[Bittgedicht an die Herzogin Luise Christine von Braunschweig]

[147] O große Herzogin!

Hüll diese meine Bitte

die rein und billig ist in Deinen Vorspruch ein!

ich klagte nicht so sehr wenn ich nicht schmerzlich litte,

denn wenn ich klagen soll so muß es nöthig seyn.

Gieb meinen Worten krafft, daß sie das Herze rühren,

und daß die Königin mich arme Magd erhört,

damit ich nicht mein Guth nur darum muß verliehren,

weil es der Müller hat von Ihr für sich begehrt.

Du weist bey Hofe muß die Wahrheit öffters leiden

daß sie verstecket wird, nimm Du Dich meiner an,

laß mich Dein Hohes Wort vor ihrem Thron begleiten,

ich will nur redlich seyn sonst hab ich nichts gethan.

ich habe Müllern nicht von seinem Brod verdrungen,

ich habe nichts gesucht was ihm könt schädlich seyn,

nun ist ihm durch Betrug einmahl ein Streich gelungen

so dringt er mit Gewalt in mein Vermögen ein;

Belügt den Landes Herrn, und braucht die Höchste Gnade

zu nichts als nur dem Troz damit genug zu thun,

daß er mich elend macht, und daß mein gröster Schade

allein in seiner Macht und Willen soll beruhn.

Er bittet was das Land ganz in Verwundrung sezet,

denn so ists nicht erhört, daß man Contracte bricht,

Er macht die Sache klein daß man sie gar nichts schäzet

und daß man sie wohl gar von Recht und gültig spricht.

Augustus weiß es nicht, wer soll die Wahrheit sagen

sonst spräch er nicht mein Guth dem bößen Müller zu,

unmöglich könt es seyn daß er mich ließ verjagen.

Sprich große Frau vor mich, wer kennt mich sonst als Du?[147]

Du kennst dem Müller auch Du kennst auch meine Leute

Du hast so viele Jahr uns öffters Gnad geschenkt

Verlaß mich nicht iezund, erhöre mich auch heute,

weil sich mein armes Herz so gar empfindlich kränckt

Sprich hab ich was gethan, ob alle meine Sachen

nicht wahr und redlich sind, ob Wercke Wort und that,

nicht unsre Spiele rein und sehens würdig machen,

und ob man über uns in was zu klagen hat!

Dein Herzog hat uns gar dis schwere Jahr erhalten

da mich, die Trauerzeit, mein Vaterland verließ

und nach dem ersten Spruch von unsern lieben alten

mit schmerzlichen Verlust der Nahrung trauern hieß;

wär dieses nicht geschehen, so wär schon mehr verlohren,

wir alle wären schon in schlechtern Stand gesezt,

doch seine Gnade hat uns mehr darzu erkohren

daß unser Werck besteht und es so werth geschäzt.

Gott danckt an meiner statt Euch mit dem reichsten Seegen

ich arme habe nichts davor genug zu thun,

kan Schmerz und Herzeleid Dein Hohes Herz bewegen,

Ach so erbarme Dich! sprich für mich! Hilff mir nun!


Quelle:
Friedrich Johann Freiherr von Reden-Esbeck: Caroline Neuber und ihre Zeitgenossen. Leipzig 1881, S. 147-148.
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