II
Wohlßtand des frommen Hiopp

[228] Nu paßt ma auf, ihr.

Lebte da ma 'n Mann recht schlecht, der hieß Hiopp und wohnte im Lande Uz – – – – (N' komischen Name, nöch?)

Und der mied allens Böse wie ein ächten Pastohr.

War doch Hirte oder Pastohr. Is ja dasselbe.

Und zeugte sieben Söhne und drei Töchter.

Der älteste von den sieben war ein Bangbüx, der zweite aber dej war duckerisch und ein wetterwendschen Bengel und der dritte, achott, der Muttersohn – – – Awa das gehört jetzt allens nicht hieher.

Wollen ma ßpäter tühnen von, – nöch?[228]

Also Hiopp zeugte sieben Söhne und drei Töchter und sein Beßtreben war, nu ma eben noch sieben Töchter und drei Söhne zu zeugen. – – War ein tüchtigen Pastohr eben.

Hätte zusammen zwanzig ergeben, aber Jehova wollte es nich haben.

Denn hatte hej außerdem noch fumpfzichtausend Kamele, die hätten nu bei Hagenbeck sicher sonn Sstück zehn Millionen Reichsmark gekostet.

Er war ein auserwählten Knecht Gottes und hatte n' Mop op n' Buuk, das war groß und rot wie ein Reichsdahler, und denn hatte er seine Frau, ne ungeheuer runde Frau, allens war rund an ihr.

Eines Tages nu, der Tach war helle und ßteil, ßtückte er man eben gerade früh und schob seine Tasse hart torüch, da hieß es mit eins, Quittjes aus Chaldäa sind gekommen und haben drei Rotten gemacht und die Kamele wechgetrieben.

Quatsch, tühn man nich, saachte Hiopp da und wollte es nich glauben.

Denn awa kam seine Frau und beßteetichte es.

Gotte doch, Hiopp, hatte sie gesaacht und an ihren Tränen gewischt.

Hiopp aber hatte nischt gesaacht.

Nur so vor sich hin gewunderwerkt hatte er. Und sein schweren Kopf zur Seite geleecht hatte er.

Ja, das hatte er.[229]

Er truch es eben ßtattlich wie Königskleid!

Das allens war nu so gekomm': Im Text heißt es, Sahtahn hätte von Gott die Erlaubnis gekriecht, Hioppen heimzusuchen und wäre denn auch mit eins mit einem Arm wie der Wind in fünf Schornßteine gefahren.

Is natürlich allens Quatsch. Sahtahn gibt's doch gar keinen, und für Hiopp war es eben nich möchlich gewesen, sich zu damaligen Zeit gegen Einbruch zu vasichern.

Sind eben noch die dollen Zeiten gewesen, wo's norddeutschen Drill noch nich gab.

Und denn neigen nu überhaupt die Südländer in einsenfort gerne zu die phantastische Annahme von Sahtahn. Wenn sonn Südländer nu man eben bloß zur Welt kommt, is er all halbwegens Knülle.

Kam da nu wieder mit eins sonn dolles Malöhr.

Schluch das Haus, als alle seine Söhne in waren, längelang hin und begrub se alle.

Hiopp war nämlich arch unkluch gewesen und seine Häuser waren alle an die Ecke von der Wüste gebaut gewesen und denn war ne arch dolle Böö gewesen und hatte allens umgeprustet.

Bei uns in die Freien- und Hanse-ßteedte Hamburch und Lübeck wäre so was man nich möchlich gewesen, da sorcht die Baubehörde gegen.[230]

Nur n' Fahl war übhrich nu. – Ein einzigen staakichen Fahl.

Haben auch sonn Fahl die reichen Rheeders Gebrüder Deependorf im Kneesebeekschen Garten in Winterhude bei Hamburch – Nöch? Ssteht heute noch!

Als es sich nu gegeben hatte, daß Hiopp von dem Boten diese Hiobsbotschaft gehört hatte, riß er an seinen Augen und saachte:

Dittmal lüggt hej, Gott sei Dank, dittmal lüggt hej.

Und ßpuckte leise und trocken.

Der Hiobsbote awa hatte nich gelogen!

Das ging nu Hiopp übern Sspaaß und hej schlenkerte mit die weiten Beinkleider und booch die großen Zehen nach unten, daß der liebe Gott angst und bange wurde.

Kiek nu ma1, hatte Sahtahn gesaacht, – hett Beene wie Uhlanenlanzen, Gitt i Gitt! – Wer hat dies hochßtrebende Wesen?

Hol dien Muul, Düwel, hatte Jehova da gesaacht, kann auch von komm', daß hej von königlichen Geblüte is.

Hiopp awa war arch ßtöckrich und raufte seine Haare.[231]

Und zu seine Frau saachte er: is doll, nu könnwa von vonre beginn'.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

1

Kiek nu ma ist reines Deutsch, nicht etwa japanisch. Es klingt nur ähnlich wie das japanische Ko-Ko-ro. Ko-ko-ro: – – Kiek-nu-ma.

Quelle:
Gustav Meyrink: Gesammelte Werke, Band 4, Teil 1, München 1913, S. 232.
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