Herzog Bernhard von Sachsen an Pfalzgraf Otten von Wittelsbach.

1208.

[254] Peter von Kalatin ist gestern hier angelangt, und meldet mir außerordentliche Dinge, Folgen von der Bosheit oder Unüberlegtheit des Herzogs von ** meines diesmaligen Stellvertreters zu Pamiers. O, daß mich Krankheit von dieser Reise abhalten mußte! ich fürchte, bey dem letzten Gericht sind unverantwortliche Sachen vorgefallen, oder vielmehr, ich weiß es gewiß![254] Peter von Kalatin ist so wenig mein Liebling als der eurige, tausenderley ließ sich gegen seinen Charakter einwenden! Aber eins lobe ich an ihm: seine Treue gegen den heimlichen Bund ist eisenfest, und seine Klugheit und Verschwiegenheit unbestechbar, ich traue ihm in gewissen Dingen mehr als irgend einem; sehet hier die Ursach, warum ihr hierdurch unter Eid und Bann erinnert werdet, euch stracks Angesichts dieses, aufzumachen, um vor dem freyen Stuhl zu *** als dem höchsten auf der rothen Erde9 Red' und Antwort über die Vorgänge des letzten Gerichts zu geben. Peter von Kalatin weiß nicht genau, ob ihr gegenwärtig waret, aber Alf von Dülmen war es gewiß, von ihm müßt ihr alles erfahren haben, was uns Sorge macht; auch geht zugleich mit diesem Schreiben ein ähnliches an ihn ab, ihn, gleich euch, vor unser Gericht zu laden. – So wie nach Pamiers an den Herzog von *** noch geschärftere Befehle gelangen. – Von den pohlnischen Händeln ein andermal!

Seyd der Eil erinnert, und aller Freundschaft versichert von

Bernhard, Herzog von Sachsen.[255]

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 254-256.
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Alf von Dülmen
Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)