Pabst Innozens III. an Kaiser Philippen.

1198.

[57] Ich höre, das Oberhaupt des deutschen Reichs klagt über den Statthalter Christi, wegen einiger Unannehmlichkeiten, die ihm von demselben widerfuhren. – Mögen doch der Pabst und der Kaiser Klage wider einander haben, wenn nur der Graf von Segni und Philipp von Schwaben die alte Freundschaft wiederfinden können. Oder habt ihr dieselbe vergessen? haltet ihr die Kleinigkeiten, die euch, seit ich auf Sankt Peters Stuhl sitze, widerfuhren, für Erneuerungen alter Fehden, die ehemals unter uns vorfielen? – Sollte ich doch nicht glauben, daß Philipp, welcher nun selbst weiß, was höhere Würden oft von uns heischen, so schwachsinnig urtheilen könne! Was der Pabst dem Kaiser Pflicht wegen zuwider thun mußte, das geht ja die Freunde Lothar und Philipp nicht an! Laßt die Kirche und das Reich diese Dinge mit einander ausmachen!

Um euch indessen zu beweisen, wie viel ich euch, meinem alten Freunde, zu Liebe zu versuchen im Stande bin, so hat derjenige, aus dessen Händen ihr dieses vertrauliche Schreiben erhaltet, Befehl, mit euch geheime Unterhandlungen[57] zu treffen, und so viel von euren Beschwerden zu heben, als nur bey unserer Pflicht für das uns befohlne Wohl der Kirche möglich ist.

Lebt wohl, mein Bruder, und empfangt den herzlichsten Glückwunsch zur erlangten Kaiserwürde, und den apostolischen Segen von eurem alten Freunde.

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 57-58.
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Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)