Alf von Dülmen an den Pfalzgrafen.

1208.

[199] Verfolge mich nicht, Wittelsbach, frage mich um nichts, du möchtest schreckliche Dinge hören. Allerdings tobt ein grauenvolles Geheimniß in meinem Busen, das ich dir zu entdecken schuldig wär, da es einen Auftrag betrifft, den wir vor dem heimlichen Gericht gemeinschaftlich erhalten haben; du kannst ihn nicht ausrichten,[199] er würde dein Unglück machen, nun so fällt er also mir auf die Schultern, aber ich versichere dich, es ist kein kleines ihn zu übernehmen.

Nimm jetzt den Rath an, den ich dir gebe, heyrathe deine Elise sobald als möglich, und wärs diesen Abend, es ist ihrem Vater auf keine Weise zu trauen, wer weiß ob nicht schon Verhandlungen deine Verlobte zur kastilischen Königin zu machen, unterwegens sind, denen er nur allzugefällig gehorchen wird, die er vielleicht selbst veranlaßte. Nimm Elisen, sage ich nochmals, und führe sie so weit du kannst, auf eines deiner Schlösser, damit du nicht hörest, was hier bey Hofe vorgeht, – Wohl, o wohl mir, da ich thun muß, was ich thun werde, daß nicht die reizende Beatrix, sie, die einzige, welche die Stelle der Gräfin Toulouse ersetzen könnte, mein Herz fesselte, was würde sonst aus mir werden? denn wär ich gerade in dem nehmlichen Fall, in welchem du, ohne es zu wissen, dich befindest!

Aber Himmel, sollte die Sache auch völlig erwiesen seyn? Der Herzog von Sachsen war nicht beym Gericht, als es uns den grauenvollen Auftrag gab; mit ihm Rücksprache zu halten, wär doch wohl Pflicht und Nothwendigkeit ehe man handelte. –

Otto, ich weiß du verstehst mich nicht, ich hatte dir all dieses nicht schreiben sollen, aber[200] meine Gedanken werden, ich schreibe oder ich spreche, unwillkührlich zu Worten, und da Worte nicht im Stande sind, den Zustand meines Herzens zu schildern, so rede und schreibe ich unverständlich, und werde für einen Träumer gehalten. – O Schicksal, Schicksal! daß du mich in allem das härteste Loos ziehen ließest!

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 199-201.
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Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)