Kaiser Philipp an den Pabst.[97] 5

1207.

Die gelegenste Zeit, einem entfremdeten Freunde zur Aussöhnung die Hand zu bieten, ist die, da er selbst die Unannehmlichkeiten des Zwists zu fühlen und zu wünschen beginnt, Geschehenes möchte ungeschehen seyn; diese Zeit ist, nach einigen Aeußerungen, die man uns aus eurem Munde gemeldet hat, bey euch gekommen, und ich eile, sie nicht zu versäumen.

O Lothar, waren wir auch je Feinde? was entzweyte uns? Kleinigkeiten! – Wohl, so ist es billig, daß euch eine Kleinigkeit, ein vortheilhaft gesprochenes Wort, ein günstiger Rückblick auf vergangene Zeiten uns wieder aussöhne. Ihr wißt selbst, ihr gebrauchtet auch einst selbst dieser Worte gegen mich: alle wichtigere Streitigkeiten, die unter uns vorfielen, waren nicht unsere Sachen, war die Sache der Kirche und des Reichs, laßt uns diese vergessen, und wieder die alten Freunde seyn!

Haben wir euch und die heilige Kirche auf eine Art beleidigt, die ihr nicht ungeahndet vergessen[97] könnt, wohlan so verstehen wir uns zu jeder Genugthuung, die die Versammlung der deutschen Fürsten und das Kardinalskollegium vereint uns zusprechen werden. Erhielten wir ähnliche Beleidigungen von euch, so überlassen wir, mit Entsagung jeder Genugthuung die Sache Gott und eurem Gewissen, weil wir überzeugt sind, daß ihr hier nicht von Menschen gerichtet werden könnt.

Voll Vertrauen auf die ehemals beschworne brüderliche Treue, und noch mehr auf die Vaterliebe, auf welche wir als ein treuer Sohn der Kirche Anspruch machen können, erwarten wir eure Entscheidung; ihr werdet uns wenigstens denn nicht die Rückkehr eurer Zuneigung versagen, wenn ihr die neuen Beweise unseres christlichen Gehorsams gegen die Gebote der Kirche und unserer herzlichen Ergebenheit gegen euch gesehen haben werdet.

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 97-98.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Alf von Dülmen
Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)