Kaiser Otto an Beatrix.

1209.

[297] Prinzeßin, eure Wünsche sind erfüllt, die Rache folgt den Fußtapfen des mörderischen Wittelsbach, nur Täuschung konnte mich bewegen, euch Recht zu versagen; jetzt, da der Bischof von Speyer mir die Augen öffnet, jetzt, da zwey Augenzeugen die Unthat des Pfalzgrafen gewiß machen, jetzt sollt ihr sehen, daß ich Kaiser bin, und zu strafen wisse.

O daß ich hoffen könnte, nur Unwille über den, der es wagte, euch die erste Bitte zu versagen, nicht Abneigung gegen meine Person, nicht Haß gegen den alten Gegner eures Vaters,[297] nicht Verachtung gegen den, welcher ehemals seine Augen vor seinem Glück verschloß, habe euch bewogen, Frankfurth so schnell zu verlassen! Bischof Konrad versichert mich davon, o daß ich die Bestättigung aus eurem Munde oder von eurer Feder erhalten möchte!

Meine Gesandten haben Befehl mit euch, euren Vormündern, und euren Verwandten über die Angelegenheit, welche das Glück meines Lebens betrift, über eure Erhebung auf den Thron Unterredung zu pflegen; wie selig würde ich mich schätzen, mir eure Huld um eine Krone einzutauschen! wie selig Philipps Andenken, zu dessen Feinde mich nur mein böses Schicksal machen konnte, in seiner Tochter Gerechtigkeit wiederfahren lassen zu können.

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 297-298.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Alf von Dülmen
Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)