Der xij. buntgnoß.

Ein früntliche antwurt aller gotzförchtigen in dem tütschen land vff die iämerliche klag der

ordenßlüt an sie gethon.

[151] Ich zwölfter buchgnoß hab verstanden,

Das kleglich geschrei ist vorhanden

Von münchen, nunnen, allen beiden,

Wie man die armen thůt beleiden[151]

Vnd günt in nit zů rumplieren,

Den farren im dorff zů weid fieren

Vnd wil die zarten hertlich halten

Mit vil statuten manigfalten.

Des wöllen wir iren grosen klagen

Ein tröstlich, früntlich antwurt sagen.

Sie mögen vß dem orden gon!

Das sollen sie in nit weren lon.[152]

Der brotkorb vnd ein feßlin wein,

Die sollen in stetz nach gon fein –

Sie seien weiber oder man –

Die vß den klöstern wöllen gan.

Solch ordnung man gemacht het:

Die land / die dörffer vnd die stet,

Wa münch vnd nunnen lauffen vß

Vnd kumen für eins burgers huß,

Sol er vß seinem huß hin gon

Vnd sie darin wonen lon.

Der schultheiß vnd all oberkeit,

Die sollen inen sein bereit,

Maluaseir vnd reinfal geben,

Das sie verlassen haben ir leben,

Vnd sollen inen struben bachen

Vnd fröliche wirtschafft machen.

Dan sie sein alle dot gewesen,

Die vom dot sein wider genesen,

Von doten sein zům leben gesprungen

Vnd nach der narrenkap gerungen.

Darumb geb in iederman gelt,

Das sie von daten in die welt

Nach langem sterben wider kumen.

Ach sein got wilkum, ir frumen!

Wir fröwen vnß von gantzem hertzen,

Das ir erledigt sein des schmertzen.

Jetz mögen ir euch wol lon blawfertzen,

Vnd mögen ietz mit gůter růwen

Zů euch setzen vnd mit fůgen

Gretlin / ketterlin vnd els weiben,

Das euch das kloster nit ließ treiben.

Es was vorhin so hoch verholen,

Als wan das gretlin wer gestolen.

Nun laßt sich stro vnd semlich war

In schůhen nit verbergen gar.[153]

So ir nun weltlich priester sind,

On kutten, nim der klöster kind,

So lůgt vnd setzt ein magt in das huß

Vnd lebt als wol in freyem suß,

Als andere weltlich priester leben,

Mit mägten in den freiden schweben.

Lůgen nur, das ir behůtsam sind,

Kein nemen, die da hab den grind;

Den selben bin ich von hertzen find.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 151-154.
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