13. Am vierdten Sontage nach der H. drey König Tage

[210] Zun Röm. am 13.


Auff den 39. Psalm

Das, was ihr solt einander schuldig seyn,

Sey Lieben ohne falschen Schein;

Wer Liebesgunst mit Liebesgunst vergielt,

Der hat schon das Gesetz erfüllt.

Die Liebe bleibt, sie ist es, die der Welt

Und auch dem Himmel selbst gefällt.


Gott der befihlt: Gedenck' an Ehespflicht,

Verlaß sie, tödt' und stihle nicht,

Es komme dir kein falsches Zeugniß ein,

Laß Lust zu frembden Sachen seyn.

Diß thun versteht in diesem Worte sich:

Den Nechsten lieb' als selber dich.
[210]

Die Satzungen, so du zu halten hast,

Sind in's Wort Lieben eingefast.

Die Liebe liebt mit Treuen jederman,

Kein Böses wird von ihr gethan.

Er setz' ihm für der rechten Liebe Ziel,

Wer das Gesetz erfüllen will.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 210-211.
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