Siebzehnte Szene


[539] Hansi, dann Frau Hußbergerin.


HANSI allein. Juchhe! Ich war ein armer Bub und jetzt bin ich ein reicher Mann! – Und ich hab' ihn richtig da herauskommen g'sehn, ich hab's nur im ersten Schlaf nicht recht g'merkt, daß ich munter bin. Springend. Juchhe!

FRAU HUSSBERGERIN aus dem Gasthause mit der gefüllten Flasche. Was treibt denn der Bub? Wirst still sein so spät auf d' Nacht! Ihn erschrecken wollend. Er wird gleich kommen!

HANSI. Anpumpt! Er war schon da.

FRAU HUSSBERGERIN. Wer?

HANSI. Der Schwarze! Und da schau' d' Frau Mutter her! Ihr die Taler zeigend. Eintausend, zweitausend, dreitausend!

FRAU HUSSBERGERIN das Geld nehmend. Was is denn das?!

HANSI. Achtgeb'n, da gilt jedes Stückl viele tausend Dukaten.[539]

FRAU HUSSBERGERIN. Wie kommst du denn zu dem Geld?

HANSI. Der Schwarze hat mir's geben.

FRAU HUSSBERGERIN. Bub, wennst nicht ordentlich red'st –

HANSI. Wann ich aber schon sag', der Schwarze!

FRAU HUSSBERGERIN. Willst du dein' Mutter für ein' Narren halten?!

HANSI. Ich darf nix verraten!

FRAU HUSSBERGERIN. Verraten? Von wem?

HANSI. Vom Schwarzen.

FRAU HUSSBERGERIN. Na, wart', der Scheckel wird gleich alles herausbringen aus dir!

HANSI. Nein, nein, Frau Mutter, ich sag's schon so. Er is bei der Mamsell Klara g'wesen.

FRAU HUSSBERGERIN. Wer?

HANSI. Der Schwarze! Ich hab' ihn herausgehn g'sehn, und da hat er mir die Menge Geld gegeben, daß i nix verrat'.

FRAU HUSSBERGERIN staunend. Was? Beim Span seiner Schwester?

HANSI. Still! –

FRAU HUSSBERGERIN. Ah, da trifft mich der Schlag! Das wär' das Allerneueste! Ah, da muß ich gleich –! Eilt zu einem Fenster des Hauses rechts und klopft an. Frau Flachsin! Liegt d' Frau Flachsin schon im Bett? – Komm' d' Frau Flachsin a wenig heraus! – Zu Hansi. Geh her, Hansi! Wie hat er denn ausg'schaut?

HANSI. Schwarz!

FRAU HUSSBERGERIN. Als wie a Schlosser?

HANSI. Nein.

FRAU HUSSBERGERIN. Oder wie a Rauchfangkehrer?

HANSI. Nein, als wie a nobler Herr.

FRAU HUSSBERGERIN. Nobler Herr –?! – Ah, das is zum Fraiskriegen!


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 4, Wien 1962, S. 539-540.
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