Elfter Auftritt

[448] Zins, Emilie, Fanny.


ZINS. Dem Kerl muß ich eine Tracht Prügel z'wegen bringen, und wenn mich 's Stuck auf ein' Dukaten kommt.

FANNY zu Zins. Was ist denn eigentlich vorgefallen?[448]

EMILIE. Lieber Herr von Zins, ich bin so erschrocken –

ZINS beiseite. Jetzt geht's in ein'! – Ich mach' ihr meinen Antrag; mag sie mich, dann setz' ich mein ganzes Vermögen dran, sie muß die Meinige werden. Zu Emilie. Mein Fräulein, ich hab' bei Ihrem Herrn Papa um Ihre Hand angehalten und bin abgewiesen worden. Gesetzt, ich hätt' bei Ihnen zuerst angeklopft, was für eine Antwort hätt' ich erhalten?

EMILIE. Herr von Zins, Sie sind mir ein zu schätzenswerter Mann, als daß ich Ihnen meine Gefühle verheimlichen sollte.

ZINS freudig überrascht. Reden Sie –! Beiseite. Sie ist verliebt in mich! O, ich glücklicher Kerl!

EMILIE. Ihnen will ich mein Vertrauen schenken. Möchte mir dies Anspruch auf Ihre Güte erwerben! Gerade Sie könnten viel tun für mein künftiges Glück.

ZINS entzückt. Alles – alles! Reden Sie nur!

EMILIE. Ich fühle mich geehrt durch Ihren Antrag, doch mein Herz gehört schon einem Jüngling –

FANNY zu Zins. Wohlgemerkt, einem Jüngling!

EMILIE fortfahrend. Von edlem Gemüte, aber arm.

ZINS ganz verblüfft. So –?

EMILIE. Sie kennen ihn; er ist der Sohn einer Ihrer Parteien; der Sohn des Trödlers da unten.[449]

ZINS losbrechend. Was? So einen Springinsfeld zieht man einem Hausherrn vor?

FANNY. Ja, die Liebe fragt nichts nach Georgi und Michaeli; Luftschlösser sind ihre liebsten Häuser, ihr Grundbuch ist das Herz, der Zins wird mit Küssen bezahlt.

ZINS böse zu Fanny. Geh' Sie mir aus dem Weg! Ich bin so in Grimm, daß ich mich selber zerreißen könnt'.

FANNY. Sie sind Ihr eigener Herr.

EMILIE ihn besänftigend. Herr von Zins –

ZINS ohne auf sie zu hören, für sich. Ich bin furchtbar abgebrennt. Aber ich weiß, was ich tu'! Der Sohn einer Zu-ebener-Erd-Partei soll über einen Hausherrn triumphieren? Nein, das darf nicht sein! Eilt erzürnt links ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 448-450.
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