Pabst Innozens an den Bischof von Sutri.

1198.

[60] Ich habe ein Schreiben von meinem lieben Sohn und Bruder, Kaiser Philippen erhalten, welches mich bis zu Thränen bewegt hat; er klagt, aus dem Schooß der heiligen Kirche verstoßen zu seyn, welcher er so treulich anhangt. Diesem Jammer muß abgeholfen werden, und ihr erhaltet hiermit Befehl, den frommen Fürsten vom Banne loszusprechen, mit welchem er von unsern in Gott ruhenden Vorfahren wegen einiger im Toskanischen verübten Gewaltthätigkeiten belegt wurde.

Daß dieses auf das feyerlichste geschähe, wär wohl mein heißester Wunsch, doch äußern sich dabey einige Bedenklichkeiten; daher ihr auch dieses Schreiben kaiserlicher Majestät insgeheim zu zeigen, und mit ihr darüber zu rath zu gehen habt.[60]

Die Excommunication unsers theuren Sohns und Bruders ist, so viel uns wissend, nur wenigen bekannt, denn wie möchte er sonst, bey der Verehrung, die noch jedermann für die Stimme Gottes aus unserm Munde hat, durch einhellige Wahl zum Kaiserthum gelangt seyn? Sollen wir nun durch öffentliche Lossprechung erst kund machen, daß er bisher ein Gebundner des Herrn war? würden wir nicht durch dieselbe ihm vielleicht mehr Leid zufügen als Gutes erzeigen? –

Noch einmal, gehet ihr selbst mit unserm Freund, Kaiser Philipp, hierüber zu rath, und was er für gut finden wird, das geschehe; doch habt ihr überall ihn durch eure bessere Einsicht in geistlichen Dingen zu leiten.

Quelle:
Benedikte Naubert: Alf von Dülmen. Leipzig 1791, S. 60-61.
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Alf von Dülmen
Alf Von Dülmen: Oder Geschichte Kaiser Philipps Und Seiner Tochter , Aus Den Ersten Zeiten Der Heimlichen Gerichte (German Edition)