An den Bischof von Kastilien.

1207.

[106] Wir hören, daß euer König nächstens Anstalt machen wird, die Braut seines Sohns aus Frankreich abholen zu lassen. Versäumet nicht unter den Abgesandten zu seyn, und euch zu Pamiers einige Zeit lang aufzuhalten; es werden sich Personen daselbst einfinden, welche Dinge von Wichtigkeit mit euch zu bereden haben. Richtet besonders eure Aufmerksamkeit auf einen gewissen Grafen von Segni, dessen wahren Namen ihr vielleicht errathen könnt.

Hättet ihr unter der mittlern Klasse eurer Geistlichen irgend einen fähigen Kopf, durch welchen sich Dinge, bey welchen kein Großer die Hand sichtbar im Spiel haben darf, ausrichten ließen, so vergesset nicht, ihn mit euch zu bringen, wir werden in Zukunft Leute dieser Art genug nöthig haben.

Auf die Braut eures Prinzen habt ein wachsames Auge, man sagt, sie solle von dem verderblichen Gift des Peter Waldus angesteckt seyn, und sich erkühnen, die heiligen Bücher, welche er durch eine verwegene Uebersetzung unter die Layen gebracht hat, nicht allein zu lesen, sondern auch andern mitzutheilen. Muß[106] denn eben sie Königin von Kastilien werden? – Es giebt Prinzeßinnen, mit welchen wir unsere Absichten besser erreichen können.

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 106-107.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Alf von Dülmen
Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)