Herzog Bernhard an Peter von Kalatin.

1209.

[298] Dein Eifer um die Rechte der heimlichen Gerechtigkeit, war löblich. Deine Anzeige indessen, was man zu Pamiers hinter meinem Rücken, vielleicht in Hoffnung, meine Krankheit sollte mein Tod seyn, begann, hochnöthig und Lohns werth, auch weißt du, daß verschiedene Warnungsschreiben[298] aufs schleunigste von uns an diejenigen ergingen, die von einer falschen Themis, der Nachäfferin der unsrigen Auftrag erhalten hatten, ihre Hände mit dem Blute Philipps zu beflecken, welcher vielleicht in mehr als einer Betrachtung sorgfältig, doch in Rücksicht auf das angeschuldigte Verbrechen unschuldig war.

Alf von Dülmen und Otto von Wittelsbach wurden vor unsern freyen Stuhl nach *** geladen, theils von der Unthat, welche eine feindselige Macht ihnen aufbürden wollte, abgehalten zu werden, theils Rechenschaft über verschiedene dir bewußte Verbrechen abzulegen; man beschuldigte beyde eigenmächtiger Schritte ohne Vorwissen des heimlichen Bundes, beschuldigte besonders den Pfalzgrafen eines Mangels an Verschwiegenheit, dessen Folgen wir bereits nur gar zu deutlich spüren, Ursach genug für uns, zu rufen, und für jene eilig zu erscheinen.

Aber unser Ruf erreichte ihr Ohr nicht, oder blieb von ihnen unbefolgt; die schwärzeste That der Hölle, der Kaisermord erfolgte, und noch hatte jene beyden niemand von den unsern gesehen; große Veranlassung für uns, einen von ihnen oder beyde für die Thäter zu halten, und sie mit dem Rachschwerd zu verfolgen.

Dicke Nacht liegt hier noch über Schuld und Unschuld verbreitet, selbst unser Auge, das[299] sonst alles durchdringet, ist zu schwach, hier deutlich zu sehen. Otten von Wittelsbach hält das ganze Reich vor den Mörder, der Bischof von Speyer hat wider ihn zu Frankfurth gezeugt, und er und seine Brüder sind in die Acht gesprochen. Dagegen klagen Kaiser Philipps Töchter an unserm Throne, aber nicht gegen Wittelsbach, dessen Unschuld sie nicht unwahrscheinlich beweisen. Sie rufen Rache in alle vier Winde, sie fordern uns auf, den unbekannten Mörder ihres Vaters aufzufinden, und denn zu richten, und siehe, Alf von Dülmen steht auf, und bekennt sich selbst zu der That. –

Auf! Kalatin, du weißt was in solchem Fall unsere Rache heischt, auf! denn dir ist das Loos gefallen, der Bluträcher zu seyn, und den Kaisermörder zu richten, wo du ihn findest; säume nicht, damit die gemeine Gerechtigkeit nicht ihrer Schwester ein Opfer raube!

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 298-300.
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Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)