XXI. Brief.

L. Wilibald an Jungfer Hannchen.

[265] den 10 Dec.


Meine Schöne,


Ob ich gleich noch nicht so glücklich bin, Sie zu besitzen, so nenne ich Sie doch, in guter Hoffnung, die meinige. Ich zweifle nicht, daß Sie für Ihren demüthigen Verehrer noch immer die Gewogenheit haben, die Sie jederzeit gegen mich haben spüren[265] lassen, wenn gleich ein grausames Schicksal, welches mich verfolgt, Sie mir zu entziehen drohet. Ich habe es Ihnen mehr als einmal zu verstehen gegeben, daß ich Sie allen möglichen und allen wirklichen Frauenzimmern auf der ganzen Welt vorziehe, und ob Sie gleich, nach Ihrer Schamhaftigkeit sich immer gestellet haben, als wenn Sie meine Sprache nicht verstünden: so bin ich doch jederzeit scharfsinnig gnug gewesen, einzusehen, daß Ihre liebenswürdige Unwissenheit, die Sie annahmen, nichts anders als eine Verstellung war. Wäre ich Ihnen mißfällig gewesen, so hätten Sie gewiß nicht Stand gehalten, wenn ich Ihnen unter dieser oder jener Einkleidung meine Neigung zu verstehen gab. Sowohl das Stilleschweigen Ihres Herrn Vaters als Ihr eigenes, gab mir zu verstehen, daß ich solches zu meinem Vortheil auszulegen hätte, ich habe dieses nach den Regeln einer gesunden Erklärungskunst gethan, und habe mich nicht getäuschet. Ich erwarte nur einen günstigen podagrischen Anfall[266] Ihres Herrn Vaters, der ihn, nach meiner Vermuthung, zu der Entschließung bringen würde, mich zu seinen Substituten und zu Ihrem ehelichen Gehülfen anzunehmen; allein da dieser gewünschte Zufall sich nicht nach Wunsche hat ereignen wollen, so scheint mein Unstern das Glück, welches ich in kurzer Zeit zu besitzen hoffte, mir aus den Händen winden zu wollen. Ich habe in Erfahrung gebracht, daß der Hochadliche Gerichtshalter zu Schönthal, nicht nur lange ein Auge auf Sie gehabt, sondern auch dieses ohnlängst Ihrem Herrn Vater zu verstehen gegeben hat. Im Anfang, da mir diese Nachricht zu Ohren kam, lachte ich nur darüber, ich sagte bei mir selbsten: von diesem habe ich nichts zu fürchten, Herr Wendelin ist ein verständiger Mann, und Jungfer Hannchen so klug als schöne, der gute Advocate wird alle seine Fechterstreiche vergebens anwenden, und als ein Jurist mir, der ich zur theologischen Facultät gehöre, den Vorzug lassen müssen. Diese Monade von einem Rechtsgelehrten schien[267] mir zu klein, daß ich mir seinetwegen den geringsten sorgsamen Gedanken hätte sollen einfallen lassen. Aber wider mein Vermuthen wurde ich gewahr, daß, seitdem er anfing bei Ihnen anzubauen, ich in Ihrem Hause nicht mehr so wohl als vorher gelitten war. Ich schob dieses zwar auf das wunderliche Alter Ihres Herrn Vaters und auf seinen übertriebenen Eifer, mit welchem er die guten Anstalten, welche ich seit einiger Zeit auf dem Edelhofe gemacht habe, anzutasten pfleget, endlich, dachte ich, wird die gute Sache doch siegen und den Herrn Pastor Wendelin überzeugen, daß man ein guter ehrlicher Mann, und dabey ein starker Zelot für das Vorurtheil seyn kann; doch da mir gesteckt wurde, daß die Kaltsinnigkeit aus einem andern Grunde herrührete: so dachte ich, hier liegt die Schlange im Grase, es ist Zeit, daß ich aufwache und mein Recht behaupte. Von Ihnen, schönes Hannchen, bin ich völlig überzeugt, daß Sie mir jetzt gewogener sind, als da Sie bei mir in die Schule giengen, und daß Sie die Treue,[268] die mir Ihre schönen Augen geschworen haben, nicht brechen, noch vielweniger als die Tochter eines Geistlichen diesen Stand so sehr verachten werden, daß Sie ihr Herz einen Mitgliede desselben entziehen und es an einen Rechtsgelehrten schenken sollten. Ich weiß aber, welchen gefährlichen Nachstellungen junge Frauenzimmer unterworfen sind, und wie leicht sie in ihren Entschließungen können wankend gemacht werden. Erlauben Sie dahero, daß ich Ihnen, da Sie doch lauter gelehrte Liebhaber haben, alle Gattungen derselben mit wenig Worten schildere, damit Sie hieraus beurtheilen können, welche Parthei Sie zu erwählen haben, und welcher Stand sich für Sie am besten schickt. Ich habe Ihnen mehr als einmal gesagt, da Sie noch meinem Unterrichte anvertrauet waren, daß es, nach den Sprichwort, verschiedene Arten von Krebsen giebt, und so ist es auch mit den Gelehrten, es giebt unter ihnen verschiedene Gattungen, welches Sie auch daher schlüßen können, wenn Sie nur einige[269] Gelehrte in ihren Verrichtungen gegen einander halten. Zum Exempel, Ihr Herr Vater ist ein Gelehrter und kann keine Processe vertragen, der Gerichtshalter ist ein Gelehrter und nährt sich von Processen, kann aber nicht predigen. Ich bin ein Gelehrter und kann nur, vermöge meiner Wissenschaft, den Verstand bessern, aber nicht die Gesundheit des Körpers, der Herr Doctor aus H. kann die Gesundheit des Körpers verbessern, aber nicht den Verstand, und ist doch gleichwohl auch ein Gelehrter. Sie sollen demnach wissen, daß es viererlei Gattungen von Gelehrten giebt, die vornehmsten sind die Theologen, oder die Geistlichen, gegen diese habe ich Ihnen jederzeit Hochachtung eingepräget. Sie geben auf Akademien oben an, wie denn auch auf dem Lande der Pfarrer der vornehmste Mann im Dorfe ist, wenn kein Edelmann oder ein Amtmann daselbst wohnet. Die Geistlichen sind weise, verständige, gelehrte Männer, die sich zu der Wissenschaft schicken, der sie sich widmen. Sie thun Niemand etwas[270] zuwider, sondern haben mit jedermann Friede und bücken sich vor dem ärmsten eben so tief als vor Reichen und Vornehmen. Gegen das Frauenzimmer sind sie selten unempfindlich, sie verehren das schöne Geschlecht vielmehr aufs äußerste. Wenn sie sich verheirathen, so haben ihre Gebietherinnen bei ihnen die beste Zeit, ob sie gleich allen Mannspersonen bei der Trauung die Erlaubniß geben, über ihre Weiber zu herrschen, so begeben sie sich dieses Vorrechtes gemeiniglich freiwillig, und beobachten gegen sie einen genauen Gehorsam. Daher kommt es, daß die Weiber der Geistlichen, weil es ihnen so wohl gehet, allezeit hübsch bleiben und niemals vor der Zeit alt werden. Die Ehen der Geistlichen sind auch ordentlich sehr gesegnet und dauren gemeiniglich lange. Ueberhaupt ist es eine allgemeine Anmerkung, daß man ein Frauenzimmer, das einen Geistlichen geheirathet hat, niemals hat klagen hören. Die Rechtsgelehrten sind von ganz anderm Schlage. Anstatt daß alle übrigen Wissenschaften[271] sich mit Aufsuchung der Wahrheit beschäftigen, so bemühen sich diese die Wahrheit zu unterdrucken, sie sind derselben so gram wie die Fischer den hellen und klaren Wassern, diese machen solche mit Fleiß trübe und jene suchen mit Fleiß die Wahrheit zu verstecken. Alle übrigen Wissenschaften beschäftigen sich ferner mit dem Besten der menschlichen Gesellschaft, um solche zu erhalten und zu befestigen; die Advocaten und Sachwalter lernen ihre Künste nur, um Zank und Streitigkeiten unter den Menschen anzuspinnen, oder die entstandenen Irrungen zu vermehren und zu vergrößern. Wenn die Menschen es mit einander abredeten, nur ein einziges Jahr in Ruh und Friede zu leben, so würde die ganze juristische Facultät noch vor Ablauf desselbigen durch den Hunger erloschen seyn, und man würde auf den Gassen nicht mehr mir so großer Behutsamkeit gehen müssen, um nicht Gefahr zu laufen, an einen Advocaten, Gerichtshalter, Sachwalter und dergleichen schädliche Leute anzustoßen. Ein Proceß[272] würde alsdenn nicht länger als eine Stunde dauren, da ihn jetzt die Rechtsgelehrten viele Jahre gangbar zu erhalten wissen. Weil diesen Leuten die Wahrheit so verhaßt ist, so darf man sich nicht wundern, wenn sie solche meiden und sich wohl hüten ein wahres Wort aus ihrem Munde gehen zu lassen, das nicht mit Unwahrheit wohl durchwürzt ist. Durch die lange Uebung werden sie wahrhafte Sceptici, die da zweifeln, ob etwas wahres in der Welt anzutreffen ist. Man kann ihren Worten folglich nicht trauen, sie sind wie der Alte in der Fabel, der in seine Hand blies, um sie zu erwärmen, und eben das that, um seine Suppe kalt zu machen, sie vertheidigen mit eben dem Munde heute eine Sache, die sie morgen aus allen Kräften bestreiten, was morgen Recht ist, muß heute Unrecht seyn, und was heute gleich ist, das ist morgen krumm. Das Frauenzimmer hat von diesen Leuten alles zu befürchten, weil sie eine Gabe haben, durch ihre Beredsamkeit die Wahrheit zu unterdrücken und die Unwahrheit auf ihren[273] Thron zu setzen, so ist es ihnen leicht, die Begriffe von Ehre und Tugend nach ihren Gutdünken einzurichten, folglich ist die Reputation eines Frauenzimmers allezeit in Gefahr, wenn sie einem Rechtsgelehrten anvertrauet wird. Ihre Treue und ihre Eidschwüre sind wie die Lufterscheinungen, die der geringste Wind verjaget. Sie lieben indessen das schöne Geschlecht, wie die Schmetterlinge die Blumen, diese setzen sich in einem Garten bald auf dieses bald auf jenes Blümchen, verlassen solches aber hierauf wieder und kehren niemals zu eben demselben zurück. Die Frau eines Rechtsgelehrten ist eine unglückliche Creatur, in den ersten Monat der Ehe muß sie alle Advocatenstreiche wissen und ausüben können, wenn sie nicht eine sehr armselige Figur machen will. Sie muß lügen, sie mag wollen oder nicht. Ihr Mann darf niemals zu Hause seyn, wenn der Client mit leerer Hand erscheinet; er muß beschäftiget seyn, wenn der Cliente ein Lamm kneipt, daß es schreien muß; läßt er aber einen Ochsen brummen, so ist der[274] Herr zu Hause, der Client hat die gerechteste Sache von der Welt, und die Frau setzt ihre Ehre zum Pfande, daß der Proceß gewonnen wird. Die dritte Gattung der Gelehrten sind die Aerzte, das sind diejenigen Leute, die Sie so sehr fürchten, und in der That sind sie allen lebendigen Geschöpfen furchtbar, wo nicht auch den leblosen. Ihre Kunst bestehet darinne, die Gesunden krank, die Kranken todt oder gesund zu machen. Wer gesund unter ihre Hände fällt, der muß so lange schröpfen, aderlassen und purgiren bis er krank wird, und ein Kranker muß sich ihren Gesetzen so lange unterwerfen, bis er gesund oder todt ist. Man hat seit langen Jahren nicht gehöret, daß die Aerzte einen Patienten verlassen haben, um die Schande zu vermeiden, daß sie die Krankheit nicht heben könnten, kuriren sie ihre Patienten, wenn sie nicht wollen gesund werden, gar zu Tode. Denn alsdenn kann man ihnen nicht vorwerfen, daß die Krankheit noch fortdauern sollte, und mithin ist sie gehoben. Nebst dieser[275] Neigung zum kuriren besitzen sie auch noch die, alles auswendig und innwendig zu begucken, von der Mücke bis zum Elephanten ist alles ihrem anatomischen Messer unterworfen. Alles was Leben und Othem hat und in die Gewalt eines nachforschenden Medici fällt, muß seiner unersättlichen Neugierde zum Opfer dienen, und ist dem Schicksal unterworfen, das die Fliegen haben, wenn sie sich in eine Spinnewebe verwickeln, nur mit dem Unterschiede, daß die Spinnen nicht so erfindungsreich an Martern sind, ihre Feinde umzubringen, als die Aerzte, allerlei Thiere hinzurichten. Was sollte sich nun wohl ein Frauenzimmer zu einem Manne zu versehen haben, der sich ein Vergnügen daraus macht, Menschen und Vieh zu martern? In der That, es gehöret eine große Entschließung dazu, einen Arzt zu lieben, nicht zu gedenken, daß er bei dem geringsten Zwist, oder wenn er es nur sonst rathsam findet, durch ein kleines requiescat in pace sich von seiner Gattin losmachen kann; wenn es ihm nur behebet,[276] so hat die Frau eines Arztes zehnerlei Verrichtungen mehr auf sich als eine andere. Sie muß Pulver reiben, Wurzeln schneiden, Schachteln und Gläser verpetschiren, Pillen vergolden, Tropfen distilliren und doch dabei alle Pflichten einer ehelichen Gehülfin erfüllen. Hierzu kommt noch die strenge Diät, die sie beobachten muß. Alle Leckerbisgen, die dem Manne überaus wohl bekommen, sind der Frau schädlich. Er trinkt Coffee, sie bekommt Kräuterthee. Er trinkt Wein und für sie bereitet er einen Habertrank. Er läßt für sich sieden und braten, sie verzehret eine Wassersuppe und Salat.


Die vierte Classe der Gelehrten bestehet aus Philosophen. Diese werden zwar unter den Gelehrten für die Geringsten, dem Range nach, gehalten, aber in Ansehung der Verdienste, sollten sie neben den Theologen stehen, und so war es auch ehedem bei den Alten, da waren die Philosophen freie Leute, die Aerzte aber Knechte, die Rechtsgelehrten waren[277] damals unter den Gelehrten noch nicht zünftig, und hatten also keinen Rang. Seitdem aber diese beiden Gattungen der Gelehrten ihr Haupt mit vielem Stolz empor gehoben haben, so ist es den guten Weltweisen ergangen, wie den hölzernen Wegweisen an den Straßen, diese zeigen jedermann den rechten Weg und kommen selbst niemals von der Stelle. Unterdessen obgleich die Philosophen keinen großen Rang haben, so sind sie doch angesehene Leute und es stehet beinahe das ganze Reich der Gelehrsamkeit ihnen zu Gebothe. Ihre Wissenschaft ist einer Zauberei ähnlich, sie kennen die Leidenschaften der Menschen aufs genaueste, es ist ihnen also leicht, bald diesen bald jenen Affect zu erregen. Dahero sind sie auch gemeiniglich in der Liebe glücklich; alle Wege, sich in das Herz der Schönen einzuschleichen, sind ihnen bekannt, sie wissen durch ihren Verstand und Witz das schöne Geschlecht zu bezaubern, daß ihnen ein Mädchen selten aus dem Garne gehet, wenn sie auf Eroberungen ausgehen.[278] Diese Leute sind um deswillen auch bey dem Frauenzimmer wohl gelitten, weil sie eben so schwatzhaft sind als die Schönen, und sich dahero vollkommen zu ihnen schicken, über dieses verehren sie das schöne Geschlecht aufs äußerste. Wenn alle Frauen Sklavinnen ihrer Männer sind, so sind die Frauen der Philosophen Königinnen. Sie dürfen es wagen die philosophische Gelassenheit ihrer Männer zu prüfen, ohne daher nachtheilige Folgen zu erwarten. Sokrates, einer der vortrefflichsten Weltweisen aus dem Alterthume, hatte eine solche Ehetirannin, die ihr Andenken durch ihre Bosheiten gegen ihren Herrn bis auf unsre Zeiten erhalten hat. Da sie einsmals diesen Weltweisen durch eine Ladung von Schmähreden zwang, sein Haus zu verlassen, und ihm noch darzu ein Geschirr voll unreines Wasser über den Hals goß, ließ dieser Weltweise hierüber keine andere Empfindlichkeit spühren, als daß er zu seinen Freunden sagte: ich dachte wohl, daß auf dieses Ungewitter ein Platzregen folgen würde.[279] Sehen Sie, schönes Hannchen, das ist ein kurzer Abriß aller Gattungen der Gelehrten und ihres Betragens gegen die Schönen. Ich bin versichert, daß Sie aus allen vier Facultäten Anbether haben: denn der Medikus, welcher ihren Herrn Vater dann und wann in der Kur hat, thut noch allen Gründen der Wahrscheinlichkeit nicht so oft einen Weg von drei Meilen, seinem Patienten, sondern vielmehr Ihnen einen Besuch abzustatten. Ich bin aber versichert, daß weder die Profeßion eines Rechtsgelehrten noch eines Arztes Ihnen gefallen kann, die beiden andern Facultäten gefallen Ihnen ohne Zweifel besser. Da ich nun zu beiden gehöre, so hoffe ich nicht, daß Sie, an einen Mann der zu einer andern Facultät gehöret, Ihr Herz, das ohnedem nicht mehr Ihr Eigenthum ist verschenken werden. Indessen hat mir, ob ich Ihnen gleich alles Gute zutraue, eine kleine Kaltsinnigkeit, die Sie seit einiger Zeit gegen mich haben spühren lassen, einige Unruhe verursachet. Wenn Ihre Absicht dabei gewesen[280] ist meine Liebe nur destomehr anzufeuern, so will ich Ihnen gestehen, daß Sie diese vollkommen erreicht haben, ich verehre Sie jetzo mehr als jemals, es ist also Zeit, daß Sie meine Marter endigen. Das Nadelbüchsgen, das ich Ihnen vor einiger Zeit verehret habe, rufet Ihnen durch seine Devise, so oft Sie solches in Ihre schönen Hände nehmen, in meinem Namen zu


Finissez mon martyre,

Vous voyez que j'expire!


Jedoch vielleicht hat Ihnen auch der Gehorsam gegen Ihren Herrn Vater, der einige Zeit daher nicht mit mir zufrieden scheinet, diese kleine Vorstellung, worüber ich mich so sehr beklage, abgenöthiget. Wollte der Himmel, daß ich Ihre kaltsinnige Mine für einen Beweis annehmen dürfte, daß Ihr Herz desto feuriger liebt! Ich sehe den zureichenden Grund Ihres Betragens nicht vollkommen ein, und daher laufe ich immer Gefahr, falsche Schlüsse zu machen und mich in meinem[281] Urtheilen zu hintergehen. Um diesem Uebel vorzubeugen, beschwöre ich Sie bei der Hochachtung, die ich Ihnen gewidmet habe, mir insgeheim in dieser Sache einige Erläuterungen zu geben, ich hoffe dadurch vollkommen wieder beruhiget zu werden. Kann ich Ihre holden Blicke verdienen, wenn ich mich bei Ihren Herrn Vater wieder in Gunst setze: so gebe ich Ihnen die Versicherung, daß ich meine schönsten Anschläge daran spendiren und eher die Ehre verliehren will eine gelehrte Gesellschaft gestiftet zu haben, als mich der Gefahr blos zu stellen, Ihre Gunst einzubüßen. In der Erwartung einer günstigen Antwort, verharre ich in der unveränderlichen Hochachtung Ihrer schönen Person


Dero

getreuester Verehrer

M.L.W.

Quelle:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Erster bis dritter Theil, Band3, Eisenach 1762, S. 265-282.
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