Irene an Elisen.

1200.

[69] Eine Hoffnung bleibt uns noch, nach so manchen blutigen Händeln, die jener ungerechten unerwarteten Entscheidung des Pabsts folgten, auf die ich all meine Hoffnung setzte. O Elise, freue dich, der ehrwürdige Konrad von Maynz ist von seinem Zuge nach Palästina zurück! Er war der Jugendlehrer deines Vaters, er vermag alles über ihn, so wie hingegen Philipp immer auch seyn Liebling war. In gleicher Achtung steht er mit dem Herzog von Braunschweig, (dem nach seiner Krönung zu Aachen jedermann den Kaisernamen giebt), – und selbst der Pabst fürchtet sich vor ihm, o Elise, was läßt sich von der Vermittelung eines Heiligen, wie Konrad erwarten! Vermittler will er seyn, das hat er meinem Gemahl in den mildesten Ausdrücken geschrieben, und Philipp, der nie etwas von Vermittlung hören wollte, hat zum erstenmal dieses Wort geneigt aufgenommen, er thut noch mehr, er geht der Vermittlung entgegen, und vergiebt sich damit, wie einige Friedensstöhrer wollen, etwas von seiner Hoheit. Ich kann ihn nicht tadeln. Erzbischof Konrad ist ein achtzigjähriger Greis, ist für den geistlichen[69] Vater des Kaisers zu rechnen, dem er die ersten Grundsätze der Tugend ins Herz prägte, es geschieht ihm wohl nicht zu viel Ehre, wenn ihm Philipp zu Gefallen nach Maynz geht, seine Meynung zu hören. Sie sey, welche sie wolle, mir soll sie willkommen seyn. Ein Mann, den die Glorie der Heiligen schon bey lebendem Leibe umstrahlt, kann nicht falsch entscheiden. Wenn er nun auch von gemeinschaftlicher Herrschung mit Otto sprechen sollte, würde das Philipps Hoheit etwas benehmen? da er als der ältere immer den Vorrang behielt, da er durch seine Tochter sich seinen Nebenkaiser noch fester verbinden könnte? Und ich? wär ich denn nicht zugleich Mutter und Gemahlin eines Kaisers? sähe ich nicht meine Kinder um mich her glücklich und das Reich in Ruhe? – O ihr Engel des Friedens beglückt die Anschläge, die jetzt im Verborgenen zu unserer aller Besten reifen, gebt Konrads Worten unwiderstehliche Gewalt, und Philipps Herzen Biegsamkeit![70]

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 69-71.
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Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)