's, daß man in der Natur den Herrn ebenso verehren wie in der Kirche; aber dazu gehört ein Verständniß und ein Gemüth, wie es die Wenigsten besitzen. Die Kirche hat ihre volle Berechtigung, so lange ihre Ansprüche nicht störend in die geistige und wirthschaftliche Entwickelung des Volkes eingreifen. Die Güter, welche uns im Heiligthume gespendet werden, sind hoch und wichtig; sie lassen sich nicht mit der Hand erfassen und durch Maaß oder Gewicht bestimmen, aber man kann sie mit dem Herzen ergreifen, und ein solches Herz ist dann geschützt gegen den Schmutz und Staub des irdischen Lebens. Darum bekennt der alttestamentliche Dichter: »Herr, ich habe lieb die Stätte Deines Hauses und den Ort, da Deine Ehre wohnt,« oder er ruft mit sehnendem Herzen: »Eins bitte ich vom Herrn, das möchte ich gern: daß ich im Hause des Herrn bleiben möchte mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste und seinen Tempel zu besuchen!«

Wer hätte nicht jenes eigenthümliche Gefühl empfunden, welches das Kind beschleicht, wenn es um ersten Male die Kirche betritt! Und dieses Gefühl verläßt den Menschen nicht, so lange er lebt, selbst wenn er mit dem Glauben seiner Kinderjahre vollständig gebrochen hätte. Man sage nicht, daß es allein nur in der Art und Weise des Baues liege, solche andächtige und widerstandslose Empfänglichkeit zu erwecken, denn es giebt auch außerhalb des kirchlichen Gebietes ehrwürdige und mächtige Bauwerke, welche diesen Eindruck nicht hervorbringen; der Grund liegt vielmehr in dem Bande zwischen Vater und Kind, zwischen Schöpfer und Creatur, dessen Knoten tief im Innersten des Menschen geschlungen ist, und welches nie zerreißt, selbst dann nicht, wenn das schwache Geschöpf seinen allmächtigen Erzeuger verleugnet. Wem die Kirchenglocken ein einzig Mal erklungen sind, dem klingen sie fort, denn wie die friesische Sage erzählt, daß die Glocken der Dörfer, welche von den gefräßigen Fluthen der Nordsee verschlungen wurden, sich laut und deutlich hören lassen, sobald der Nebel droht, die Wogen sich ballen und der Sturm seine Verderben drohenden Schwingen erhebt, so läuten die Saiten des Herzens zum Gebete, wenn der irdische Boden zu wanken beginnt und die Brandung der Ewigkeit sich fern vernehmen läßt.[351]

In engster Beziehung zur Kirche hat seit jeher die Schule gestanden.

Wem fällt bei letzterem Worte nicht jener verhängnißvolle Tag ein, an welchem er von der fürsorglichen Mutter unter tröstlichem Zureden in jenes Haus geführt wurde, aus dessen geöffneten Fenstern während der wöchentlichen Singstunden die berühmten Compositionen


»Es tanzt ein Pu – Pa – Putzemann

In unserm Haus herum didum«


oder


»Wer meine Gans gestohlen hat,

Der ist ein Dieb,

Wer mir sie aber wiederbringt,

Den hab ich lieb«


in die Ohren der aufmerksam lauschenden Straßenjugend erschallten? Dem armen Schulbankcandidaten war so »duselig und gruselig« zu Muthe bei den Blicken, welche der Herr »Magister« über die Brillengläser hinweg ihm zuwarf; räthselhafte Gegenstände – riesige schwarze Tafeln, gigantische Lineäler, Besorgniß erregende Buchstabenkästen, Schwamm, Kreide, wandgroße Landkarten – blickten ihm entgegen, und dort auf dem Pulte lag auch jenes liebenswürdige Ruthengeflecht, von dem der Volkswitz singt:


»Der Hansjörg ist bekannt

In ganz Schlesingerland;

Wenn er gleich betrunken ist,

Hat er doch seinen Verstand«,


oder der ominöse Haselstock, dessen holdes Dasein den Dichter zu der anerkennenden Betrachtung begeistert:


»Trägt der Knabe seine ersten Hosen,

Steht schon ein Pedant im Hinterhalt,

Der ihn hudelt, ach, und ihm der großen

Römer Weisheit auf den Rücken malt.«


Dunkle Ahnungen stiegen in dem kleinen sechsjährigen Herzchen empor, und die beengenden Gefühle desselben machten sich erst in einem leise versuchenden Schluchzen und sodann in lautem Weinen Luft, welches allerdings beim Anblicke der gebräuchlichen und verheißungsvollen Zuckerdüte einem seligen Lächeln weichen mußte.

Dieses thränende Lächeln ist für eine ganze Reihe von Jahren des Lernens, ja, wohl für die ganze Lebenszeit von prophetischer Vorbedeutung gewesen. Ueber unser kurzes Dasein ziehen der Wolken gar viele, und die Lichtblicke des Glückes sind seltener, als der Sterbliche sie wünscht. Nur durch Arbeit gelangt er zu den Zielen, deren Erreichung der Zweck seines Lebens ist und ihm ermöglicht wird durch die Ausbildung seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten, wie sie die Aufgabe der Schule ist.

Da die wenigsten Eltern die nöthigen Fähigkeiten und Kenntnisse besitzen, oder die Zeit haben, um ihren Kindern diejenigen Eigenschaften mitzutheilen, welche zur allgemeinen menschlichen Bildung sowohl, als auch zu ihrer künftigen Bestimmung nothwendig sind, so ist die Errichtung von Schulen eines der hervorragendsten Bedürfnisse, und dem Staate, welcher die Verpflichtung hat, seine Angehörigen zu tüchtigen Menschen und Bürgern zu bilden, ist die Aufgabe ertheilt, für Gründung, Erhaltung und Verbesserung der Schulen nach besten Kräften zu sorgen.

Oeffentliche Anstalten zu einer geordneten Jugendbildung entstanden erst mit der fortschreitenden Entwickelung der Menschen, und in den ältesten Zeiten war der Besuch der Schulen ein Vorrecht für besondere Stände, während das eigentliche Volk davon ausgeschlossen blieb; so in Indien, China, in Babylon, bei den Chaldäern und Medern, Egyptern, Juden, Griechen und Römern. Bei den germanischen Völkern gab es keine Schulen.

Das Christenthum leitete eine neue Epoche des Schulwesens ein. Seinem ganzen Geiste und seiner Tendenz nach mußte es die innere Ausbildung aller Menschen bezwecken, und so geschah es, daß mit der Anstalt der christlichen Kirche allenthalben Schulen verbunden wurden, aus denen sich das entwickelte, was wir die eigentliche Volksschule nennen. Christus selbst sammt seinen Aposteln gehörte dem Volke an, und seine Lehre erstreckte sich nicht nur auf die Erwachsenen, sondern drang bald auch in die jugendlichen Kreise. Die erste christliche Knabenschule gründete der Presbyter Protogenes gegen Ende des zweiten Jahrhunderts zu Edessa. Jetzt hat auch der geringste, der abgelegenste Ort seine Schule, und es giebt keinen sicherern Gradmesser für den Bildungszustand eines Volkes, als den Stand seiner Schulen und die Aufmerksamkeit, welche den letzteren von Seiten des Staates gewidmet wird.

Von den Volksschulen sind die Fach- und Gelehrtenschulen zu unterscheiden, welche höhere oder enger begrenzte Zwecke verfolgen als die ersteren.

Eine ähnliche Aufgabe, wie die der Schulen, wird in denjenigen Häusern verfolgt, welche der zwangsweisen Erziehung, der Besserung gewidmet sind. Hier berühren wir einen wunden Punkt in dem Körper der menschlichen Gesellschaft, dessen Heilung trotz aller Anstrengung erfolglos erstrebt worden ist. Die Sünde, das Verbrechen frißt wie ein böses Geschwür an der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Nationen, und die Strafgesetzgebungen werden fast von Jahr zu Jahr paragraphenreicher. Wer die Geschichte dieser Gesetzgebungen schreiben wollte, müßte seine Feder in Jammer tauchen und dennoch würde es ihm nicht gelingen, ein treffendes Bild jenes Elendes zu entwerfen, welche sich wie ein Sumpf zu beiden Seiten der menschlichen Irrwege dahinzieht.

Aber warum betritt der denkende Mensch diese Wege? Der Denkende? nein, der irrig Denkende betritt sie, und eine Anklage darf sich weniger gegen ihn als vielmehr gegen diejenigen[358] Umstände und Verhältnisse richten, durch welche er irre geleitet wurde. Darum betrachtet der Gesetzgeber der Gegenwart den Verirrten nicht mehr als ein aus der Gesellschaft gestoßenes wildes Thier, sondern als einen durch falsche Erziehung Mißgeleiteten, welcher durch die Sühne zur Besserung geführt werden soll.

»Dunkle Häuser« nennt Gustav Rasch die Anstalten, welche den Uebertretern des elften Gebotes: »Du sollst Dich nicht erwischen lassen« zum Aufenthalte dienen; aber es wird heller und lichter hinter den Mauern; die eisernen Gitterstäbe sind schon längst nicht mehr die Sinnbilder einer ausgesprochenen Hoffnungslosigkeit, und wenn das Thor sich öffnet, so geht gar mancher brauchbare Mensch daraus hervor, welcher mit einer beklagenswerthen Vergangenheit abgeschlossen hat, um einer besseren und schuldfreien Zukunft zu leben. Möchte doch auch das Vorurtheil nach und nach schwinden, welches sich solchen Leuten oft so gewaltig hindernd in den neubetretenen Weg stellt!

Weit, sehr weit würde es uns führen, wenn wir auch nur einen oberflächlichen Blick auf all' die Häuser werfen wollten, welche anderen als familiären Zwecken dienen. Ihre Zahl ist Legion. Bald ist ihre Firma eine friedliche, bald eine kriegerische, bald treten sie anspruchsvoll an die Oeffentlichkeit, bald ziehen sie sich bescheiden in die Verborgenheit zurück, bald schwingt in ihnen der Segen sein fruchtbringendes Scepter, bald brütet der Fluch in ihren finsteren, schmutzigen Winkeln; kehren wir zurück zur traulichen, heimischen Stätte, deren Fenster hell und einladend im Strahle der untergehenden Sonne flimmern, und wo uns ein freundlich Häuslein winkt, da wohnt gewiß auch freundlicher Sinn und offene Herzlichkeit unter seinem Dache, denn wie der Teich, so der Frosch, wie das Loch, so die Maus, wie die Höhle, so der Bär, und wie das Haus, so der Mensch.

Das scheint sehr viel behauptet zu sein, und doch ist's wahr.

Der stolze Aristokrat, welcher sich hoch erhaben dünkt über dem Manne des arbeitenden Volkes, wo baut er sein Haus hin? Hinauf auf die Spitze des Berges. Gleicht es nicht ihm selbst? Unzugänglich ist der Felsen, auf welchem es steht – unzugänglich ist der Stolz seines Besitzers. Millionen hat es gekostet, den Prachtbau zu errichten – wieviel Lebenskraft haben wohl die Wurzeln, Aeste und Zweige eines einzigen Geschlechtes dem ährentragenden Felde, dem arbeitenden Volke entzogen? Hoch erhebt es seine Zinnen, dem Sturme Trotz bietend – auf den höchsten Stufen der Gesellschaft bewegt sich der Bevorzugte, und doch – der Sturm der Zeit hat manche Burg zertrümmert und manchen Stammbaum in den Staub gelegt.

Der nach Gewinn strebende Geschäftsmensch, wie baut er? Dunkle Speicher füllen ein breites Areal – dunkel wie so manches Geschäft ist, und breit, wie sich ihr Besitzer macht. Thüren und Fenster gehen nach innen, außen starrt die nackte Wand – der Egoismus schließt sich ab und ist nach außen hin sowohl im Worte als auch in der That ohne Mittheilsamkeit. Riesige Fabrikräume erheben sich oder strecken sich in die Länge; schwarz und schmutzig legt der Rauch seine Spuren an ihre Mauern; nur der Arbeit gewidmet, entbehren die Säle und Zimmer aller auf Ruhe und Bequemlichkeit deutenden Einrichtungen – so auch der Besitzer. Der Arbeitsdrang baut sein Project in die Höhe oder Breite; die Realität des alltäglichen Lebens gebietet über seine Gedanken und Gefühle, und ruhelos treiben ihn seine Pläne durch ein Dasein, welches nur selten von höheren Rücksichten erleuchtet und verschönert wird.

So baut ein Jeder nach seiner Absicht, seinem Gusto, der Reiche anders als der Arme, der Hochmüthige anders als der Demüthige, der Prahler anders als der Bescheidene, und sollte das Aeußere eines Hauses nicht mit Sicherheit auf den Character seiner Bewohner schließen lassen, so wird dieser Schluß nach einem Blicke auf das Innere sehr bald zu ziehen sein.

Es ist mit der Wohnung fast ebenso wie mit einem Menschenangesichte. Man begegnet irgend Jemandem, den man noch nie gesehen und der Einem auch nie Etwas zu Leide gethan hat, und doch fühlt man sofort, daß man ihm nie Liebe und Vertrauen schenken könnte, ja, es zuckt Einem vielleicht gar in der Hand, als wünsche sie unwillkürlich, mit seinem Gesichte in Berührung zu kommen. Saphir nennt solche Gesichter sehr bezeichnend »Ohrfeigengesichter«. Und ebenso kommt man mit einem vollständig Unbekannten zusammen, mit dem man noch nie ein Wort gewechselt, noch nie etwa Gutes von ihm gehört oder an sich selbst erfahren hat, und doch fühlt man sich zu ihm hingezogen und möchte ihm gleich vom ersten Augenblicke an nur Freundlichkeit und Liebe erweisen. – Ebenso betritt man eine Wohnung, in der man noch nie gewesen ist; man kennt weder ihre Einrichtung noch den täglichen Verlauf der wirthschaftlichen Vorkommnisse, und doch weiß man sofort: hier ist nicht gut sein; adieu Madame, ich und das Zimmer und vielleicht auch ich und Sie, wir passen nicht zusammen. Oder man sieht sich eine Stube an und erkennt auf den ersten Blick, daß es sich hier ganz ausgezeichnet wohnen müsse; es kommt Einem Alles so anheimelnd, so traulich vor, es ist, als hätte man das Alles schon längst gehabt und mit gemüthlicher Bequemlichkeit genossen, und ehe man sich's selbst versieht, hat man den apostolischen Entschluß gefaßt: Herr, hier wollen wir Hütten bauen.[359]

Das Wort Haus erscheint in sehr zahlreichen Zusammenstellungen mit anderen Wörtern und hat auch an für sich eine gar verschiedene Bedeutung.

Hauswirth, Hausherr, Hausfrau, Hausmann, Hausknecht, Hauszwist, Hausfriede, Hausgeräth, Haushaltung, Hausrath, das sind so einige von den erwähnten Wortverbindungen, keine von ihnen aber ist von einer so hohen Wichtigkeit, keine von ihnen greift so tief in die verschwiegenen und zarten Verhältnisse des Privatlebens ein, wie die drei Silben »Hausschlüssel.«

Welch eine Fülle von guten und schlimmen, ernsten und heiteren, glücklichen und schauderhaften Erinnerungen dieses inhaltsschwere Wort zu erwecken vermag, das weiß ein Jeder, sei er nun jung oder alt, »behauskreuzt« oder unbeweibt, und wenn die Hausschlüssel reden oder gar schreiben könnten, so würde in kurzer Zeit die Welt von einer wahren Sturmfluth von offenbarten häuslichen Geheimnissen überschwemmt werden, welche Jedermann zur Warnung, Abschreckung und – Nachahmung dienen könnten.


»Wer nie zu lang im Wirthshaus saß,

Wer nie durchklapperte des Winters Nächte,

Weil er den Passepartout vergaß,

Der kennt euch nicht, ihr Schicksalsmächte!«


Da die menschliche Wohnung den ursprünglichen Zweck hatte, die Glieder einer Familie zu vereinigen, so wird das Wort Haus oft gleichbedeutend mit Familie gebraucht. »Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen,« lautet in dieser Beziehung ein bekannter biblischer Ausspruch. Eine weitere Bedeutung bekommt das Wort, indem es im Sinne des »Geschlechtes« gebraucht wird und alle Neben- Seitenverwandten der Familie mit ihren Ahnen bis zurück auf den Stammvater umfaßt. »Das Haus Wlfe, das Haus Bourbon etc. hat aufgehört zu regieren!« lauteten die Dictate Bonaparte's, dem nachher selbst die Strophe gedichtet wurde:


»Und zu derselben Stunde

Schließt auch das Grab sich schon;

Das war die letzte Stunde

Vom Haus Napoleon!«


Solch' ein Geschlecht, solch' ein Haus hat oft eine ganz bedeutende politische, ja weltgeschichtliche Aufgabe zu erfüllen; die Traditionen erben von Glied zu Glied immer weiter fort, und jedes neu hervorsprossende Reis des gewaltigen Baumes sucht Blüthen und Früchte zu treiben. Mit den Kräften wachsen auch die Ziele, und wo das Kind an dem geistigen Vermächtnisse des Vaters hält und demselben die jeweiligen Verhältnisse dienstbar zu machen sucht, da erstarkt der Stamm selbst auf sonst unfruchtbarem Boden, und es wachsen jene kraftvollen Dynastieen heran, von welchen diejenige der Hohenzollern ein lautzeugendes Beispiel ist.

Auch die Bildersprache hat sich des Wortes Haus bemächtigt, wie man sich zum Oefteren überzeugen kann. »Du bist ein altes, gutes, treues Haus!« hört man zuweilen sagen, und es ist diese Redensart keine gedankenlose, denn man will damit im Character eines Menschen diejenige Traulichkeit und Gemüthlichkeit andeuten, welche vorzugsweise Eigenschaften solcher Wohnungen sind, deren Behaglichkeit mit dem Alter gewachsen ist.

»Haus und Hof,« denn zu einem Hause gehört ein Hof, und wer's möglich machen oder erschwingen kann, der hängt auch noch ein Gärtchen d'ran, von wegen der Zwiebeln und Petersilie für die »theure« Hausfrau, oder auch um etwas Levkoj und Reseda zu »erbauen.« So ein Blumen- und Gemüsegärtchen bietet der Annehmlichkeiten gar viele, und wer's nun gar noch zu einem Rettigsbirnen- und Franzapfelbaume bringt, der ist schier zu beneiden.

So ist's in der Stadt. Auf dem Lande freilich sind die Verhältnisse anders; da nehmen die Höfe ganz andere Dimensionen an, und die Gärten dehnen sich oft über sehr bedeutende Areale. Daß hier der Hof von größerer Bedeutung ist, beweisen die Bezeichnungen Pachthof, Bauernhof etc., und sehr oft wird die ganze Besitzung nach dem Namen ihres Inhabers Ruppertshof, Uhligshof, Petershof oder in Beziehung auf sonstige Umstände Teichhof, Berghof, Lindenhof, Tannenhof etc. genannt.

Daß der Hof nicht eine zufällige Einrichtung ist, sondern einer Naturnothwendigkeit entspricht, beweist der Umstand, daß sogar der Mond einen hat, und wer die Einrichtung desselben kennen lernen will, der mag sich nur getrost direct an den alten Nachtschwärmer selber wenden, weil der jedenfalls die beste Auskunft darüber geben kann. Dem haben es jedenfalls die Kaiser, Könige, Herzöge, Fürsten, Grafen und sonstigen großen Herren abgelauscht, die sich mit einem Hofe umgeben, dessen Glanz und Pracht oft mit recht elegischem Schimmer in den Säckel gewisser Nichthöfler hineinleuchtet. So ein Hof ist etwas gar grausam Vornehmes, und wer die Erlaubniß bekommt, sich »Hofzweckenschmied« oder »Hofwichslieferant« zu nennen und zu schreiben, der darf ohne Bedenken sich an die Brust schlagen und ausrufen: »Gott Lob, ich bin ein großer, ein gemachter Mann!«

Wer da etwa glaubt, daß man unter einem Hofe nur so ein prosaisches Ding zu verstehen habe, auf welchem die Frau Nachbarin ihre Wäsche trocknet und ihre Kartoffeln putzt, der mag sich einmal erklären lassen, was es heißt, irgend Jemandem »den Hof machen.« Ob diese bildliche Redeweise von dem französischen cours d'amour abzuleiten ist, oder ob man das dabei zu beobachtende Gebahren dem befiederten Sultan abgelauscht hat, welcher, mit dem rothen Fez auf dem Haupte und den Rittersporen an den Füßen, mit herablassender Würde oder cavaliermäßiger Tournüre sich um die Gunst seiner gackernden Huldinnen bewirbt, das[366] haben die Gelehrten noch nicht entschieden. Soviel aber ist gewiß, daß sich gar manch Eine den Hof gern machen ließe, aber es ist ein großer Fehler dabei, nämlich der, daß sich Keiner dazu finden will. –

Haus und Hof, beide gehören zusammen und ergänzen sich bei der Befriedigung derjenigen Ansprüche, welche der Mensch an seine Wohnung etc. macht. Daher ist es kein Wunder, wenn man das Eine oft für das Andere gebraucht und z.B. statt Gasthaus Gasthof, statt Pack- und Schlachthaus Pack- und Schlachthof sagt. Selten wohl wird es ein Haus geben, welches wirklich keinen Hof aufzuweisen hätte, haben doch sogar diejenigen Häuser, welche der Freiheitsentziehung gewidmet sind, die Gefängnisse, ihre Höfe, durch welche es den Insassen ermöglicht ist, zuweilen auf liebevolles Commando »in Ostra's Schattenau sich zu ergehn.«

Auch die hervorragendsten unter allen Häusern, die »Gotteshäuser«, haben oder vielmehr hatten ihre Höfe. Die religiöse Pietät umgab die Kirchenplätze gern mit Mauern, zwischen denen die entschlafenen Erdenwanderer zur Ruhe bestattet wurden. Ihr erster Lebensgang hatte zur Kirche geführt, wie Schiller in seiner »Glocke« sagt:


»Denn mit der Freude Feierklange

Begrüßt sie das geliebte Kind

Auf seines Lebens erstem Gange,

Den es in Schlafes Arm beginnt;«


jeder bedeutende Moment ihres Daseins rief sie in das Gotteshaus, dessen eherne Zungen ihnen auch zum letzten Valet läuteten, und so versammelte man die Hüllen der Abgeschiedenen an dem Orte, an welchen ihren unsterblichen Seelen der Weg empor zum Himmel gewiesen worden war. Die Gegenwart mit ihren auf das Praktische gerichteten Bestrebungen hat trotz aller Achtung vor den religiösen Traditionen erkannt, daß die ewige Seligkeit nicht durch die Schmälerung irdischer Rechte erhöht werden könne, und eines der hervorragendsten unter diesen Rechten bezieht sich auf die Gesundheit des Körpers, welche durch die Miasmen der Fäulniß arg geschädigt wird. Deshalb greift die Sanitätspolizei mit unnachsichtlicher Hand hinein in die alten Gebräuche, um Dasjenige zu entfernen, was dem körperlichen Wohlbefinden schädlich ist. Man möge den häßlichen Prozeß der Verwesung immerhin durch blumengeschmückte Hügel dem Auge entziehen, aber man lasse diesen gesundheitswidrigen Vorgang nicht inmitten reichbevölkerter Orte stattfinden, wie es bisher der Fall war. Der Ort der letzten Ruhe soll fortan nicht ein am Gotteshause liegender »Kirchhof«, sondern ein im Freien befindlicher »Gottesacker« sein, zu dem die Frömmigkeit ihre Schritte lenkt, um Zeuge jener großen Erndte zu sein, deren Garben ihre Früchte für das Jenseits spenden.

Hier sind in »Haus und Hof« unsere Betrachtungen an dem Punkte angekommen, von welchem sie ausgingen, an dem Punkte, wo »Himmel und Erde« sich vereinen, einen unsterblichen Geist für kurze Zeit in irdische Gewandung zu hüllen, um ihn zum Erklimmen einer höheren Daseinsstufe zu befähigen. Im Gottes-»Hause« vernahm er die Kunde seiner himmlischen Abstammung, und dem Kirch-»Hofe« übergab er das vom Staube geliehene Kleid, um den freien Flug über die Berge hinweg zu lenken, deren Spitzen im Morgenrothe einer anderen Welt erglühen.

Der Tod ist nicht ein Aufhören alles Lebens, sondern nur der Uebergang aus einer Daseinsform in die andere. Ist diese andere eine höhere, eine beglückendere? Die Bibel beantwortet diese Frage mit den Worten:

»Der Geist spricht: Ihre Werke folgen ihnen nach!«[367]

Quelle:
Geographische Predigten von Karl May. 8. Haus und Hof. In: Schacht und Hütte. 1. Jg. Dresden (1876). Nr. 46, S. 366-368.
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