Antwort.

1208.

[257] Alle Schmähungen, die du auf meinen Vater häufest, fallen auf dich zurück, du selbst Treuloser! Kannst du in dem Briefe, da du deine eigene Untreue bekennst, mich zur Treue auffordern? – O es ist schrecklich, was ich in diesen Zeilen lese! Ja, Otto, ich wär dir gefolgt, wär – mein Herz gegen dich war immer schwach – wär ohne Rücksicht auf[257] Kindespflicht mit dir geflohen, geflohen aus Ende der Erde, um nur dein zu bleiben! aber das Bekenntniß deiner Schande aus deinem eigenen Munde lößt alle Bande zwischen uns auf. Die Bande, die mich an meinen Vater fesseln, sind unauflösbar, diese fühle ich, jetzt da mir die Augen über deine wahre Gestalt aufgehen, mit neuer Stärke; nur die täuschende Liebe und der thörigte Wahn von deiner Treue hätten mich hierinn verblenden können! – O Otto! wenn du das Herz sehen könntest, das du zerrissen hast! – Nein, ich komme nicht, dein Bote kehrt einsam zurück, mögen die Folgen davon seyn wie sie wollen!

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 257-258.
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Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)