Alf von Dülmen an den Unbekannten.

1207.

[130] Wohl mir, daß euch euer eignes Beyspiel lehrt, daß bey der höchsten Spannung der Vorsicht Täuschung möglich sey. Kein Verräther bin ich nicht, ich werde nicht ermangeln, mich gehörigen Orts zu verantworten.

Ihr sprecht mit mir aus einem Tone dessen sich kaum unser Oberhaupt Herzog Bernhard bedienen würde. Wehe der Sache der Gerechtigkeit, daß er durch Krankheit verhindert[130] wurde, nach Pamiers zu gehen, und daß ihm das Unglück euch zum Stellvertreter gab, ihn würde kein Graf von Segni mit gleißenden Worten hintergangen haben!

Doch was sage ich? bin nicht vielleicht auch ich hintergangen? Ich verließ mein Land, änderte meinen Namen, kam nach Pamiers nicht anders als auf höchsten Befehl, Peter von Kalatin war der Ueberbringer desselben; sollte auch ich hintergangen seyn, so müßte man sich an ihn halten. Ich erscheine unausbleiblich auf dem bestimmten Tag, gegenseitige Erklärungen werden das Geheimniß enthüllen, mag dann Gericht gehalten werden über wen da wolle, ich weiß, was ich geschworen habe, und halte meinen Arm zur Rache über den Schuldigen fertig, ich weiß, daß ich keinen Höhern über mir erkennen darf, als Gott und die Gerechtigkeit.

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 130-131.
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