Philipp an Innozens.

1198.

[58] So viel ich mich erinnere, habe ich nie über das geklagt, was mir von Rom her begegnete. Wir Deutsche klagen überhaupt niemals, wir tragen ein Schwerd an der Seite, welches allen Beschwerden ein schnelles Ende macht. – Doch ziehen wir es nie ohne Noth, und es ist mir daher lieb, daß ich von eurem Gesandten, dem Bischof von Sutri Vorschläge gehört habe, die mir nicht ganz unannehmlich dünken. Doch ich gedenke nicht über diese Dinge der einige Richter zu seyn, die deutschen Fürsten mögen die Sache beleuchten und entscheiden.

Daß ihr als Pabst noch der ehemaligen Freundschaft denkt, erfreut mich. Es waren selige[58] Tage, die wir, entfernt von der Höhe, die wir erstiegen haben, verlebten; wollte Gott, sie möchten wiederkehren! – An mir soll es nicht liegen, daß dieses – so fern es möglich ist, – nicht geschehe, auch könnt ihr mir glauben, daß ich den Kaisernamen, den ihr mir in eurem letzten Schreiben zuerst zugestehet, nicht gesucht, nicht euch zum Trotz angenommen habe. Vielmehr hatte ich auch hier, so wie allemal euer Wohl und das Wohl der heiligen Kirche zum Augenmerk. Philipp ist ein treuer Sohn dieser heiligen Kirche, ob er gleich aus ihrem Schooß verstoßen leben muß, er wird ihr und Sankt Peters Nachfolger nicht so viel Unruhe machen, wie mancher andre, auf den die Wahl schier gefallen wär. Nehmt den Herzog von Zähringen, der überall nur auf seinen Nutzen denkt, nehmt den Philosophum, – hätte bald gesagt den Ungläubigen! – Bernhard von Sachsen, und fragt euch selbst, ob Philipp von Schwaben, der euch zu Liebe alles glaubt, was ihr wollt, der freygebige Philipp, der auch bey dieser Gelegenheit Sankt Petern ein Zeichen seines guten Willens zusendet, ob ihr ihn nicht lieber euch gegenüber auf dem Throne seht als jene?

Blos um Unheil für euch zu verhüten, ward ich Kaiser, und aus dem nehmlichen Grunde[59] werdet ihr, hoffe ich, zugeben, das ich es bleibe, als welches sich doch nun nicht ändern läßt.

Hiemit Gott befohlen, von eurem geneigten Bruder Philipp.

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 58-60.
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Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)